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Arbeit und Spaß? Aber klar doch!

Orientierung Abschluss in der Tasche – und jetzt? Das Fotoprojekt „Forum für Talente“ hilft, den richtigen Weg in den Traumjob zu finden. Von Melissa Seitz

Kreative Fotos, verständliche Texte und ein ansprechendes Layout: Claudia Mayerle, Mirko Lehnen, Alice Rettenmaier, Sabine Muth und die Wirtschaftsförderin Saskia Klinger (von links) machen auf verschiedene Ausbildungsberufe rund um die Teck aufmerksam. Foto: Ralf Just

Es ist geschafft! Die Zeit des ewigen Schulbankdrückens ist vorbei. Mit dem Abschluss in der Tasche geht es jetzt in die große weite Welt voller Möglichkeiten - ein lang ersehnter Moment. Wer sich gegen muffige Bibliotheken und langweilige Vorlesungen entscheidet, der landet oft sofort im Berufsleben. Die Wahl der Ausbildung fällt da ziemlich leicht: Frauen werden Friseurin und Männer Kfzler. Mehr Optionen gibt es ja nicht - oder etwa doch? Fünf kreative Köpfe zeigen in dem Fotoprojekt „Forum für Talente“, dass Frauen nicht nur Haare schneiden können, und Männer nicht nur an Autos rumschrauben müssen. Auf zwei Meter hohen Stellwänden werden vom 4. Juli bis zum 4. August in der Kirchheimer Max-Eyth-Straße verschiedene Berufe und Unternehmen aus der Region vorgestellt.

 

Die Idee für das Fotoprojekt hatte der Dettinger Fotograf Mirko Lehnen: „Es gibt so vielfältige Berufe. Das will ich den Jugendlichen zeigen.“ Mit ins Boot hat er sich zwei Texterinnen geholt, Sabine Muth und Meike Maurer, die Grafik- und Webdesignerin Claudia Mayerle, die Mediations- und Coaching-Expertin Alice Rettenmaier und die Wirtschaftsförderin der Stadt Kirchheim, Saskia Klinger. „Mirko hat uns alle gefunden“, gibt Claudia Mayerle zu. Die Truppe war genau dort, wo sich der Arbeitsalltag abspielt: bei den Azubis in ihren Unternehmen. „Wir haben mit ihnen gesprochen und sie bei ihren Aufgaben fotografiert“, erklärt Mirko Lehnen.

 

Handy raus und Code abscannen

 

Auf einer der elf Stellwände sieht man zum Beispiel Stefanie Böhme. Ganz konzentriert erstellt sie am Computer ein Design. Die 22-Jährige macht eine Ausbildung zur Schilder- und Lichtreklame-Herstellerin in Kirchheim. In ein paar Zeilen erklärt sie, welche Aufgaben sie in ihrem Beruf übernimmt, und wie ihr die Ausbildung in dem Unternehmen gefällt. Mehr Informationen gibt die Stellwand nicht her - aber das ist auch gut so, denn sie ist nur ein kleines Schmankerl. Wer mehr wissen will, muss das Handy zücken und den QR-Code abscannen.

 

Auf der Homepage des Projektes gibt es den kompletten Text zum Nachlesen, aber auch die Kontaktdaten des Unternehmens. Ist der potenzielle Traumjob gefunden, fehlt nur noch ein Anruf und schon hat man ein Praktikum in der Tasche. So war es auch bei Stefanie Böhme: Sie hat drei Tage in den Betrieb reingeschnuppert, bevor sie dort ihre Ausbildung begonnen hat. Und genau das ist laut der „Forum für Talente“-Truppe der richtige Weg. „Generation Praktikum“ dürfe nicht mehr negativ behaftet sein. „Die Jugendlichen sollen so viele Praktika machen, wie es geht“, erklärt Mirko Lehnen. „Bis sie ihren Traumjob gefunden haben.“

 

Arbeit kann Spaß machen

 

Tippt man bei Google „Beste Berufe“ ein, merkt man schnell: Der Beruf wird nur dann als „gut“ betitelt, wenn man viel verdient. Für Mirko Lehnen und seine Kollegen ein No-Go. Wichtig ist, dass der Job Spaß macht. 83 Prozent aller Deutschen gehen nicht gerne zu Arbeit, zitiert Alice Rettenmaier eine Studie. Claudia Mayerle weiß noch ganz genau, wie sie bei so manchem Ferienjob dauernd auf die Uhr geschaut hat, bis endlich Feierabend war. Fehlgriffe bei der Praktika-Wahl können passieren, sollen aber nicht zur falschen Berufswahl führen. „Wir wollen, dass die Jugendlichen den Job finden, an dem sie Freude haben“, erklärt Mirko Lehnen.

 

Dass man Arbeit und Spaß kombinieren kann, zeigen viele Azubis, die an dem Projekt teilgenommen haben. „Man hat ihnen angesehen, dass sie ihren Job lieben“, erzählt der Fotograf. Auch die Ausbilder seien Feuer und Flamme für ihren Beruf und bilden ihre „Schützlinge“ gerne weiter. Wer glaubt, nach einer Lehre war‘s das mit der steilen Karriereleiter, der täuscht sich: „Auch mit einer Ausbildung kann man Karriere machen“, sagt Claudia Mayerle.

 

Dass das Fotoprojekt so präsent in der Kirchheimer Innenstadt zu sehen ist, hat einen Grund. „Jeder soll unverbindlich daran vorbeilaufen und sich informieren“, erklärt Mirko Lehnen.

 

Info Die elf Stellwände von „Forum für Talente“ sind vom 4. Juli bis zum 4. August entlang der Max-Eyth-Straße in Kirchheim zu sehen. Mehr zum Projekt gibt es auf www.forumfuertalente.de. Die Homepage ist aber erst mit dem Start des Projektes online.