Kirchheim

Zwei Gitarristen zeigen sich in Bestform

Veranstaltung In der Kirchheimer Bastion treffen zwei Musiker-Generationen aufeinander. Yasmin Hofer und Werner Dannemann liefern ein perfektes Konzert. Von Günter Kahlert

Großartige Performance: Werner Dannnemann und Yasmin Hofer verstehen sich auch auf der Bühne blendend.Foto: Günter Kahlert
Großartige Performance: Werner Dannnemann und Yasmin Hofer verstehen sich auch auf der Bühne blendend. Foto: Günter Kahlert

Was für eine Kombination! „Yasi meets Dannemann“ heißt das Projekt der beiden, eine junge Ausnahme-Gitarristin trifft auf ein Urgestein aus der Blues-Rock-Szene. Eine reizvolle Sache, ganz offensichtlich, die Bastion ist proppenvoll, das Konzert schon lange im Voraus ausverkauft. 40 Jahre liegen zwischen Yasmin Hofer und Werner Dannemann, sie 27, er 67. Spielte aber keine Rolle. Nur Anne Kenner konnte es sich bei seiner Begrüßung nicht verkneifen, dass „der Werner quasi mit seiner Enkelin auf der Bühne steht“. In jedem Fall sorgte es für Heiterkeit bei den Musikern und im Publikum. Eine Stimmung, die sich durch den gesamten Abend ziehen sollte.

Einstieg erst mal mit Yasi alleine, am Schlagzeug Dannemanns „Lieblingsdrummer“ Thomas Göhringer, am Bass Steffen Knauss, der zur Stammbesetzung in der eigenen Band der 27-Jährigen gehört - ein vielversprechender Auftakt. Yasmin Hofer legt mit ihrer Gitarre einen filigranen Klangteppich, der immer wieder in eingängige Riffs übergeht. Auch das gehört zu ihrem Markenzeichen, keine aus­ufernden Ego-Trips auf der Gitarre, sondern mit einem absoluten Gespür für das Setzen der richtigen Akzente - und das mit einer geradezu unglaublichen Leichtigkeit.

Perfekte Harmonie

Dann stößt Werner Dannemann dazu. Sie spielen Yasis Song „Come on to me“, sehr bluesig, mit leicht jazzigen Anklängen, wobei eines an diesem Abend sofort jedem klar wird: Die „Junge“ und der „Alte“ harmonieren perfekt miteinander, nicht nur musikalisch, auch menschlich. Da ist einfach unbändige Spielfreude dabei, und ganz offensichtlich inspiriert Yasmin Hofer den Blues-Rocker. Werner Dannemann läuft während des Abends zur Höchstleistung auf. Ein Beispiel: bei dem Dannemann-Stück „Clusters“ duellieren sich die beiden quasi mit Riffs und Soli. Nein, es unterliegt keiner, die beiden liefern ein begeisterndes Stück Rock ab. Doppelte Rock-Gitarre klingt einfach mitreißend, und hier sind zwei exzellente Gitarristen am Werk, die sich kongenial ergänzen.

Zum Schluss des ersten Sets zieht Yasmin Hofer nochmal alle Register. Bei dem Intrumentalstück „City Of Greenfields“ setzt sie für einige Solo-Parts die „Fingertapping“-Technik ein. Dabei werden mit beiden Händen auf dem Griffbrett Töne gespielt, so etwas wie ein Doppelsolo. Die dadurch erzeugten Klangkaskaden sind irgendwie nicht von dieser Welt, fast wird einem schwindelig beim Zuhören - da wird Yasi zur Saitenartistin.

Zur Einordnung kurz die Story von Yasmin Hofer: Mit zwölf entdeckt die Ulmerin ihre Leidenschaft für die Gitarre, ihr Gitarrenlehrer führt sie an die Spieltechniken Steve Vais heran, einem der weltweit genialsten Gitarristen. Keine einfache Aufgabe, aber sie übt, jeden Tag, stundenlang, lebt für die Musik. Mit 14 dann das erste Highlight, Steve Vai hat von ihr gehört und holt sie bei einem Ulmer Konzert auf die Bühne. Mit dem Idol gemeinsam zu spielen ist für den Teenager natürlich unglaublich. Die weiteren Stationen: Musikhochschule Stuttgart und ein Stipendium am berühmten Berklee College of Music in Boston, wo neben zahllosen Musikgrößen auch ihr Vorbild Steve Vai studiert hat. Heute ist die 27-Jährige selbst eine Größe in der Szene, gilt als Gitarren-Virtuosin.

Aber zurück in die Bastion. Es werden nicht nur eigene Stücke gespielt, es gibt auch die Rock-Classics, die zu Werner Dannemanns Standard-Repertoire gehören. „White Room“ von Cream ist so ein Titel, den die vier in einer klasse Version spielen. Eric Clapton, Jack Bruce und Ginger Baker hätten nicht anders geklungen. Und gegen Ende noch eine Hendrix-Session, mit einem kleinen Anschub von der Bar. Werner Dannemann: „I brauch jetzt en Rotwei, sonscht kann I koin Hendrix spiela!“ Breites Grinsen bei den Zuhörern. Bekommt er, spielt er. „Purple Haze“, „Hey Joe“ und „The Wind cries Mary“ als Medley und dann eine Long-Version von „All along the watchtower“. Das ist schon gut.

Im Zugabenteil kommt auch noch Anne Kenner mit seiner Blues-Harp auf die Bühne. „Jammen“ mit der Band, ein schöner Abschluss. „Yasi meets Dannemann“ - ein gelungenes Projekt, gerne mehr davon.