Kirchheim. Michael Holz hat sich leicht verspätet. Er hat noch die druckfrischen Programmhefte zur größten Kirchheimer Veranstaltung im Jahr abgeholt. Die Vorbereitungen zum Mammutprojekt 2016 sind weitgehend abgeschlossen. „68 Bands und DJs, 50 verschiedene Schauplätze, 12 Bühnen“, fasst Michael Holz das Musiknachtangebot zusammen. Er erwartet dazu bis zu 15 000 Besucher – wenn das Wetter mitmacht. Das alles auf die Beine zu stellen und umzusetzen, bedeutet wie in jedem Jahr einen großen Organisationsaufwand. Doch die „Musiknacht-Manager“ Holz und Kenner ziehen das jetzt seit fast zwei Jahrzehnten mit viel Herzblut, großer Professionalität und viel Erfolg durch.
„Wir haben ein Gerüst“, spielt Andreas Kenner den enormen Aufwand herunter. „Viele Bands bewerben sich. Wir könnten im Grunde drei Musiknächte machen von der Zahl der Bewerber her.“ Die Kirchheimer Musiknacht gilt mittlerweile als eine der bekanntesten im Land. Wer als Band etwas auf sich hält, will hier mal dabei sein.
Den Bands aufgrund des Andrangs abzusagen, fällt Michael Holz schwer. „Einerseits will man auch mal neue Impulse setzen, andererseits haben wir natürlich ein paar feste Größen wie Calo Rapallo.“ Zu den Gesetzten zählen unter anderem auch die „Bang Bags“, die „Flipmans“ oder „Miss Foxy“. Der Wirt am Schlossplatz will überhaupt nur die „Dicken Fische“ vor seiner Tür. Die Favoriten und „Rampensäue“ haben sich also im Laufe der Jahre herauskristallisiert. Die haben ihr eigenes Publikum, da ist Stimmung garantiert. Manche Bands kommen jedes Jahr.
Bei aller Routine gehört für Holz und Kenner aber auch Experimentierfreude zur Musiknacht. Sie erinnern sich, dass letztes Jahr in der Milchbar eine ziemlich schrille Lady schräge Töne angeschlagen hat, was unerwartet gut ankam. Oder vor zwei Jahren wurde eine Harfenkünstlerin engagiert. Andreas Kenner hat sich „dann erst mal geopfert, damit wenigstens einer zuhört. Wir waren völlig überrascht, als wir auf einmal noch 50 Stühle zusätzlich reinstellen mussten.“
Bis die „Partymeile“ steht, kümmert sich eine kleine Armee von Leuten um den Aufbau der Bühnen, der Licht- und Soundanlagen, es gibt Absperrungen, Umleitungen, Parkverbote, reservierte Parkplätze, Hinweisschilder. Über 80 Sicherheitsleute werden in der Fußgängerzone unterwegs sein. Die Fußballvereine aus Dettingen und Holzmaden bauen die Bühnen auf und ab, verschiedene Firmen kümmern sich um die Stromversorgung und vieles mehr, der städtische Bauhof um Beschilderungen. Manches kann schon am Tag vorher erledigt werden. Allerdings: Der Marktplatz und die Außenbereiche verschiedener Geschäfte sind bis Samstagnachmittag geöffnet. Da heißt’s nach Ladenschluss schnell sein mit den letzten Aufbauten, denn dann stürmen schon die Zuschauer die Locations. Da muss vorher alles punktgenau passen und jeder Handgriff sitzen.
Michael Holz und Andreas Kenner halten auch in diesem Jahr die Fäden in der Hand. Der ehemalige „Bärenwirt“ ist alles andere als in Rente gegangen. Er berät nun verstärkt andere Gastronomen, organisiert im Hintergrund und kann sich der Musiknacht widmen, die rechtlich unter „Holz GmbH“ läuft.
„Es ist ja jetzt auch nicht so, dass du 24 Stunden bloß noch im Landtag sitzt“, sagt der Landtagsabgeordnete Andreas Kenner. „Anne“ engagiert sich bei der Musiknacht im gleichen Maß wie vor der Wahl. Er verteilt zum Beispiel Programmhefte in Kneipen und Straßencafés oder klebt Plakate. „Das ist irgendwie auch ein Hobby von mir“, sagt er und versichert, dass natürlich außerhalb Kirchheims eine beauftragte Firma diese Jobs erledigt. „Aber hier in Kirchheim haben wir das schon immer so gemacht.“
Wie in den Jahren zuvor werden Holz und Kenner ein kleines Ritual pflegen. Drei Wochen nach der Veranstaltung entscheiden die beiden, ob und wie es im nächsten Jahr weitergeht. Kenner hat seiner Frau Barbara „eigentlich versprochen, dass ich mit 60 aufhöre. Das wäre dann im Dezember“. Allerdings stünde 2017 ein Jubiläum an: Es wäre die 20. Veranstaltung unter gleicher Regie.