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100 Mal mit dem Rad über die Alpen

Sport Harald Meissner aus Wiesensteig ist begeisterter Mountainbiker. Als Guide führt er Gruppen Gleichgesinnter sechs oder sieben Mal im Jahr mit dem Fahrrad gen Süden. Von Heike Siegemund

Am Ende diesen Jahres wird Harald Meissner aus Wiesensteig (unten) sechs Mal mit dem Rad über die Alpen gefahren sein. Die Grupp
Am Ende diesen Jahres wird Harald Meissner aus Wiesensteig (unten) sechs Mal mit dem Rad über die Alpen gefahren sein. Die Gruppen, die er anführt, steigen nur vom Rad, wenn es nötig ist, etwa bei überschwemmten Wegen.Fotos: pr/Heike Siegemund

Wer kann schon von sich behaupten, mehr als 100 Mal mit dem Fahrrad über die Alpen gefahren zu sein? Harald Meissner aus Wiesensteig kann. Sechs oder sieben Mal im Jahr schnappt sich der 53-Jährige eines seiner Räder und fährt auf unterschiedlichen Routen - meist auf Alpencrosswegen - zum Gardasee, Comer See oder ans Mittelmeer ins italienische Grado oder über das Salzburger Land und Kärnten ins slowenische Izola.

Harald Meissner ist dabei nicht alleine unterwegs: Seit 17 Jahren arbeitet er freiberuflich für die Münchener Firma ULPTours und bietet als Guide Alpenüberquerungen mit dem Fahrrad an. „Pro Gruppe sind immer zwischen zehn und zwölf Leute dabei“, erzählt der Wiesensteiger, der hauptberuflich bei der Schutzpolizei Nürtingen als Jugendsachbearbeiter arbeitet. Das Radfahren ist die große Leidenschaft von Harald Meissner, der insgesamt acht Bikes sein Eigen nennt und fast jeden Tag mit dem Rad zu seiner Arbeitsstelle nach Nürtingen fährt.

Die Touren gen Süden starten meist in Garmisch-Partenkirchen, am Tegernsee oder im Chiemgau. An diesen Ausgangspunkten treffen sich die Teilnehmer, um dann mit dem Bike die Alpenüberquerung in Angriff zu nehmen. Mit dabei haben sie Rucksäcke, ihr sonstiges Gepäck wird in Bussen von Hotel zu Hotel gebracht. „Sie sind mit einem All-inclusive-Paket ausgestattet“, sagt Meissner schmunzelnd. Gestartet wird am Morgen zwischen 8 und 9 Uhr. Zur Mittagszeit wird eine längere Pause eingelegt. Zwischen 16 und 17 Uhr kommt die Gruppe am jeweiligen Hotel an, in dem die Teilnehmer übernachten. Fünf bis sechs Tage sind die Teilnehmer pro Tour unterwegs. Die Rückreise zum Ausgangspunkt erfolgt mit Reisebussen, die mit Fahrradanhängern ausgestattet sind.

Erst Bergsteiger, dann Biker

Harald Meissner war schon immer begeisterter Sportler und früher als Bergsteiger aktiv. 1980 trat er als 15-Jähriger der Sektion Geislingen des Deutschen Alpenvereins bei. 1999 absolvierte er die staatlich geprüfte Ausbildung zum Fachübungsleiter Mountainbike und durfte fortan Touren anbieten. Nach einigen Jahren wechselte er zur Sektion Göppingen. Mittlerweile gehört er der Sektion Stuttgart an.

Schon Ende der 1990er-Jahre begann er, für zwei unterschiedliche Reiseveranstalter Radtouren anzubieten - auch die sogenannte Heckmair-Tour von Oberstdorf an den Gardasee. „Das hatte damals gut eingeschlagen. Auch einige Touren rund um den Mont Blanc habe ich gemacht“, erinnert er sich. Mittlerweile ist er für die Firma ULPTours tätig, die Touren in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden zur Wahl stellt: „Es gibt light und medium. Die Kilometeranzahl ist jeweils dieselbe, aber die Höhenmeter unterscheiden sich“, informiert Meissner. Auch Touren speziell für E-Bike-Fahrer gibt es.

Botschafter der Regionen

In diesem Jahr wird der Wiesensteiger insgesamt wieder sechs Mal die Alpen überquert haben. Eine spezielle Lieblingstour hat er dabei nicht, wobei das Ziel Gardasee immer besonders schön sei, betont er. Es sei jedes Mal beeindruckend, „vom Hochgebirge ins mediterrane Flair zu kommen, das der Gardasee ausstrahlt“. Doch auch die Natur in Slowenien sei ein Highlight, zum Beispiel das tiefblaue Wasser der Soca. Ein Erlebnis sei es außerdem generell, in den Bergen an Gletschern vorbeizufahren: Bei der hochalpinen Tour, die entlang der Greitspitze am Grenzkamm zwischen Ischgl und Samnaun führt, erreiche man einen Pass auf knapp 2 900 Metern. Gefahren wird immer - auch bei Regen oder Schnee, sagt Meissner. Ein größerer Unfall habe sich zum Glück noch nie ereignet, höchstens Stürze mit Schürfwunden. Harald Meissner ist es bei seinen Touren auch wichtig, den Teilnehmern Informationen über die Gegend mitzugeben, durch die sie mit dem Rad fahren: „Ich informiere die Leute über die Kultur und Geschichte sowie die Botanik der jeweiligen Region.“

Der 53-Jährige ist gerne mit Gleichgesinnten unterwegs, mit denen er die Schönheit der Natur erleben kann. Dass der Mountainbikesport bei manchen einen negativen Ruf genießt, bedauert er sehr. „Ich will den Leuten die Begeisterung für diesen Sport vermitteln und ihnen klarmachen, dass man auch auf ausgewiesenen Wegen fahren und dabei Spaß haben kann.“ Für den Wiesensteiger steht fest: „Die Faszination Radfahren ist eine klasse Sache.“

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So kann man mitmachen

Die Radtouren über die Alpen werden zwischen Mai und September angeboten. Um daran teilnehmen zu können, sollte man laut Harald Meissner ein geübter Radler sein und eine gute Kondition haben. „Fünf Stunden am Stück sollte man schon im Sattel sitzen können“, sagt er. Außerdem sollte man zwischen 400 und 500 Höhenmeter am Stück durchradeln können und im Jahr der Tour vorher zwischen 2 000 und 2 500 Kilometer auf dem Rad gesessen haben. Unabdingbar sei die passende Ausrüstung. Wer möchte, könne auch bei der Firma ULPTours ein Rad ausleihen. Weitere Informationen gibt es im Internet auf www.ulptours.de.hei