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40. Aktion erzielt Rekordsumme

Abschluss Erstmals in der Geschichte der Teckboten-Weihnachtsaktion fiel die offizielle Spendenübergabe aus. Das ändert nichts am tollen Ergebnis. Von Irene Strifler

Der Jubel musste diesmal im stillen Kämmerlein stattfinden, dennoch haben sich alle Beteiligten über das stattliche Ergebnis der
Der Jubel musste diesmal im stillen Kämmerlein stattfinden, dennoch haben sich alle Beteiligten über das stattliche Ergebnis der Weihnachtsaktion sehr gefreut. Foto: Jean-Luc Jacques

Besondere Zeiten erfordern besondere Herangehensweisen. So wurde das Geld für die Initiativen, denen die Teckboten-Weihnachtsaktion heuer zugute kommt, erstmals per Verrechnungsscheck übermittelt. - Aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus war eine öffentliche Übergabe unmöglich. Das ändert nichts daran, dass die Summe Grund zur Freude bietet: Im 40sten Jahr des Bestehens der Weihnachtsaktion konnte tatsächlich ein Rekord erzielt werden. Dank dem Einsatz der Leser und Geschäftsleute sprengte das Spendenbarometer die 80 000er-Marke: 80 130 Euro sind exakt zusammenkommen. Jeweils ein Drittel, also 26 710 Euro, können die einzelnen Organisationen für ihre Vorhaben verwenden.

Eine begeisterte Dankesmail lief vom Brückenhaus auf den Redaktions-PC auf. „Unfassbar, mit wieviel Ideen und Großzügigkeit so viele dazu beigetragen haben, diese hohe Summe zu erreichen“, freute sich das Team um Birgit Häbich-Kampourakis und dem Vereinsvorsitzenden Willi Kamp­hausen. Vielleicht hat die Freude sogar noch jemand in der Nachbarschaft der Geschäftsstelle mitbekommen, denn angeblich wurde ausgiebig lautstark gejubelt. Jetzt wird das Team die Suche nach einem „Nachfolger“ für den altgedienten VW-Bus mit viel Elan angehen, vergleichen, anschauen und dann eine Wahl treffen. Dass die Brückenhäusler bei Vorort-Besichtigungen erst einmal noch „ausgebremst“ werden und - der aktuellen Lage geschuldet - noch Zurückhaltung üben müssen, mindert die Freude nicht. Wichtig ist, wie es Willi Kamphausen formuliert, dass es, nachdem das langjährige Domizil vor fünf Jahren der Abrissbirne zum Opfer fiel, bald wieder eine Art „Mobiles Brückenhaus“ geben wird.

Reinhard Eberst, der Leiter der Diakonischen Bezirksstelle in Kirchheim, freut sich mit seinem Team ebenfalls riesig über die stolze Summe der Teckboten Weihnachtsaktion. Die Einrichtung erlebt in jüngster Zeit verstärkt Nachfrage durch Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben: „Die sozialen und finanziellen Lebensumstände der Betroffenen erfordern gerade in Coronazeiten im besonderen Maße Beratung und Hilfestellung“, berichtet Reinhard Eberst. Speziell der Notsorgefonds wird stark in Anspruch genommen. Vielen macht das Virus einen Strich durch die Rechnung. So hat beispielsweise ein Paar Hilfe gesucht, das vier Kinder großzieht. Obwohl die Stellen der Eltern bislang noch nicht von Kurzarbeit betroffen sind, mussten sie schon bisher mit ihrem Einkommen ganz genau rechnen. Jetzt sind günstige Artikel im Supermarkt Mangelware. Der Kauf teurerer Markenprodukte belastet das Budget. Zuletzt konnte die Familie ihre Telefonrechnung nicht mehr bezahlen - dabei sind gerade Telefon und Internet in Zeiten geschlossener Schulen extrem wichtig.

Bei der Stiftung Tragwerk freut sich Vorstandvorsitzender Jürgen Knodel mit seinen Leuten über die Spende der Teckboten-Leser. Er bestätigt, dass die Berichterstattung in der Zeitung sehr hilfreich war, denn daraufhin meldeten sich Interessenten, die junge Menschen beim Start ins Leben unterstützen wollen. Doch es geht auch um Hardware: „Mit dieser finanziellen Unterstützung ist es möglich, Wohnungen zu renovieren und auszustatten“, betont Knodel. Gespräche mit Vermietern laufen bereits. Für zwei junge Leute wurden schon Wohnungen von der Stiftung angemietet, und die Mietverträge sollen demnächst auf die jungen Menschen übertragen werden. - Ganz so, wie es das Projekt Starthilfe vorsieht.

Teckboten-Verleger Ulrich Gottlieb, Vorsitzender des Vereins „Gemeinsam für eine gute Sache“, ist erfreut über den guten Zuspruch und die breite Unterstützung der Aktion der örtlichen Lokalzeitung durch die Leserschaft und die Geschäftswelt. Damit sei die Finanzierung wichtiger Projekte gesichert. Zudem sei es wieder einmal gelungen, Projekte, die sonst nur Betroffenen bekannt sind, durch die Berichterstattung des Teckboten in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Beide Aspekte zusammen machen seit nunmehr vier Jahrzehnten den Charme und den Erfolg der Teckboten-Weihnachtsaktion aus.

3Nachgemeldet wird hiermit noch eine Spende in Höhe von 200 Euro von der Heimatortsgemeinschaft Sankt Martin, zu der der Hausmeister der Kirchheimer Stadthalle, Hans Hubert, zählt. Die Ortsgemeinschaft hat an Silvester einen rauschenden Ball veranstaltet in der Stadthalle und einen Teil vom Erlös gespendet. Tanzfreunde können sich den 31. Dezember schon mal im Kalender anstreichen, denn dem Vernehmen nach soll es eine Neuauflage des Balls geben.

Wem kommt das Geld zugute?

Weihnachtsaktion Starthilfe heißt das neue Projekt der Kirchheimer Stiftung Tragwerk. Es richtet sich an alle Jugendlichen, die diese Starthilfe nicht wie üblich von ihren Eltern und ihrem Umfeld erhalten. Sie erhalten Unterstützung durch Paten, die sie begleiten, aber auch Geld für Anschaffungen für den ersten eigenen Haushalt.

Der Brückenhaus-Bus wurde 2003 durch die Teckboten-Weihnachtsaktion mitfinanziert und erhält nun einen Nachfolger. Er dient als Transportmittel, taugt als Spielmobil und ermöglicht Freizeitunternehmungen. Das Fahrzeug ist umso wichtiger, seit das Brückenhaus im Jahr 2015 abgerissen wurde.

Der Notsorgefonds der Diakonischen Bezirksstelle ermöglicht finanzielle Unterstützung in Notsituationen. Der Fonds speist sich aus Spenden und Opfern. Er kommt zum Einsatz, wenn schnell und unbürokratisch Hilfe vonnöten ist. 230 Mal wurde im Vorjahr durch den Notsorgefonds geholfen. ist