Weilheim · Lenningen · Umland

Aus CAP wird ein „Bonus“-Geschäft

Wirtschaft Die kriselnden CAP-Märkte werden ab 2020 von der Stuttgarter SBR betrieben und heißen dann Bonus. In der Übergangsphase werden die Geschäfte mindestens einen Monat geschlossen bleiben. Von Thomas Zapp

CAP Markt Ötlingen, Nahversorger, Lebensmittel, einkaufen
CAP Markt Ötlingen, Nahversorger, Lebensmittel, einkaufen. Foto: Markus Brändli
Der scheidende CAP-Geschäftsführer Klaus Korschinek (rechts) übergibt an Manfred Kaul (3.v. r.) von Bonus. Kirchheims Rathausche
Der scheidende CAP-Geschäftsführer Klaus Korschinek (rechts) übergibt an Manfred Kaul (3.v. r.) von Bonus. Kirchheims Rathauschefin Angelika
Matt-Heidecker und Notzingens Bürgermeister Sven Haumacher sind
positiv gestimmt. Foto: Jean-Luc Jacques

Der CAP ist tot, es lebe der Bonus. Kein neuer König, aber immerhin ein neuer Betreiber für die vier CAP-Märkte im Landkreis Esslingen ist jetzt in den Dettinger Filderwerkstätten verkündet worden. Die Kontinuität für Kunden und Mitarbeiter der bisherigen Vollsortimentsmärkte in Ötlingen, Notzingen, Neuhausen und Stetten haben sie dabei besonders betont: Klaus Korschinek von den Filderwerkstätten als bisheriger Betreiber der CAP-Märkte und Manfred Kaul vom neuen Träger Bonus sehen zufrieden aus, die Unterschrift unter dem Übernahmevertrag ist noch frisch, erst am vergangenen Freitag sind die Verhandlungen abgeschlossen worden. „Hier sitzen die Vergangenheit und die Zukunft der Märkte“, sagt Klaus Korschinek zur Begrüßung.

Die Zukunft heißt Bonus und steht für „Berufliche Orientierung, Nachbarschaftsläden und Service“. Der künftige Träger der vier CAP-Märkte gehört zur SBR, einer gemeinnützigen Gesellschaft für Schulung und berufliche Reintegration mit Sitz in Bad Cannstatt und betreibt bereits 22 Geschäfte unter dem Label „Bonus“ im schwäbischen Raum sowie in Bayern. Im Landkreis sind Bonus-Märkte in Ostfildern-Ruit, Esslingen und Frickenhausen zu finden.

Ähnlich wie bei den Filderwerkstätten geht es beim SBR um die Beschäftigung und Unterstützung von Personen, die am Arbeitsmarkt weniger Chancen haben. Allerdings geht es hier mehr um Langzeitarbeitslose oder Beziehern der Grundsicherung, die wieder fit gemacht werden sollen für den ersten Arbeitsmarkt. Entsprechend gibt es dafür auch staatliche Fördergelder. Das zweite Ziel sei die Sicherung der Nahversorgung, erklärt Manfred Kaul. Ebenso wie die Filderwerkstätten sei man ein Non-Profit-Unternehmen.

Die wichtigste Nachricht ist aber die Beschäftigungszusage für die derzeit 22 CAP-Mitarbeiter mit Behinderungen. Betreut werden sie auch künftig von den Filderwerkstätten, zwölf weitere Mitarbeiter in den Filialen werden übernommen. Somit gibt es auch weiterhin eine gewisse Verbindung beider Einrichtungen.

Allerdings werden sich die Kunden künftig auf eine andere Produktpalette bei den Eigenmarken einstellen müssen. Statt wie bisher Edeka- werden sie künftig Rewe-Produkte zur Auswahl haben. Als größerer Abnehmer haben die Bonus-Märkte hier bessere Konditionen als die vier CAP-Märkte bei Edeka. Das ist neben der 20-jährigen Erfahrung ein großes Pfund, mit dem der neue Betreiber wuchern kann.

