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Artenschutz steht der Feldwegsanierung im Weg

Bau Die Naturschutzbehörde verlangt teure Untersuchungen, der Gemeinderat spricht von Schildbürgerstreich.

Notzingen. Fährt man auf der Kreisstraße 1205 aus Notzingen in Richtung Kreisverkehr nach Wernau und Kirchheim, so liegt links der Kreisstraße (Ötlinger Straße) ein unter anderem von Radfahrern frequentierter Feldweg, auf dem ein Teilstück von rund 450 Metern derzeit grob geschottert ist.

Das allein schon macht die Befahrbarkeit schwierig, erst recht nach Starkregenereignissen, die den Schotter immer wieder ausspülen. Deswegen soll der besagte Abschnitt asphaltiert werden. Wäre da nicht die Tatsache, dass die Naturschutzbehörde des Esslinger Landratsamts zuerst umfassende artenschutzrechtlichen Untersuchungen fordert.

Das sorgte jetzt für Unverständnis und Unmut im Notzinger Gemeinderatsgremium. Ein vorliegendes Angebot für ein entsprechendes Gutachten würde rund 12 000 Euro brutto kosten. Das sei im Falle des zur Diskussion stehenden Feldwegs unverhältnismäßig, erklärte Bürgermeister Sven Haumacher, zumal überhaupt nicht klar sei, wie das Gutachten ausgehe. Die Verwaltung schlug daher zunächst vor, auf eine Asphaltierung zu verzichten.

Alfred Bidlingmaier (CDU) kritisierte, dass es einerseits politischer Wille sei, den Radwegeausbau voranzubringen – im Notzinger Fall handle es sich um einen klassischen Zubringerweg zum Radwegeschnellnetz – einem andererseits aber solche Steine in den Weg gelegt würden. Man müsse außerdem beachten, dass etwa die Wege drum herum in Richtung Hohenreißach auf Kirchheimer Gemarkung und Richtung Freitagshof auf Wernauer Gemarkung bereits asphaltiert seien: "Es kann nicht sein, dass von zwei Seiten her wunderbar asphaltiert werden durfte und in Notzingen dann nicht. Da wird mit unterschiedlichem Maß gemessen", ärgerte sich Bidlingmaier.

Verschwendung von Steuergeldern

Auch Hans Prell (UKW) und Rudolf Kiltz (CDU) machten ihrem Ärger Luft. Das sei schlicht schikanös, selbst auf einem weiteren Teilstück des Feldwegs vom Kreisverkehr an der Ötlinger Straße her sei die Asphaltierung kein Problem gewesen und auf dem Abschnitt mittendrin auf einmal schon? "Das ist doch ein Schildbürgerstreich", betonten beide. Wenigstens ein vernünftiger, fester Schotterbelag sei zwingend nötig, so Hans Prell. Rudolf Kiltz ergänzte, beim nächsten Starkregen werde der grob geschotterte Weg wieder zerstört, "da kann dann keiner mehr fahren. Durch die Bürokratie werden Steuergelder sinnlos verschwendet."

Unverständnis äußerte auch Dr. Irmtraut Schneider (UKW): "Für einen bestehenden Feldweg wird nun ein Artenschutzgutachten verlang? Ernsthaft? Da komme ich irgendwie nicht mehr so ganz mit." Die Entscheidung wurde vertagt. Bürgermeister Sven Haumacher hat zwischenzeitlich auf Wunsch des Gemeinderats nochmals Kontakt zum Esslinger Landratsamt aufgenommen, ob nicht auch ein geringerer Prüfungsaufwand ausreiche: "Meine Anfrage wurde an die zuständige Kreisökologin weitergeleitet", so Haumacher zum Status Quo. Der ganze Bereich sei Vogelschutzgebiet, ergänzt er, "die anderen asphaltierten Bereiche auf Kirchheimer, Wernauer und Notzinger Gemarkung wurden wohl vor der Vogelschutzausweisung vorgenommen." Katja Eisenhardt