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Auch ein „Platz für die Trauer“ ist „sauber zu halten“

Die Stadtverwaltung will keine Bürokratisierung für das Totgeburtengrab, geht aber gegen „Überfrachtung“ vor

Im Kirchheimer Rathaus gibt es durchaus Verständnis dafür, dass Eltern mit Unverständnis auf die „Räumung“ des Kindergrabs reagieren. Aber trotzdem halten die Verantwortlichen an ihrer Vorgehensweise fest.

Kirchheim. Bürgermeister Günter Riemer spricht von einer „hochsensiblen Angelegenheit“. Es gehe darum, „dass wir Menschen, die mit einer Totgeburt umgehen müssen, eine Möglichkeit geben, in einer sehr pietätvollen Form Abschied zu nehmen“. Das habe die Stadt Kirchheim erkannt, und deshalb gebe es auf dem Alten Friedhof auch dieses Angebot, das seinesgleichen suche.

Kirchheim sei eine von ganz wenigen Kommen, die so etwas überhaupt machen. Und deshalb sei hier auch ein „deutlicher überörtlicher Zulauf“ zu verzeichnen. Das bedeutet, dass nicht nur Eltern aus Kirchheim, sondern auch aus der gesamten Umgebung seit 15 Jahren auf dem Alten Friedhof ihre tot geborenen Kinder in einem gemeinsamen Sarg bestatten lassen können.

Jürgen Völker, der Leiter des Sachgebiets, zu dem auch das Friedhofswesen gehört, bestätigt zunächst ebenfalls, wie wichtig es ist, „Eltern einen Platz für die Trauer zu bieten“. Seit eine neue gesetzliche Regelung die Möglichkeit bietet, tot geborene Kinder auf einem Friedhof zu bestatten, bestehe auch eine entsprechende „Nachfrage“. Die Stadt Kirchheim stelle deshalb schon seit 15 Jahren eine Grabfläche zur Verfügung – und das „ohne Gebühren“.

Anfangs habe ein Mal im Jahr eine solche Bestattungsfeier stattgefunden, inzwischen gebe es schon zwei Termine im Jahr. Der Bedarf an Platz steige also. Deshalb sei die Grabfläche zuletzt sogar erweitert worden. Zusätzlich zur Erweiterung habe die Stadt auch versucht, wieder ein einheitlicheres Erscheinungsbild der Grabfläche zu gewährleisten: „Wir hatten da ursprünglich eine einheitliche Bepflanzung, auf dem Grab für die Kinder, die beim Bombenangriff ums Leben gekommen waren.“

Was die Vereinheitlichung des Gesamtbilds betrifft, so seien auf der großen Grabfläche ja nicht nur die vielen Engelfiguren, Autos oder Grablichter schwierig, sondern auch die Pflanzen: Irgendwann von den Eltern irgendwann auf das Grab gesetzt, hätten sie sich im Lauf der Zeit zu großen Büschen entwickelt.

Gestalterisch hält Jürgen Völker den Gedenkstein, den ein örtlicher Steinmetz gestiftet habe, für ausreichend – neben dem Stein für die Kriegsopfer. Auch sonst gebe es in diesem Zusammenhang eine große Bereitschaft in Kirchheim, die Eltern in ihrer Trauer nicht allein zu lassen. So sei auch ein Bestattungsunternehmen beteiligt, das unter anderem den Sarg zur Verfügung stellt.

Für Organisation und Koordination wiederum sei die Krankenhausverwaltung zuständig. Nicht zuletzt gestalten die Krankenhausseelsorger die Trauerfeier inhaltlich. „Wir haben gar keine Kontaktdaten und können deshalb auch niemanden ansprechen“, sagt Jürgen Völker, um zu erklären, warum es nicht möglich gewesen sei, die vielen Eltern vorab über die geplanten Veränderungen am Grab zu informieren.

Zu den Erinnerungsstücken stellt Jürgen Völker fest: „Die Eltern bringen viel mit und legen das dann auf das Grab.“ Allgemein möchte er deshalb den Hinweis geben: „Man soll das Grab nicht überladen und überfrachten.“ Persönliche Gegenstände, die nicht kaputt waren, habe die Stadt nach dem Abräumen gesammelt und in Boxen neben das Grab gestellt.

Zur Abgrenzung durch Hecken meint Jürgen Völker, dass es sich um „andere Personenkreise“ handle, da inzwischen auch etliche Reihen Urnengräber hinzugekommen seien. Nicht nur das Grab für die Totgeburten, sondern auch die anderen Kindergräber sollten durch die Hecken einen eigenen Bereich erhalten.

Wie es nun weitergehen soll, vor allem mit den persönlichen Gegenständen auf dem Grab, ist nicht eindeutig geregelt. Einerseits sieht Bürgermeister Riemer keinen Grund, „hier etwas zu bürokratisieren“. Andererseits aber behalte sich die Stadt weiterhin vor, wie Jürgen Völker anmerkt, „das sauber zu halten“.