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Ärzte leiden an Überlastung

Versorgung Umfrage unter Klinikärzten zeigt, dass durch die Arbeitszeitbelastung auch die Patienten gefährdet sind.

Kirchheim. Zu hohe Arbeitsbelastung, regelmäßige Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz und Tarifverträge, Gefährdungen der Patientensicherheit und Ärztemangel: Zu diesen Themenkomplexen liefert die Mitgliederbefragung des Marburger Bundes Baden-Württemberg alarmierende Ergebnisse.

Rund zwei Drittel der in Vollzeit tätigen befragten Ärztinnen und Ärzte arbeiten 51 Stunden und mehr pro Woche, davon fast jeder Fünfte sogar mehr als 60 Stunden. Überdies arbeiten 28,6 Prozent der Ärzte in Teilzeit mehr als 40 Stunden pro Woche. „Dass die Arbeitsbelastung besonders hoch ist, ist keine neue Erkenntnis. Es besteht gerade mit Blick auf die Corona-Pandemie dringender Handlungsbedarf“, sagt Dr. Frank J. Reuther, erster Landesvorsitzender des Marburger Bundes mit Sitz in Kirchheim.

Eine klare Mehrheit der Befragten gibt an, dass es durch Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz zu Gefährdungen der Patientensicherheit kommt. 46 Prozent der Ärzte geben an, dass dies mindestens einmal in der Woche der Fall ist, fast zwölf Prozent sehen die Patientensicherheit dadurch sogar täglich gefährdet. „Wir können die Verstöße nicht länger hinnehmen. Ein zentrales Problem sehen wir in der fehlenden Überwachung durch die Behörden. Wenn alle Beteiligten wissen, dass die Regeleinhaltung faktisch nicht überprüft wird, ist klar, dass sich niemand an die Regeln hält“, meint Sylvia Ottmüller, zweite Landesvorsitzende des Marburger Bundes.

Konsequente Kontrolle fehlt

Neun von zehn Befragten fordern, dass die Behörden die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes in den Krankenhäusern zukünftig systematisch überprüfen sollten und sie als Qualitätskriterium in die Landeskrankenhausplanung aufgenommen werden sollte. Im Rahmen der Kampagne und gleichnamigen Online-Petition „Patientensicherheit verbessern - Ärztliche Arbeitszeit konsequent kontrollieren“ haben bisher rund 19 000 Personen die Forderung, ärztliche Arbeitszeit anlassunabhängig zu kontrollieren, unterstützt. „Wir rufen alle Bürger dazu auf, die Petition zu unterzeichnen“, bittet die zweite Landesvorsitzende Sylvia Ottmüller.

Verschärft werde die zeitliche Belastung durch „nicht-ärztliche Verwaltungstätigkeiten“. Mehr als die Hälfte der Befragten sei bis zu 30 Prozent mit Verwaltungstätigkeiten beschäftigt, fast 15 Prozent geben an, sogar mehr als die Hälfte täglich damit beschäftigt zu sein. Zudem erklären 73,9 Prozent der Befragten, dass das ärztliche Personal an ihrem Arbeitsplatz nicht ausreicht, um die anstehenden Aufgaben zu bewältigen. „Viele Kolleginnen und Kollegen hängen ihre ärztliche Tätigkeit deshalb an den Nagel“, resümiert Dr. Frank J. Reuther. pm