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Aufgeweckte Schüler gehen in den Betrieb

Führung Das Landratsamt organisiert für Jugendliche die Besichtigung von Unternehmen in den Ferien. Gestern stand GO Druck Media auf dem Programm. Von Andreas Volz

Bruno Panni zeigt Jugendlichen im Rahmen der „Betriebs-Ferien“ Druckmaschinen und deren Erzeugnisse - hier im Bild noch vor der
Bruno Panni zeigt Jugendlichen im Rahmen der „Betriebs-Ferien“ Druckmaschinen und deren Erzeugnisse - hier im Bild noch vor der Weiterverarbeitung.Foto: Markus Brändli

Ferienzeit als Auszeit, ohne Termine und deshalb auch ohne störende Weckergeräusche am Morgen: Das war einmal. Wer bereits über den Alltag als Schüler hinausdenkt, macht sich in den Sommerferien auf, um Einblicke in die Berufswelt zu bekommen. „Betriebs-Ferien“ heißt die Reihe des Esslinger Landratsamts, die Schüler während der Ferien in Betriebe bringt, damit sie sich über verschiedene Berufsfelder informieren können.

Viele Aspekte sind auch branchenübergreifend von Bedeutung, wie Bruno Panni, Technischer Leiter bei GO Druck Media, gestern einer interessierten Schar junger Leute in der Kirchheimer Einsteinstraße erklärte: „Die Arbeitszeiten sind sehr unterschiedlich. Das gilt aber nicht nur für das Druckgewerbe. Die klassische Arbeitszeit zwischen 8 und 16 Uhr gibt es immer weniger.“ Es bleibt aber immer noch die Frage, wie man mit „unpopulären“ Arbeitszeiten umgeht. Bruno Panni zählt eine Reihe von Vorteilen auf: „Schichtarbeit ist besser bezahlt, weil es für die Nachtschicht gesetzlich vorgeschriebene Zuschläge gibt.“

Ein anderer Vorteil ist der Freizeitausgleich. Arbeit am Wochenende ermöglicht es, unter der Woche frei zu nehmen. Es gibt auch noch andere Modelle: „Wer vier Tage lang zehn Stunden arbeitet, kann dafür alle zwei Wochen freitags und montags frei nehmen.“ Für viele Schüler mag das noch nach böhmischen Dörfern klingen, aber bei dem einen oder der anderen steht der Start in die Berufswelt in ein bis zwei Jahren bereits an.

„Ich interessiere mich für die Ausbildung zur Mediengestalterin“, sagt eine Teilnehmerin. Andere haben beim Praktikum schon Erfahrungen in der Metallverarbeitung oder als Mechaniker gesammelt. „Jetzt wollte ich mir auch mal was anderes anschauen“, heißt es dann. Und genau dafür sind die „Betriebs-Ferien“ bei GO gut geeignet: „Wir sind nur eine von zwei Druckereien im ganzen Landkreis, die da mitmachen“, erklärt Bruno Panni, der einst selbst Drucker gelernt und sich später zum Techniker weitergebildet hat.

Schulnoten sind nicht alles

Drei Ausbildungsberufe hat GO Druck Media im Angebot: Mediengestalter sowie Medientechnologe Druck und Medientechnologe Weiterverarbeitung. Die Ausbildung dauert drei Jahre. Für den theoretischen Teil geht es zum Block­unterricht nach Stuttgart. Schulnoten seien zwar wichtig, aber sie sind nicht alles: „Bei Mediengestaltern schauen wir vor allem auf die Deutsch-Kenntnisse, bei Medientechnologen geht es mehr um Mathe und um handwerkliche Fähigkeiten.“ Vor allem das Auge ist für die Drucker wichtig. Die richtige Farberkennung ist in dem Beruf das A und O.

Heutige Jugendliche haben gute Chancen auf eine Lehrstelle: „Bei uns im Landkreis sind für dieses Jahr noch viele Stellen unbesetzt.“ Außerdem sind die Chancen gut, im erlernten Beruf weiterbeschäftigt zu werden - was bei GO immer schon üblich war: „Normalerweise übernehmen wir unsere Auszubildenden - weil wir ein großes Interesse daran haben, unseren Nachwuchs selbst auszubilden.“ Die Akzidenzdruckerei in der Bohnau druckt Visitenkarten ebenso wie Kataloge, Geschäftsberichte, Mitteilungsblätter und Bücher. Eines der bekanntesten Produkte sind die Karten für das Erfolgsspiel „Die Siedler von Catan“. Die werden in allen möglichen Sprachen gedruckt, bis hin zu Hebräisch und Arabisch.

Großen Wert legt Bruno Panni darauf, dass die Firmen, die die Karten weiterverarbeiten, ebenfalls in Süddeutschland sitzen: „Das wird also nicht schon in der Produktion um die halbe Welt geschickt.“ Ähnliches gilt für Kunden und Lieferanten: „85 Prozent unserer Kunden kommen aus dem Großraum Stuttgart. Auch bei den Materialien achten wir darauf, dass sie möglichst aus Deutschland stammen.“ Dazu passen die „Betriebs-Ferien“: Gestern waren zwar nicht nur Kirchheimer in der Druckerei, aber alle könnten - sollten sie sich für eine Ausbildung in Kirchheim entscheiden - per Nahverkehr zur Arbeit kommen.