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Auf einen Kaffee in der Scheune

Kultur „S’Cafele“ in Hochdorf ist in das sanierte Bachweberhaus eingezogen. Dort soll es künftig auch Musikabende und Lesungen geben. Die Konstruktion des 450 Jahre alten Bauernhauses bleibt weitgehend erhalten. Von Roland Kurz

Heiderose Hahn (links) und Edeltraud Malessa haben es geschafft: Auch im neuen Domizil wirken die Möbel.
Heiderose Hahn (links) und Edeltraud Malessa haben es geschafft: Auch im neuen Domizil wirken die Möbel.

Als Nilda Caceres-Weber vor fünf Jahren aus dem Bachweberhaus auszog, rann das Regenwasser durchs Dach. Die Tage für das 450 Jahre alte Bauernhaus, vermutlich eines der ältesten Häuser Hochdorfs, schienen gezählt. Am Sonntag hat in der früheren Scheune „s’Cafele“ eröffnet - das gemütliche kleine Café, das bislang 150 Meter weiter in der Ziegelhofstraße beheimatet war. Im Wohntrakt des Bauernhauses und im ehemaligen Heubarn sind vier Wohnungen entstanden, mit Balkonen, Loggia und Dachgauben aufgemöbelt. Der Hochdorfer Ortskern ist um ein Schmuckstück reicher geworden.

Zehn Jahre lang haben Heiderose Hahn und Edeltraud Malessa das Café im Erdgeschoss eines Wohnhauses betrieben. Liebevoll mit selbst restaurierten Möbeln eingerichtet, hat es im Laufe der Jahre viele Stammkunden gewonnen. Wegen Eigenbedarfs musste das Duo sein bisheriges Domizil räumen. Als Architekt Peter Reiner und Investor Jochen Göhner ihnen das neue Objekt anboten, überlegten die beiden Freundinnen schon, ob sie mit 60 nochmals starten sollten. Die freundlichen Gäste, die ihnen auch zu Weihnachten schreiben, gaben den Ausschlag. „Das hat unsere Herzen bewegt, den Umzug auf uns zu nehmen“, sagt Heiderose Hahn. „Wir haben einfach Freude daran - das wiegt den ewigen Kampf mit dem Geschirr auf“, ergänzt Edeltraud Malessa.

Fast alle Möbelstücke aus dem alten Betrieb stehen jetzt in der Scheune. Hier wirken die geblümten Sessel und bemalten Stühle ganz anders als in den kleinen Wohnzimmern der Ziegelhofstraße. Die Tische sind großzügig verteilt, etwa 40 Personen finden hier Platz. An der Decke hängen wieder die zwei glitzernden Kronleuchter und die grün marmorierte Schlafzimmerlampe. Die alten Balken an der Decke und eine Wand aus Natursteinen haben ein wenig Scheunen-Atmosphäre bewahrt. Rechtliche Vorgabe war, das Café behindertengerecht einzurichten. Eine Kinderecke und einen Wickeltisch wird es ebenfalls geben. Hinten im ehemaligen Kuhstall findet man noch den steinernen Futtertrog -den zu erhalten, war eine Auflage des Denkmalschutzes. Doch der Boden ist, um Raumhöhe zu gewinnen, so weit abgetragen worden, dass die Kuh zum Fressen auf den Melkschemel stehen müsste.

Dieser kleine Nebenraum dient als Separee und als Verkaufsraum für die Geschenkartikel, die das Duo weiterhin anbietet. „Ein weiteres Standbein“, erklärt Heiderose Hahn. Vor dem Haus wird es einige Sitzplätze geben. Auch an der Seite, wo der Talbach fließt, kann man sich ins Grüne setzen.

Edeltraud Malessa nagelt eine weiße Holzkiste als Kleinregal an die Wand. Ein Handwerker bessert noch den betongrauen Boden aus. Aber viel ist am Freitag vor der Eröffnung nicht mehr zu tun. „Es kamen so viele Menschen und haben ihre Hilfe angeboten“, berichtet Edeltraud Malessa ziemlich entspannt. Die Hochdorfer Kleiderkammer bot sich zum Einpacken des Inventars an. Einige syrische Flüchtlinge haben Kisten und Möbel geschleppt. In wenigen Stunden ging der Umzug über die Bühne. Noch keine Zeit hatten die beiden Frauen, um sich Gedanken über das kulturelle Programm und die neue Speisekarte zu machen. Lesungen und Musikabende sollen zunächst wie bisher weiterlaufen. Wenn etwas Ruhe eingekehrt ist, werde man über Veränderungen nachdenken.

Kaum Probleme beim Umbau

Die Sanierung des alten Gemäuers lief gut über die Bühne, bestätigt Bauleiter Klaus Zarbock von der Firma Aedis. „Wir haben viel von der alten Konstruktion erhalten können.“ In der Scheune war die Decke durchgebogen, dort musste gestützt werden. Die Scheune hat eine zusätzliche Zwischendecke erhalten, um zwei Wohnungen über dem Café zu erhalten.

Im Erdgeschoss des alten Wohnteils sind die niedrigen Decken geblieben. Im Anbau hat das Denkmalamt einen weiteren Balkon ermöglicht. Der Gemeinde, die 2016 das gesamte Bachweber-Grundstück gekauft hatte, gehört noch der hintere Teil. Diese Flächen müssen nun vermarktet werden. Dann zeigt sich, ob das Konzept aufgeht: Das Gemäuer günstig verkaufen, im hinteren Teil den Preis für das Gesamtgrundstück erwirtschaften. rok