Weilheim · Lenningen · Umland

An die Rutschen,fertig, los!

Corona Die Spielplätze in den meisten Kommunen sind nun geöffnet. Die Kinder freuen sich, im Freien toben zu können. Ein Bericht aus Dettingen. Von Antje Dörr

Die Kinder genießen es, wieder draußen zu spielen. Fotos: Jean Luc Jacques
Die Kinder genießen es, wieder draußenzu spielen. Fotos: Jean Luc Jacques
Die Kinder genießen es, wieder draußen zu spielen. Fotos: Jean Luc Jacques
Die Kinder genießen es, wieder draußenzu spielen. Fotos: Jean Luc Jacques

„Heute machen die Spielplätze wieder auf!“ Es ist der erste Satz des Vierjährigen an diesem Tag, und in diesem verschlafenen Satz liegt so viel Freude, dass ich nicht protestieren kann. Obwohl ich eigentlich nicht hinwill. Mir ist mulmig zumute bei dem Gedanken, dass meine Kinder nach Wochen der Isolation anderen Kindern zu nahekommen. Gegen 15 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Dettinger Wasserspielplatz. Die beiden großen Kinder rasen auf ihren Fahrrädern voraus und jauchzen vor Freude. In meinem Kopf rasen die Gedanken. Hoffentlich ist es nicht so voll!

Meine Sorge erweist sich als unbegründet. Nur ein paar wenige Mütter sitzen auf den Holzbänken am Sandkasten und plaudern, während ihre Kinder um sie herumspielen. „Kennt ihr die Spielplatzregeln?“, frage ich meine beiden ab, während wir die Fahrräder abschließen. „Abstand halten“, sagt die Tochter. „Helm ab“, sagt der Sohn. Test bestanden. Ein paar Regeln sind allerdings dazugekommen, festgehalten auf Schildern, die gut lesbar im Eingangsbereich des Spielplatzes hängen. Beispielsweise dürfen nicht mehr als 20 Kinder mit ihren Eltern oder Großeltern diesen Spielplatz betreten. Dazu die üblichen Hygieneregeln, an die die kleineren Kinder sich ohnehin nur selten halten.

Glücklicherweise entscheiden sich meine beiden als Erstes für die Seilbahn. Gute Wahl, dort kann man immerhin keinen anderen Kindern zu nahekommen. Den Impuls, den Griff zu desinfizieren, verkneife ich mir. Das wird hoffentlich die Sonne erledigt haben. Bei der Rutsche wird’s schon spannender, zumal sich der Spielplatz zusehends füllt. 20 Kinder sind schnell beisammen, alle Spielgeräte sind besetzt. Kaum haben meine Kinder zu rutschen begonnen, bildet sich eine Schlange. Abstand halten? Fehlanzeige. Zu lange haben die Kinder auf diesen Spaß verzichten müssen. Sie rutschen, was das Zeug hält und jauchzen vor Vergnügen. Ich möchte mich gerne mitfreuen, aber der Anblick macht mich unruhig. Ich versuche, meine Kinder von der Rutsche wegzulotsen, mit mäßigem Erfolg. Richtig interessant wird es, als eine Freundin meiner Tochter den Spielplatz betritt. Die beiden Mädchen freuen sich natürlich, sich nach Wochen der Trennung wiederzusehen und beginnen, miteinander zu klettern. Ich stelle mich vorsichtshalber daneben, um einschreiten zu können - etwas, das ich normalerweise nie tun würde, erst recht nicht bei meiner Sechsjährigen. Das Virus hat mich offenbar zur Helikopter-Mutter mutieren lassen. Großartig.

Glücklicherweise lockt schon bald das Buchcafé mit seiner kleinen Eisbar. Auf dem Rückweg gehen mir viele Fragen durch den Kopf. Wieso ist es in Ordnung, dass meine Kinder auf diesem Spielplatz bei wildfremden Kindern spielen? Wie rückverfolgbar wäre die Infektionskette, sollte eines meiner Kinder an Covid-19 erkranken? Hätte ich mir die Namen und Telefonnummern aller Mütter auf diesem Spielplatz aufschreiben sollen? Von außen betrachtet war es ein normaler Spielplatz-Nachmittag, mit Kinderlachen, Geschwisterstreit, Sand werfen und um die Wette rutschen. Aber so viel Normalität fühlt sich nach Wochen der Isolation irgendwie falsch an.