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Auch ein Kaktus will gepflegt sein

Mehr als 2 000 Kakteen zieren den Garten von Heinz Barz in Notzingen

In 34 Jahren hat Heinz Barz vier Gewächshäuser gebaut. Was aussieht wie ein Blumenstrauß ist ein Kaktus der Art Rebutia heliosa.
In 34 Jahren hat Heinz Barz vier Gewächshäuser gebaut. Was aussieht wie ein Blumenstrauß ist ein Kaktus der Art Rebutia heliosa. Das zweite Foto zeigt einen verkümmerten Kaktus, der nicht gleich weggeworfen werden muss: Eine Pfropfung kann der Pflanze helfen, sich zu erholen.Fotos: Daniela Haußmann

Notzingen. Kakteen sind eine Welt für sich. Mit der Entdeckung Amerikas im Jahr 1472 beginnt ihre Geschichtsschreibung. Durch die Expeditionen von Christoph Kolumbus gelangten sie nach Europa. Doch

erst ab 1892, in den Gründerjahren der Deutschen Kakteengesellschaft, fanden die Menschen in der Folgezeit vermehrt Gefallen an den Gewächsen.

Auch Heinz Barz, der in Notzingen wohnt, haben es die meist stacheligen Sukkulenten angetan. Angefangen hat alles mit einem Kaktus, den er geschenkt bekam und der keine richtige Blüte entwickelte. Also kaufte er sich einen Ratgeber und erfuhr mehr über Vielfalt und Besonderheiten der Gewächse, die ihn mehr und mehr faszinierten. Bei einem Kaktus blieb es nicht. Über Jahrzehnte hinweg hat der Notzinger es mit seiner Begeisterung zu einem stolzen Bestand von weit über 2 000 Pflanzen gebracht, die circa 1 000 verschiedenen Unterfamilien angehören.

Ihre Ursprünge liegen in Nord-, Mittel- und Lateinamerika. Die meisten Arten, die im Gewächshaus des Notzingers gedeihen, sind in Mexiko beheimatet. Aber auch Kakteen aus Kanada und den USA befinden sich unter ihnen.„Eigentlich sind Kakteen nicht anspruchsvoll, doch bei ihrer Pflege und Züchtung muss trotzdem einiges beachtet werden“, erzählt Heinz Barz. „Damit die Pflanzen gut wachsen und gesund bleiben gilt es, Bedingungen wie in ihren Herkunftsländern zu schaffen.“ In seinem Gewächshaus simuliert Barz mexikanisches Klima. Von Anfang März bis Ende August gießt er seine Kakteen vier Mal und dann ist es wichtig, dass die Erde schnell trocknet. Ansonsten können sich laut Barz schnell Schadpilze ausbreiten, die zum Absterben der Pflanzen führen.

Eine Herausforderungen stellen dem Hobbyzüchter zufolge nasskalte Wetterlagen, die es im Frühjahr und Sommer geben kann, aber auch feuchte Wintermonate dar. „Kakteen lassen sich problemlos im Freien halten, aber wenn das Wetter umschlägt, sollten sie an einen trockenen Standort gebracht werden“, so Barz. „Ende August ist es Zeit, die Sukkulenten in den Keller umzusiedeln, der muss aber trocken sein und eine Temperatur von drei bis sechs Grad aufweisen.“ Und bis Ende Februar/Anfang März dürfen die Pflanzen auf keinen Fall gegossen werden. Wenn der Winter vorbei ist, sollten die meist stacheligen Gewächse nicht ungeschützt der Sonne ausgesetzt werden.

„Es ist ratsam sie einige Zeit mit einem Butterbrotpapier abzudecken, bis sich auf der Oberfläche eine Stärkeschicht gebildet hat“, erklärt Heinz Barz. „Die verhindert, dass der Kaktus einen Sonnenbrand bekommt, durch den er sich rot färbt und der das Wachstum beeinträchtigt.“ Da die Scheiben heutiger Fenster UV-Strahlung aus dem Licht filtern, sind Fenstersimse keine optimalen Standorte für die Pflanzen. „Kakteen die an solchen Stellen stehen, sind im oberen Teil des Sprosses meist dünner, als am unteren", berichtet der Hobbyzüchter. „Ein gutes Wachstum zeichnet sich dadurch aus, dass der Kaktus durchgängig eine einheitliche Dicke aufweist."

Das Substrat, das Heinz Barz verwendet, stellt er selbst her. Kakteen sind laut Barz von Natur aus in der Lage, innerhalb kürzester Zeit große Mengen an Wasser aufzunehmen, und in ihren sukkulenten Körperzellen zu speichern. Eine feuchtigkeitsspeichernde Erde sei deshalb gar nicht so sehr erwünscht, ja sogar schädlich.

„Gerade bei unerfahrenen Kakteenbesitzern führt das oft dazu, dass die Erde gar nicht richtig abtrocknet", berichtet Heinz Barz. „Schnell bildet sich Fäulnis und die Pflanzen gehen ein. Nur Kakteen mit feinem Wurzelwerk vertragen in der Wachstumszeit auch mehr Feuchtigkeit." Deshalb empfiehlt er handelsübliche Kakteenerde mit rund 25 Prozent Sand und Gesteinsmaterial wie Bims, Quarz oder Granit zu mischen. Das erhöhe die Wasserdurchlässigkeit.

Von kalkhaltigem Gestein rät er ab, da Kalk den Kakteen schade. „Die Mischung variiert auch mit der Kakteenart. Hier muss man experimentieren und Erfahrungen sammeln", erzählt Heinz Barz. „Gedüngt wird zwei bis drei Mal im Jahr, während der Wachstumsphase. So erhalten die Pflanzen Stickstoff, von dem sie keine großen Mengen brauchen." In Kombination mit dem Substrat haben die Pflanzen damit alle Mineralstoffe die sie brauchen.

Wer einen Kaktus besitzt, der etwas verkümmert ist, sollte ihn nicht gleich aufgeben. „Der verkümmerte oder kranke Teil lässt sich auch abschneiden und mit Gummis auf einen Bauernkaktus pfropfen", erklärt Heinz Barz. „Im Verlauf von zwei Jahren bilden sich neue Sprosse, die abgeschnitten werden und innerhalb von sechs bis zwölf Wochen neue Wurzeln bilden." Dann lässt sich der Spross wieder in einen Topf pflanzen. Mit zunehmender Erfahrung haben Kakteenbesitzer so eine lange Freude an der meist stacheligen Zierde.

Auch ein Kaktus will gepflegt sein
Auch ein Kaktus will gepflegt sein