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Allgaier streicht viele Jobs

Wirtschaft Neue Hiobsbotschaft im Filstal: Der Uhinger Automobilzulieferer Allgaier hat einen umfangreichen Stellenabbau angekündigt. Von Susann Schönfelder und Helge Thiele

Der Strukturwandel in der Automobilindustrie trifft auch das Uhinger Unternehmen Allgaier.Foto: Giacinto Carlucci
Der Strukturwandel in der Automobilindustrie trifft auch das Uhinger Unternehmen Allgaier. Foto: Giacinto Carlucci

Die schlechten Nachrichten aus der heimischen Wirtschaft häufen sich: Nach dem Pressenhersteller Schuler in Göppingen hat jetzt auch der Automobilzulieferer Allgaier angekündigt, an seinem Stammsitz in Uhingen viele Jobs zu streichen.

Das Unternehmen, dessen Hauptgesellschafter der frühere Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt ist, spricht in einer Pressemitteilung von einem „umfangreichen Stellenabbau“. Eine konkrete Zahl wird nicht genannt. Es sollen zwar weniger Jobs betroffen sein als bei Schuler, wo 320 Stellen wegfallen. Doch für Renate Gmoser, die stellvertretende IG-Metall-Chefin im Landkreis Göppingen, ist jeder Jobverlust einer zu viel. „Wenn Allgaier seinen Werkzeugbau aufgeben würde, wäre dies ein strategischer Fehler“, ist die Gewerkschafterin überzeugt. Die IG Metall fordert, dass Allgaier lieber über Qualifikationsmaßnahmen für seine Mitarbeiter nachdenkt. „Das wäre die richtige Alternative zu Kurzarbeit und Stellenabbau“, sagte Gmoser.

Die IG-Metall-Frau widersprach der Darstellung des Uhinger Unternehmens, wonach die Geschäftsführung der Allgaier-Group bereits Verhandlungen mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft über den konkreten Umfang des Stellenabbaus sowie einen Sozialplan aufgenommen habe. „Das ist immer dasselbe Spiel“, meinte Gmoser. Bevor dem Betriebsrat und der Gewerkschaft nicht ausreichend Informationen vorlägen, werde es auch keine Verhandlungen geben. Für Donnerstag war ein Sondierungsgespräch mit der Geschäftsleitung geplant.

Am Stammsitz von Allgaier in Uhingen arbeiten derzeit 1175 Beschäftigte. Zur Dimension des geplanten Stellenabbaus meinte Unternehmenssprecherin Christine Gnädig auf Anfrage: „Das hängt von den Gesprächen ab, da gibt es verschiedene Größenordnungen.“ Insgesamt hat die Allgaier-Group 1921 Mitarbeiter. Der Standort Uhingen sei von dem Stellenabbau am massivsten betroffen, kündigte die Sprecherin an.

Als Gründe nennt die Firma den Strukturwandel in der deutschen Automobilbranche, die erschwerten Handelsbeziehungen sowie den globalen Konjunkturein­bruch. Die Entwicklung erfordere in der Allgaier-Group eine „Restrukturierung in mehreren Bereichen“. Besonders betroffen sei der Werkzeugbau. Personalabbau werde es aber auch in anderen operativen Bereichen sowie in der Verwaltung geben, sagte Gnädig.

Die Frage, ob das derzeit im Bau befindliche Verwaltungsgebäude an der Ulmer Straße in Uhingen überhaupt noch gebraucht werde, konnte die Firmensprecherin nicht abschließend beantworten: „Es muss ja weitergehen. Wo der Weg hingeht, wissen wir nicht. Aber die tiefgreifende Restrukturierung ist notwendig.“

Nach Gnädigs Worten soll der geplante Stellenabbau sozialverträglich über die Bühne gehen. Kündigungen schließt die Unternehmenssprecherin zwar nicht aus, unterstreicht aber: „Wir werden so weit als möglich Mittel wie Fluktuation oder Altersteilzeit-Regelungen nutzen.“ Die Firma geht davon aus, dass die anstehenden Gespräche mehrere Wochen in Anspruch nehmen werden.

Der Betriebsrat ist nach Angaben des Unternehmens am Montag offiziell über die neuesten Entwicklungen informiert worden. Am Mittwoch sei die Belegschaft in Uhingen in einer Mitarbeiterversammlung in Kenntnis gesetzt worden. „Es war ein Dämpfer für die Mitarbeiter, für viele aber keine große Überraschung“, schilderte Gnädig die Atmosphäre in der Versammlung. In der Pressemitteilung von Allgaier heißt es mit Blick auf den Werkzeugbau in Uhingen: „Der Auftragseingang ist seit geraumer Zeit massiv rückläufig, da die Hersteller im Rahmen des Strukturwandels der Automobilindustrie zur Optimierung der eigenen Auslastung Aufträge mit eigenen Ressourcen fertigen.“ Diesen Trend bestätigte auch Renate Gmoser von der IG Metall. Die Situation in der Branche beschreibt sie so: „Es ist dreist, was die Automobilhersteller ihren Zuliefe­rern zumuten.“