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40 Prozent Energie einsparen

Industriedienstleister Riempp entwickelte Energiemanagementsystem für Gebäude

Das Wort von der Industrie 4.0 ist in aller Munde. Friedrich Riempp hat diesen Begriff für sein Energiemanagementsystem adaptiert, nur dass bei ihm nicht die Maschinen miteinander kommunizieren, sondern die Energieverbrauchsquellen. Vor einem Jahr ist das Unternehmen damit an den Start gegangen und stößt bundesweit auf Interesse.

Oberboihingen. Vor Kurzem hat Riempp mit der Stuttgarter BMW-Niederlassung einen dicken Auftrag für sein System „Emsyst 4.0“ an Land gezogen. Ziel sei es, Energie einzusparen, zum einen durch effizientere Verbrauchsquellen, aber auch durch die zeitweilige Drosselung oder Abschaltung aller Verbraucher, die nicht benötigt werden, erläutert Friedrich Riempp: „Die beste Energie ist die, die nicht verbraucht wird.“

In der Stuttgarter BMW-Niederlassung werden jährlich auf 2 500 Quadratmetern Schaufläche 4 000 Neuwagen verkauft und auf 6 000 Quadratmetern Halle in vier Etagen 4 500 Gebrauchtwagen. Hinzu kommen eine Werkstatt mit 1 000 Quadratmetern, die Verwaltung sowie Präsentationsflächen für Motorräder im Tiefgeschoss. 350 Mitarbeiter sind dort beschäftigt. Für die Bewirtschaftung aller Flächen beliefen sich die Energiekosten im vergangenen Jahr auf 600 000 Euro. Die Firma Riempp, die seit 2011 die Haustechnik dort wartet, hat nun – im Zusammenhang mit einem ohnehin geplanten Umbau – einen Maßnahmenplan erstellt, wie die Verbräuche der Immobilie gesenkt werden können. Für 800 000 Euro zum Beispiel wird die gesamte Beleuchtung auf effizientere LED-Lampen umgestellt, die etwa 60 Prozent weniger Strom verbrauchen, was allein schon zu einer jährlichen Kostenersparnis von 160 000 Euro führt.

Das Prinzip der Steuerungssoftware von Riempp basiert darauf, unnötige Verbräuche zu vermeiden. Wenn etwa die Kühlung läuft oder Fenster offen stehen, schaltet die Heizung ab. „Das wird als Kostenfaktor oft unterschätzt“, sagt Friedrich Riempp. Und wenn in Räumen sich eine Zeit lang nichts bewegt, geht die Beleuchtung nach einer programmierten Frist aus. Weil die Autos mit 800 Lux illuminiert werden, steuert die Software, wie viel künstliches Licht dazugegeben werden muss, und zwar nur dann, wenn ein Betrachter in der Nähe ist. Ansonsten dämmern die Pkw bei 200 Lux. Erfahrungswerte zeigen, dass sich über alle Bereiche hinweg 40  Prozent Energiekosten einsparen lassen.

Den verbleibenden Strombedarf wird eine Photovoltaik-Anlage an der Fassade des Parkhauses liefern. 1,2 Millionen Euro investiert das Stuttgarter Autohaus in die Modernisierung. Laut Riempp amortisiert sich diese Summe in vier Jahren. BMW habe Interesse signalisiert, das System bundesweit in den Niederlassungen einzusetzen.

Mit der Steuerungssoftware lässt sich nicht nur regeln, wann zum Beispiel welcher Konferenzraum auf wie viel Grad vorgeheizt und die Raumbeleuchtung eingeschaltet werden soll. Es lassen sich auch Lastspitzen entzerren. Droht ein festgelegter Wert überschritten zu werden, werden vorher definierte Anlagen wie zum Beispiel die Klimaanlage für kurze Zeit gedrosselt oder abgeschaltet. „Unser System kommuniziert ständig mit allen Verbrauchern“, sagt Riempp. Auch zeitlich unterschiedliche Stromtarife lassen sich beim Verbrauch berücksichtigen. Durch die offene Struktur könne das System individuell den Anforderungen des Kunden angepasst werden.

Eine Dokumentation der Energiedaten sorgt nicht zuletzt dafür, dass die Einhaltung von DIN-Normen nachgewiesen werden kann. Sie dient auch als Basis für das Energie-Audit, das Unternehmen ab einer bestimmten Größe bis 5. Dezember dieses Jahres erstmals machen müssen.

Über 15 Mal habe er sein System inzwischen verkauft, berichtet Friedrich Riempp. Drei Jahre lang wurde daran entwickelt, vergangenes Jahr ging man damit auf den Markt. Etwas über eine Million Euro investierte das Unternehmen, das sonst als Dienstleister in der Industriewartung unterwegs ist und rund 170 Mitarbeiter beschäftigt, in die Entwicklung. Sie wurde im Zuge der Energiewende mit Bundesmitteln gefördert. Reputationen wie die von BMW hätten den Auftragseingang von 2,5 Millionen Euro auf aktuell neun Millionen Euro hochschnellen lassen, freut sich der 59-jährige Firmenchef: „Das hat uns richtig nach vorne gebracht.“