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Auf Wildschweinjagd mit Schutzmaske

Wildpflege Die revierübergreifende Drückjagd im Tiefenbachtal war von Corona-Regeln geprägt.

Die revierübergreifende Drückjagd im Tiefenbachtal war von Corona-Regeln geprägt.
Die revierübergreifende Drückjagd im Tiefenbachtal war von Corona-Regeln geprägt.

Dettingen. Zur Grundausrüstung gehören bei dieser Jagd nicht nur die orangenen Signalwesten, sondern auch der Mund-Nasen-Schutz. Das ist eine der Auflagen, unter denen in diesem Herbst und Winter die Drückjagden stattfinden. Außerdem dürfen maximal 100 Personen pro Revier anwesend sein. Die Dettinger Jäger setzen auf 44 Schützen, denen vier kleine Treibergruppen das Wild entgegentreiben sollen. Außer ihnen nehmen noch die Reviere Kirchheim-Talwald, Beuren, Owen und Nürtingen an der Drückjagd teil.

Schon vor der Jagd haben sich die Treiber im Wald verteilt, um die Veranstaltung zu entzerren. Die Schützen müssen hingegen am Käppele noch nachweisen, dass sie einen gültigen Jagdschein haben und an der Waffe in Übung geblieben sind. Hinter der Desinfektionsstation und einem Pfad aus Pfosten und Absperrband kontrollieren die Dettinger Jäger geschützt von Plexiglas-Scheiben die Dokumente. Pünktlich um 8.45 Uhr ruft Jagdleiter Dr. Thomas Stegmanns zur Ansprache. Der Veterinär und Jagdleiter nimmt den Schützen mit seinen ersten Sätzen jegliche Illusion auf ein wenig Geselligkeit bei dieser Drückjagd: „Das Wild zur Strecke zu legen, das Überreichen von Erlegerbrüchen an erfolgreiche Schützen, Jagdhornblasen und ein gemeinsames Essen nach der Jagd sind gestrichen.“ Auch die Masken dürfen die Schützen erst abnehmen, wenn sie ihre Sitze eingenommen haben. Der Verzicht auf Brauchtum und Geselligkeit schmerzt die Jäger, doch ihrer Verpflichtung wollen sie nachkommen. Waren die Drückjagden in den letzten Jahren nur dazu da, den Schwarzwildbestand zu verringern, um Schäden für Landwirte und Wiesenbesitzer zu verhindern, ist ein geringer Bestand an Wildschweinen in diesem Winter besonders wichtig, weil die Afrikanische Schweinepest im September in Deutschland ausgebrochen ist. „Wir sind froh, dass wir überhaupt jagen können“, sagt Thomas Stegmanns.

Gegen 9 Uhr nehmen die Schützen ihre Sitze ein. In kleinen Kolonnen fahren sie auf den Schotterwegen davon. Die sogenannten „Ansteller“, die sich im Revier gut auskennen, verteilen die Jäger im Wald. Um 13 Uhr ist „Hahn in Ruh“, die Jagd ist vorüber. Ohne die Corona-Maßnahmen würden die erfolgreichen Schützen selbstständig ihr Wild bergen und am Treffpunkt gemeinsam zur Strecke legen. Doch die aktuelle Lage verlangt, dass die Ansteller das Wild holen und zu einem separaten Platz zum Aufbrechen bringen.

Die Dettinger Pächtergemeinschaft ist mit dem Ergebnis von zwölf Wildschweinen sehr zufrieden. Dass bei der ganzen Tiefenbachtal-Jagd insgesamt 29 Wildschweine erlegt wurden, werden die Jäger erst im Laufe des Tages erfahren. Ihre Wege trennen sich noch im Wald. Viele von ihnen fah- ren auf dem Weg nach Hause am Treffpunkt vorbei. Der nach den Drückjagden sonst so belebte Platz wirkt verwaist. Katharina Daiss