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Auch Auftragskiller haben es nicht immer leicht

Theater „Stirb schneller, Liebling“ – die Protagonisten der „Schlierbacher Theaterstub‘“ haben in fünf ausverkauften Vorstellungen gezeigt, wie es nicht geht. Von Sabine Ackermann

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Zappt man sich durch die TV-Landschaft - Mord und Totschlag auf allen Kanälen. Sogar im Farrenstall im beschaulichen Schlierbach lag das Böse so nah. Dort waren unlängst einige Tage lang die Kniesebecks einquartiert, ein Ehepaar, weit entfernt von Harmonie. Wie so oft, scheiterte auch diese Beziehung an den großen Themen - Geld und Geliebte. Allerdings ging diese sich fetzende Zweierkombi buchstäblich über Leichen. Jeder der Ehepartner hatte vor, seine jeweilige bessere Hälfte um die Ecke bringen zu lassen. Beide hatten dazu ihren persönlichen Auftragsmörder akquiriert, um an das Geld zu kommen und nicht teilen zu müssen. Aber Maskenbildnerin Ivonne Maurer benötigte bei den talentfreien „Berufskillern“ kein Kunstblut.

Karl Schmittchen (Armin Kaiser), der seine Auftraggeber per Anzeige sucht und sich zum Genre passenderweise lieber „Carlos Santianos“ nennt. Oder Tamara Kalikowa (Linda Rudolf), die kein Blut sehen kann und deshalb beim Schießen die Augen zusammenkneift. Erstaunlich, dass bei der Sonntagsvorstellung auch einige Kinder unter den ansonsten vorwiegend älteren Zuschauern waren. Auch wenn sie nichts Schlimmes zu sehen bekamen, wurde das junge Publikum dennoch mit einem in diesem Alter schwer einzuschätzenden Thema konfrontiert.

Zurück zur Handlung: Kurt Kniesebecks (Rainer Waldenmaier) Leidenschaft gehört dem Fußball sowie seiner Sekretärin Susanne (Steffi Martin), die, scharf aufs Geld, als Geliebte für süße Stunden sorgt. Seine Frau Paula (Gabriela Tschickhart) dagegen träumt von einem Gestüt, das sie sich aber erst als Witwe vom Verkauf der Toilettenpapier-Fabrik leisten kann. Auch für den Unternehmer kommt eine Scheidung nicht in Frage - denn in diesem Fall müsste er ja seine Gattin ausbezahlen. Moralisch „unterstützt“ wird die forsch auftretende Gemahlin von ihrer penetrant neugierigen Freundin Luise Koschnick (Eva-Maria Waldenmaier), die Kurt gehörig auf die Nerven geht. Schnell wird klar: Der alltägliche Wahnsinn ist bei Hans Schimmels Kriminalkomödie „Stirb schneller, Liebling“ programmiert und war mit verantwortlich dafür, dass alle zehn Protagonisten mit Freude bei der Sache waren.

Sehr angenehm fiel auf, dass die üblichen Klischees - phlegmatischer Ehemann, nörgelnde Ehefrau - nicht allzu überzeichnet waren und manche Rollen gar für nette Überraschungen sorgten. Zum Beispiel Agnes (Arianna Capozio) als extrem kurzsichtiges und schüchternes Hausmädchen. Trotz Brille ist sie buchstäblich „blind ergeben“, stößt beim Verlassen des Raums jedes Mal recht geräuschvoll an den Türrahmen. Sich wiederholende Szenen, die an den Silvester-Klassiker „Dinner for One“ mit dem ständig übers Tigerfell stolpernden Butler James erinnern. Das muss man auch spielen können.

Apropos Butler: In die Rolle des „unterwürfigen“ Dienstboten Johann bringt Michael Ilgenfritz den Stand der Dinge mit scharfem Blick und Zunge auf den Punkt und weckt nebenbei noch die Begierde von Paulas Freundin Luise: „Was für a Mo, ond wie der g‘horcha ka“, säuselt die nur im Herzen Junggebliebene. Weitere Protagonisten waren Kurts eigenwillige und mannstolle Schwester Caroline Kniesebeck (Svenja Neumärkter) sowie Giovanni (Wolfgang Klaus), der als Handwerker „mit italienischem Flair“ mindestens so unbegabt wie die beiden Killer war. Ein kurzweiliges Stück ohne Höhen und Tiefen, das von der einsatzfreudigen und aufgeweckten Spielkunst der „Schlierbacher Theaterstub‘“ profitierte.