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Tipps, für alle die gern Schreiben, heute Teil 2: Aufschreiben, was aufschreibenswert ist

Die Teckbote-Serie „Iris Lemanczyks Schreibwerkstatt“

Tagebuch schreiben hilft, die eigenen Gedanken zu ordnen. Foto: Iris Lemanczyk
Tagebuch schreiben hilft, die eigenen Gedanken zu ordnen. Foto: Iris Lemanczyk

Ich schreibe Tagebuch, wobei „Tagebuch“ nicht das richtige Wort ist. Ich schreibe eher Monats- oder Quartalsbuch, manchmal aber auch Tagebuch. Mit 14 hat mir das Tagebuch über den ersten Liebeskummer hinweggeholfen. Es gibt emotionale Entlastung. Egal, ob Wut, Trauer, Begeisterung, Aufregung, meinem Tagebuch kann ich alles anvertrauen. Es ist ein Freund an meiner Seite. Mit meinem Tagebuch führe ich ein Zwiegespräch, in das sich niemand einmischt. Dabei geht es nicht um die Chronologie des Tages, sondern um einen Rückzug ins Intime. Ich ­schreibe schon lange Tagebuch, immer im Fließtext, manchmal in einem inneren Monolog. Aber ich kenne auch Leute, die sich nur stichpunktartige Notizen machen. Jede Form ist gut, Haupt­sache sie hilft, unsere Erinnerungen zu konservieren: aufregende Erlebnisse, Ideen, Gedanken, Pläne, Begegnungen, Emotionen. Das Tagebuch kann auch ein Ort der Selbstkritik sein. Oder ein Ort, um sich mit neuen Perspektiven auseinanderzusetzen, etwa: Was steckt hinter dem Klopapier-Horten? Panik? Hilflosigkeit? Tagebuchschreiben sorgt für Struktur im Kopf. Denn um sie aufzuschreiben, muss ich meine Gedanken ordnen, kann aber auch Belastendes loswerden. Es heißt, Tagebuchschreiben mache kreativer. Eine Freundin hat mir erzählt, sie habe alle ihrer Tagebücher verbrannt, weil sie keinesfalls möchte, dass ihr Sohn sie später findet, weil diese ein unvollständiges Bild von ihr abgeben. Ich neige auch dazu, dort meine Probleme breit zu treten, aber ich möchte auch den Blick für kostbare Details nicht verlieren. Ein besonderes Essen oder eine intensive Begegnung. Tagebuchschreiben ist ein Akt der Besinnung und der Rückbesinnung auf mich selbst. il