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Alter Friedhof löst Debatte aus

Gemeinderat Die Erweiterung der beiden Friedhöfe in Dettingen sorgte für Diskussionsstoff. Der wilde Löwenzahn gefällt nicht allen. Von Iris Häfner

Das Urnenfeld des Staudengartens mit seinen Steinquadern auf dem Alten Friedhof in Dettingen wird erweitert.Foto: Carsten Riedl
Das Urnenfeld des Staudengartens mit seinen Steinquadern auf dem Alten Friedhof in Dettingen wird erweitert.Foto: Carsten Riedl

Der alte Friedhof in Dettingen liegt nahe des Ortskerns und ist ein besonderer Ort. Seit 2008 sind dort wieder Bestattungen möglich - mit klaren Vorgaben seitens der Gemeinde. Es ist ein reiner Urnenfriedhof, abgesehen von den alten Familiengräbern, die noch gepflegt werden, und einer Anzahl von Grabsteinen.

Im ersten Bauabschnitt wurden ein Steingarten und ein Staudengarten angelegt. Namenstafeln verdeutlichen im Steingarten, dass es sich um eine gemeinschaftliche Urnenanlage handelt. Die gut sichtbaren Steinwürfel im Staudengarten sind ebenfalls mit Tafeln versehen, hier ist bereits ein dritter Bauabschnitt nötig, damit Bestattungen in dieser Form möglich sind.

Erstmals erweitert werden muss nun auch der Steingarten. Landschaftsarchitekt Harald Fischer präsentierte dem Gemeinderat seinen Planentwurf. Der sieht die Erweiterung angrenzend an das Steinwürfel-Feld vor, der Steingarten quert quasi den Hauptweg. „Das Grab von Pfarrer Müller müsste in die neue Anlage integriert werden“, erklärte der Architekt. Dieser „Schlenker“ des Steingartens als Gestaltungselement fand großen Zuspruch im Ratsrund, nicht jedoch die sofortige Umsetzung, wie die Verwaltung vorschlug. Bei einer Enthaltung wollten zehn Ratsmitglieder dieses Vorhaben schieben, nur zwei waren dafür. Einstimmig fiel dagegen der Beschluss aus, den Staudengarten um 28 Urnengräber zu erweitern. „Wir wollen zügig ausschreiben, damit wir die Maßnahme im Sommer umsetzen können“, sagte Jörg Neubauer, Leiter der Haupt- und Finanzverwaltung, zum Zeitplan. Doch auch beim Staudengarten waren Verwaltung und Gemeinderat nicht einer Meinung. Während die Verwaltung der Anlage noch eine hintere Reihe zufügen wollte, sprachen sich elf Räte dagegen aus.

„Der Vorschlag lockert den Friedhof auf. Ich finden ihn sehr gelungen“, sagte Andreas Hummel. Gleicher Ansicht sind Johannes Stulz und Dr. Steffen Ochs. „Der Schwung macht das Ganze organisch“, sagte Letzterer und begründete auch, weshalb er eine zusätzlich Urnenreihe im Staudengarten ablehnt: „Der Parkcharakter würde verloren gehen.“

Birgit Brenner ging weniger auf die Planung als auf die Pflege und den Pflanzenwuchs ein. „Die ist ein bisschen arg naturnah. Der Löwenzahn ist hoch, an manchen Stellen wächst gar nichts“, sagte sie. Harald Fischer und Bürgermeister Rainer Haußmann erinnerten an die Fahrt nach Karlsruhe auf einen der Friedhöfe. Nach der Reise sei die entsprechende Entscheidung gefallen. „Wir haben genau das, was wir bestellt haben: ein kostengünstiges Gemeinschaftsgrab, das auch mal wild aussehen kann. Dass das nie ein aufgeräumter Hausgarten wird, war von Anfang an klar“, sagte Rainer Haußmann. Wer sein Urnengrab pflegen will, habe auf dem neuen Friedhof die Möglichkeit dazu. Dort ist ebenfalls eine Erweiterung beziehungsweise Wiederbelegung von 46 Urnengrabstellen geplant. Einstimmig sprach sich das Gremium dafür aus.

Die Maßnahme auf dem alten Friedhof belastet das Gemeindesäckel mit rund 45 000 Euro, die auf dem neuen Friedhof mit etwa 19 000 Euro.