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„Auch eine Brennnessel kann schön sein“

Brigitte Springmann aus Ötlingen hat eine besondere Leidenschaft: Scherenschnitte

Brigitte Springmann mit einem ihrer Lieblingswerke: dem Scherenschnitt eines WiesenstückesFotos: Jean-Luc Jacques
Brigitte Springmann mit einem ihrer Lieblingswerke: dem Scherenschnitt eines WiesenstückesFotos: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Blumen, Gräser, Städte, Landschaften – schwarze Silhouetten aus Papier, die durch den Kontrast zu dem weißen Hintergrund

hervorgehoben werden. Dies sind die Werke von Brigitte Springmann, denn die Ötlingerin hat ein eher ungewöhnliches Hobby: Sie stellt Scherenschnitte her.

Wie und wann genau sie auf die Idee gekommen ist, weiß Brigitte Springmann selbst nicht mehr genau. Auf jeden Fall kann sie sich aber noch daran erinnern, dass sie schon als Kind Scherenschnitte gebastelt hat. „Zuerst habe ich für meine Scherenschnitte die schwarze Pappe vom Deckel meiner Schulhefte verwendet“, erzählt sie. Ihr erstes richtiges Scherenschnittpapier bekam sie in der Schule, als sie zwölf war. Mittlerweile verwendet sie für ihre Scherenschnitte Origami-Papier, weil es sehr dünn, aber trotzdem stabil ist. Mehrere Jahrzehnte ruhte ihr Talent, bis sie schließlich vor etwa 25 Jahren, als ihre Kinder älter waren, ihr Hobby neu entdeckte.

Die Inspiration für ihre Werke findet sie vor allem in der Natur. Am liebsten sind ihr Pflanzen- und Landschaftsmotive. Dabei geht es ihr nicht darum, möglichst außergewöhnliche Blumen zu suchen. Stattdessen will sie das festhalten, was um sie herum wächst. „Auch eine Brennnessel kann sehr schön sein“, meint sie.

Doch sie beschränkt sich keineswegs nur auf Pflanzenmotive. So hat sie schon einen Scherenschnitt zu einem Gedicht von Mörike oder zu den Geschichten über Till Eulenspiegel angefertigt. Auch die Berge der Schwäbischen Alb wie die Teck, der Neuffen oder der Reußenstein haben ihr schon als Vorlage für Scherenschnitte gedient.

„Meistens nehme ich meine Modelle oder Fotos davon mit zu mir nach Hause“, beschreibt sie den Ablauf ihrer Arbeit. „Dann schaue ich sie ein paar Tage lang einfach nur an, bis ich eine genaue Vorstellung davon habe, wie der Scherenschnitt aussehen soll.“ Anschließend zeichnet sie ihr Motiv mit feinen Bleistiftstrichen direkt auf die Rückseite des Origami-Papiers vor. Dabei kann sie gegebenenfalls ihr Motiv auch noch mal etwas verändern. Dann beginnt sie, mit einer Nagelschere die Umrisse auszuschneiden. Dabei arbeitet sie von innen nach außen und schneidet die zerbrechlichsten Stellen zuerst aus. „Man braucht sehr viel Geduld für dieses Handwerk“, sagt sie, „genauso wie gute Augen und eine ruhige Hand.“ Für die Scherenschnitte verwendet sie überwiegend schwarzes Origami-Papier. Doch das gibt es in Deutschland kaum zu kaufen, hierzulande ist überwiegend buntes Origami-Papier verfügbar. Zum Glück hat Brigitte Springmann jedoch einen Bekannten aus Japan, der ihr dieses Papier gleich stapelweise auf Vorrat mitgebracht hat.

Das Herstellen der Scherenschnitte ist auch für die Künstlerin selbst immer spannend: Auch sie kann vorher nicht genau sagen, wie der fertige Scherenschnitt am Ende aussehen wird. „Gegen Ende des Scherenschnitts bin ich selbst immer ganz aufgeregt und neugierig“, meint sie.

Meistens dauert die Fertigstellung eines Scherenschnittes eine Woche, wobei das Zeichnen des Entwurfs den Großteil der Zeit in Anspruch nimmt und am meisten Arbeit ist. Allerdings gibt es auch aufwendigere Scherenschnitte, die dann auch mal mehrere Monate dauern können. Für einen besonders aufwendigen Scherenschnitt hat sie sogar ein halbes Jahr gebraucht.

Durch ihr Hobby hat Frau Springmann auch zahlreiche Erfahrungen mit exotischen Kulturen sammeln können. So war sie unter anderem bereits dreimal in China, dem Heimatland des Scherenschnitts. Auch in Israel war sie bereits mehrmals. „Ich finde es sehr spannend und interessant, dass in so gut wie allen Kulturen Scherenschnitte gemacht werden“, erzählt sie.

Wer ihre Scherenschnitte bewundern will, hat dazu alle drei Jahre in verschiedenen Ausstellungen die Gelegenheit. Außerdem werden ihre Werke zusammen mit anderen in einer Ausstellung des deutschen Scherenschnittvereins zu sehen sein. Diese wird Ende Oktober in Tübingen stattfinden.

Frau Springmann, In der Warth 101, in Ötlingen, Telefon 42466. Sie befasst sich hobbymässig mit tollen Scherenschnitten und fert
Frau Springmann, In der Warth 101, in Ötlingen, Telefon 42466. Sie befasst sich hobbymässig mit tollen Scherenschnitten und fertigt jedes Motiv nur ein Mal.
Frau Springmann, In der Warth 101, in Ötlingen, Telefon 42466. Sie befasst sich hobbymässig mit tollen Scherenschnitten und fert
Frau Springmann, In der Warth 101, in Ötlingen, Telefon 42466. Sie befasst sich hobbymässig mit tollen Scherenschnitten und fertigt jedes Motiv nur ein Mal.
Frau Springmann, In der Warth 101, in Ötlingen, Telefon 42466. Sie befasst sich hobbymässig mit tollen Scherenschnitten und fert
Frau Springmann, In der Warth 101, in Ötlingen, Telefon 42466. Sie befasst sich hobbymässig mit tollen Scherenschnitten und fertigt jedes Motiv nur ein Mal.