Mit Bonus haben die Betreiber der CAP-Märkte einen Nachfolger gefunden, der ein ähnliches Konzept verfolgt und vorerst den Betrieb in allen vier Märkten sichert. Allerdings wird es nach dem Abverkauf der Waren in den CAP-Märkten bis zum 31. Dezember mehr als einen Monat geschlossen bleiben. Anfang Februar 2020 soll es dann in Ötlingen und Neuhausen mit neuem Kassensystem und einem renovierten Verkaufsraum weitergehen, in Notzingen und Stetten erst ab Mitte März. Dann werden sich auch wieder die Öffnungszeiten normalisieren, an drei Standorten von 8 bis 20 Uhr. Notzingen könnte eventuell kürzere Zeiten bekommen, das prüfe man bislang noch, betont Bonus-Vertriebschef Karsten Fischer.

CAP Markt Notzingen
CAP Markt Notzingen. Foto. Markus Brändli

„Uns gibt‘s nicht umsonst“

Bonus-Geschäftsführer Kaul legt Wert drauf, dass sich jeder Markt selbst tragen muss. „Auf Dauer kann man nicht quersubventionieren“, weiß er. Gleichzeitig ist ihm bewusst, sich an den schwierigen Standorten der Märkte aus gutem Grund keine „Standardsupermärkte“ befinden. „Wir müssen erstmal unsere Hausaufgaben machen“, betont er. Und dazu gehört auch, zu prüfen, ob man erneut an die jeweiligen Gemeinden herantreten wird, denn die sieht er auch in der Pflicht. „Nahversorgung kostet Geld“, deutet Kaul vielsagend an und betont: „Uns gibt es nicht umsonst.“ Rote Zahlen kann sich auch seine Einrichtung nicht leisten.

Schon die Betreiber der CAP-Märkte hatten die Gemeinden angesprochen. Aus Neuhausen kam eine Zusage über 300 000 Euro für den Standort in Stetten. Diese hätte natürlich auch Manfred Kaul gerne für den künftigen Bonus-Markt an selber Stelle. „Wo es Zusagen gibt, werden wir auf die Gemeinden zugehen. In Neuhausen hätten wir ein Problem, wenn es nicht geht“, fürchtet er.

Die Betreiberverpflichtung in Notzingen bis Mitte des nächsten Jahres werde man aber auf jeden Fall erfüllen. Das freut auch Notzingens Gemeindechef Sven Haumacher, der ebenso wie Kirchheims Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker zur Vorstellung des neuen Betreibers gekommen ist. Die Gemeinde hatte seinerzeit knapp 20 000 Euro zur Gründung des Marktes zugeschossen. Dass es dort nicht mehr so richtig läuft, hat der Bürgermeister aber schon länger gemerkt. „Die haben in den letzten Monaten nur noch vormittags aufgehabt“, sagt er.

Kirchheims Rathauschefin erinnert bei der Gelegenheit daran, dass der Kirchheimer Gemeinderat einen weiteren Zuschuss von 300 000 Euro für die CAP-Märkte im Mai abgelehnt hatte, weil man in dem vorgelegten Konzept „keine dauerhafte Lösung erkannte“.

Zur Gründung der Filiale in Ötlingen 2009 hatte die Teckstadt noch 150 000 Euro beigesteuert. Dennoch freut sich die Rathaus-Chefin. „Ich bin froh, dass die Nahversorgung erhalten bleibt“, und fügt hinzu: „Jetzt harren wir der Dinge, die da kommen.“ Das soll heißen: Sie rechnet damit, dass der neue Betreiber die Gemeinde wieder um einen Zuschuss bitten wird. Noch entscheidender ist aber für Manfred Kaul, dass das Angebot zur Nahversorgung auch angenommen wird: „Die Entscheidung fällt am Ende der Bürger.“