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Ärmeren Kindern einen schönen Start ermöglichen

Diakonie Zum Schulbeginn erhalten einkommensschwache Eltern Hilfe von Sozialverbänden.

Region. Bis zu 300 Euro investieren Eltern zur Einschulung in die Erstausstattung ihres Kindes. Weil der Staat Familien mit geringem Einkommen dabei unzureichend unterstützt, müssen Sozialverbände wie der Kreisdiakonieverband im Landkreis Esslingen einspringen.

Mehr als 100 Euro geben viele Eltern für die Schultüte ihrer Kinder aus. Das hat eine bundesweite Befragung von portal.deals.com in Zusammenarbeit mit Statista im Jahr 2015 gezeigt. Süßigkeiten, Schulsachen, Spielzeug, manchmal sogar ein neues Smartphone - all das findet demnach im Geschenk zur Einschulung Platz. Was die Befragung außen vor ließ: Dass viele Eltern schon kaum genügend Geld zur Verfügung haben, um überhaupt die notwendigsten Dinge zum Schulauftakt ihrer Kinder zu bezahlen.

An den 105 Grundschulen im Landkreis Esslingen starten in dieser Woche wieder viele Kinder ihre Schulkarriere. Bis sie komplett ausgestattet sind - Ranzen, Stifte, Hefte, Materialgeld und eventuell auch Kleidung für den Sportunterricht - müssen Eltern 200 bis 300 Euro einplanen. Geld, das insbesondere Alleinerziehende, Geringverdiener oder langzeitarbeitslose Eltern kaum aufbringen können.

100 Euro für jedes Kind

Armen Familien steht im Rahmen des Bildungs- und Teilhabepakets eine Unterstützung von 100 Euro pro Kind zu. Auf Antrag werden 70 Euro zu Schuljahresbeginn, weitere 30 Euro zum Halbjahr ausbezahlt. Dennoch reicht das vielen nicht aus. Der Kreisdiakonieverband hat vor Jahren bereits das Schulkinderprojekt aufgelegt, mit dem Schulkinder finanziell unterstützt werden.

Die vier Diakonischen Bezirksstellen im Landkreis Esslingen fungieren als Anlaufstellen. Eltern mit wenig Geld können dort gegen Vorlage der Belege gekaufter Materialien bis zu 150 Euro Zuschuss erhalten, finanziert aus Spenden. „Kinder sollen sich nicht schon bei Schulbeginn zurückgesetzt fühlen, nur weil ihre Eltern nicht genug Geld für Schulsachen haben“, sagt Anne Burkhardt, Sozialberaterin in der Diakonischen Bezirksstelle Esslingen.

Zahl der Bedürftigen verdoppelt

Dass der Bedarf steigt, belegen die Zahlen der Diakonie: Im vergangenen Jahr wurden an 250 Familien insgesamt 30 000 Euro ausgezahlt. Eine Verdoppelung im Vergleich zu 2012. Auch Frau Müller, die eigentlich anders heißt, hat durch das Projekt 100 Euro zur Einschulung ihrer Tochter bekommen. „In dem Moment war das für uns eine riesen Entlastung“, sagt die alleinerziehende Mutter. „Für die Kinder ist der erste Schultag etwas Besonderes. Ich wäre traurig gewesen, wenn sie ohne vernünftigen Schulranzen hätte gehen müssen.“

Für Eberhard Haußmann, den Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbands, ist es ein Unding, dass nach wie vor rund drei Millionen Kinder in Deutschland von Armut bedroht sind. „Diese Kinder müssen auf vieles verzichten, was für andere selbstverständlich ist: ein eigenes Zimmer, Taschengeld, mal mit der Familie in den Urlaub fahren oder gemeinsam ins Kino gehen. Wenn wir diesen Kindern heute Chancen verwehren, werden sie in ihrem späteren Leben der Gesellschaft nicht das zurückgeben, was bei gezielter Förderung möglich gewesen wäre.“ Die Diakonie Deutschland fordert eine einheitliche finanzielle Grundförderung für jedes Kind, die das komplizierte und ungerechte Nebeneinander aus Kindergeld, Kinderfreibetrag, Kinderzuschlag, Kinderregelsätzen und Pauschalen des Bildungs- und Teilhabepakets ablöst.

Diese Sockelförderung müsste insbesondere auf kommunaler Ebene durch weitere Maßnahmen ergänzt werden. Dazu zählen die Ganztagsbetreuung, kostengünstige Freizeitangebote und ein für einkommensarme Familien kostenfreies Schulmittagessen.pm

 

Weitere Informationen zur Förderung gibt es bei Reinhard Eberst von der Sozial- und Lebensberatung der Diakonie unter der Telefonnummer 0 70 21/9 20 92 19 oder per E-Mail an r.eberst@kdv-es.de