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Aus für Windkraft – Aufwind für Segelflug

Erfolg für Kirchheimer Luftsportler: Planungsausschuss streicht ES-08 von der Vorschlagsliste

Ein Bild, wie es sich auch in Zukunft noch bieten soll: ein Segelflugzeug zwischen Hahnweide und Teck. Das Aus für den hiesigen
Ein Bild, wie es sich auch in Zukunft noch bieten soll: ein Segelflugzeug zwischen Hahnweide und Teck. Das Aus für den hiesigen Luftsport, das durch den Windkraftstandort ES-08 drohte, scheint vom Tisch zu sein.Archiv-Foto: Jörg Bächle

Die Luftsportler auf der Hahnweide können sich weiterhin an der Windkraft erfreuen: an der Kraft, die ihnen der Aufwind gibt. Die Windkraft der fest installierten Anlagen dagegen, die ihnen am möglichen Standort ES-08 hätte gefährlich werden können, steht vor dem Aus. Zumindest ist im Planungsausschuss der Regionalversammlung eine Vorentscheidung ­gefallen, gegen ES-08.

Andreas Volz

Kirchheim. Vor zwei Wochen hatte der Baden-Württembergische Luftfahrtverband (BWLV) die CDU-Fraktion der Regionalversammlung vor Ort auf der Hahnweide darüber informiert, was ein Windkraftstandort südlich des Kirchheimer Traditionsflugplatzes für den Segelflug bedeuten würde (wir berichteten). Der Segelflug wäre demnach fast nicht mehr möglich gewesen in Kirchheim – vor allem der lautlose Segelflug per Seilwindenstart.

Das drohende Aus für die motorlosen Flieger hätte auch gravierende wirtschaftliche Folgen für die „Fliegerstadt Kirchheim“ gehabt. Weil der größte und bedeutendste Segelflugzeugbauer der Welt, die Firma Schempp-Hirth, für Test- und Erprobungsflüge auf die Hahnweide angewiesen ist, wäre die jahrzehntelange Heimat des Unternehmens in der Kirchheimer Krebenstraße langfristig wohl nicht mehr zu halten gewesen. Und an diesem Standort hängt sehr viel für Kirchheim. Nicht zuletzt geht es um etwa hundert Arbeitsplätze.

Diese Problematik scheint jetzt aber bereits vom Tisch zu sein, zusammen mit dem gesamten Windkraftvorranggebiet ES-08: Zwar fällt die endgültige Entscheidung über die möglichen Vorranggebiete für die Region Stuttgart erst Ende September in der Regionalversammlung. Aber vorab hat der zuständige Planungsausschuss von den zuletzt verbliebenen 77 Standorten weitere 33 aussortiert. Es bleiben also auf der Vorschlagsliste noch 44 mögliche Gebiete – und ES-08 südlich der Hahnweide zählt nicht mehr dazu. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass das Plenum den Vorschlägen des Ausschusses folgt.

Schempp-Hirth-Geschäftsführer Tilo Holighaus hat diese Nachricht mit großer Erleichterung aufgenom­men: „Da fällt uns ein riesen Stein vom Herzen“, sagte er gestern auf telefonische Nachfrage. „Wir können unsere Erprobungsflüge, unsere Kundenkontakte, aber auch den gesamten Luftsport auf der Hahnweide fortführen.“ Die zwei Möglichkeiten, wie es parallel zur Windkraftanlage auf der Hahnweide hätte weitergehen können, wären für ihn keine wirklichen Alternativen gewesen.

Die eine hätte bedeutet, sehr viel häufiger mit dem Flughafen in Ech­terdingen Kontakt zu haben, um luftfahrtrechtliche Ausnahmen zu beantragen. Für Tilo Holighaus wäre das schlichtweg nicht machbar: „Wir können doch nicht jedes Mal wegen fünf Minuten Erprobungsflug die Linienflüge großer Airlines durcheinanderbringen.“ Die andere Möglichkeit wäre gewesen, die Platzrunde auf der Hahnweide zu ändern und gegebenenfalls über Kirchheims Innenstadt zu führen. Auch das ist keine richtige Alternative, zumal Tilo Holighaus betont, wie froh die 1 000 Luftsportler der Hahnweide darüber sind, dass es ein gutes Miteinander mit allen benachbarten Kommunen gibt.

Eine Frage, die sich jetzt zum Glück nicht mehr stellen dürfte, ist die, wohin Schempp-Hirth hätte umziehen können, wenn dem Unternehmen mit der Hahnweide ein unabdingbarer Standortfaktor genommen worden wäre. Eines aber stellt Tilo Holighaus abschließend auch noch klar: „Ich habe nichts gegen Windkraft, vor allem nicht, wenn sie sinnvoll betrieben wird.“ Schließlich fuße die gesamte Windkrafttechnologie auf Erfahrungen aus dem Segelflug. Professor Ulrich Hütter, einer der Pioniere der Windkraftnutzung, habe unter anderem als Konstrukteur mit Schempp-Hirth zusammengearbeitet. Und die „Growian“-Flügelschalen, die heute im Sinsheimer Museum zu sehen sind, wurden vor über 30 Jahren bei Schempp-Hirth gebaut.