Das Bargeld abschaffen? Das fehlte noch. Man stelle sich das vor: In den Kinderzimmern arbeitslose Sparschweine, die nichts als Luft im Bauch haben. Der Obdachlose, der vergeblich fragt, ob jemand mal nen Euro hat. Und wie besticht man eigentlich die Politesse, wenn es keine Scheine mehr gibt? Drückt man ihr verstohlen die Karte in die Hand und hofft auf das Beste?
Jetzt mal im Ernst: Wie bringt man Kindern bei, was Dinge wert sind, wenn es kein Bargeld mehr gibt? Als ich im Grundschulalter war und mit meiner Freundin einen Ausflug in die Stadt machen wollte, gab mir meine Mutter ein paar Mark. Davon konnte ich die Busfahrt nach Kirchheim bezahlen, eine Kugel Eis und vier glitzernde Sticker für mein Sammelheft. Hätte sie mir ihre Geldkarte überlassen, wäre es vermutlich nicht dabei geblieben. Das Portemonnaie ist irgendwann leer, beim bargeldlosen Bezahlen gibt es – zumindest gefühlt – kein Limit. So lernen Kinder nicht, verantwortungsvoll mit Geld umzugehen.ANTJE DÖRR