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30 000 Euro in Tests investiert

Corona Schlierbach zieht nach einem Jahr Pandemie Bilanz. Verwaltungsmitarbeiter gelangen an ihre Grenzen, aber die Gemeinde gebe nicht auf. Von Volkmar Schreier

Die dritte Welle hat auch Schlier­bach voll im Griff. Wegen der hohen Inzidenz im Landkreis Göppingen sind Schulen und Kindergärten bis auf eine Notbetreuung geschlossen. Derzeit (Stand Montagabend) sind in Schlierbach elf Menschen infiziert, 17 weitere befinden sich in Quarantäne - und jeder Fall beschäftigt das Ordnungsamt zusätzlich, wie Amtsleiterin Jessica Brabandt berichtet: „In der Regel macht uns jeder Fall mindestens eine Stunde Arbeit.“ Quarantäneanordnungen müssen ausgesprochen werden, Kontaktpersonen abtelefoniert und informiert werden - und das natürlich auch am Wochenende.

Das Ordnungsamt fährt entsprechend mittlerweile Schichtdienst. Immerhin: „Oft haben die Betroffenen schon selbst ihre Kontakte verständigt und können uns entsprechend Kontaktlisten zur Verfügung stellen. Das hilft uns ungemein“, freut sich Ordnungsamtsleiterin Brabandt über die aktive Mithilfe der Schlierbacherinnen und Schlierbacher. Aber auch viele Firmen kommen mit Fragen auf das Ordnungsamt zu, gerade was die Bestimmungen zur Rückreisequarantäne angeht. „Der Mitarbeiter muss ins Ausland, eine Maschine einrichten, ist so eine häufige Fragestellung“, erzählt sie - und auch hier versucht die Verwaltung, mit Rat und Tat zur ­Seite zu stehen.

Ungezählte Überstunden, sich ständig ändernde Verordnungen und Gesetze: „Seit über einem Jahr herrscht bei uns im Rathaus Ausnahmezustand“, berichtet Schlierbachs Bürgermeis­ter Sascha Krötz. Und ist trotzdem stolz darauf, was Gemeindeverwaltung und viele Ehrenamtliche im Ort bisher auf die Beine gestellt haben: Einkaufshilfen für die Über-80-Jährigen wurden organisiert, ein Maskenverkauf im Rathaus installiert, Feuerwehr und DRK haben eine Schnellteststation aufgebaut und zudem hat die Dia­koniestation gemeinsam mit der Gemeindeverwaltung für Montag, 3. Mai, ein Popup-Impfzentrum für alle Über-70-Jährigen und Pflegekräfte in die Gemeinde geholt.

Das Bauamt ist zum „zentralen Beschaffungsamt“ mutiert: Masken, Laptops, Desinfektionsmittel und vieles mehr muss besorgt werden. Mittlerweile 30 000 Euro hat die Gemeinde für Schnelltests ausgegeben, um ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern regelmäßige Tests anbieten zu können. In der Anfangszeit, bevor es die Laientests gab, haben Ivonne Maurer, Pflegedienstleiterin der Diakoniestation, und ihr Kollege Johannes Rüger vom Alexanderstift ehrenamtlich getestet - gerade auch die Erzieherinnen in den Schlierbacher Kindergärten. Und seit Anfang März betreiben die Freiwillige Feuerwehr und das DRK gemeinsam eine öffentliche Schnellteststation am Feuerwehrmagazin. An drei Tagen in der Woche hat der Test-Drive-in geöffnet: Mittlerweile sind dort über 2000 Tests durchgeführt worden.

Trotzdem muss im Rathaus auch das Tagesgeschäft weitergehen - Corona kommt dazu noch oben auf. Eine Belastung, die sich so langsam aber sicher auch bei den Verwaltungsmitarbeitern niederschlägt. „Manche sind mittlerweile am Limit oder auch schon darüber hinaus“, gibt Bürgermeister Sascha Krötz zu und bittet die Schlierbacherinnen und Schlierbacher um Nachsicht, falls eine nicht ganz so wichtige E-Mail erst am nächsten Tag beantwortet wird. „Da werden wir oft unseren eigenen Ansprüchen nicht mehr gerecht.“ Das schmerze dann schon. Aber: „Wir kämpfen weiter.“