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„Aus keinem unserer Vorschläge ist etwas geworden“

Willi Kamphausen, Vorstandsvorsitzender des Brückenhauses, erhebt Vorwürfe an die Stadt

Ehrenamtliche des Brückenhauses haben Unterschriften für einen neuen Standort gesammelt. Im Interview nimmt der Vorstandsvorsitzende Willi Kamphausen sie in Schutz.

Willi Kamphausen
Willi Kamphausen

Die Oberbürgermeisterin wirft dem Brückenhaus-Vorstand vor, nicht mit seinen Ehrenamtlichen zu kommunizieren. Stimmt das?

WILLI KAMPHAUSEN: Nein. Die Unterschriftensammlung ist Sache einer Gruppe von sozial engagierten jungen Menschen gewesen, die im Brückenhaus ihren Treffpunkt hatten und die Angebote des Vereins, wie zum Beispiel das Kinderferienprogramm für 200 Kinder, seit Jahren ehrenamtlich unterstützen. Mit der offenen Petition im Internet haben sie eine neue Form demokratischer Interessensäußerung gewählt, die ihrem Lebensstil entspricht, und haben damit zum Ausdruck gebracht, was viele Kirchheimer Bürger denken, die die Petition unterschrieben haben. Wir als Vorstand stecken nicht hinter der Aktion. Dass wir die Ehrenamtlichen nicht über jedes Detail der Suche informiert haben, ist richtig. Wenn wir ihnen früher gesagt hätten, wie schwierig die Suche nach einem neuen Standort gelaufen ist, hätten sie ihren Wunsch nach einem adäquaten Ersatz vermutlich noch lauter formuliert.

Wie ist die Suche denn gelaufen?

KAMPHAUSEN: Für uns nicht sehr zufriedenstellend. Es waren zu viele Ämter mit unterschiedlichen Interessen beteiligt, die eine koordinierte und an sozialplanerischen Entwicklungszielen orientierte Suche erschwert haben. Im Sozialamtsleiter Roland Böhringer allerdings hatten wir stets einen verlässlichen Ansprechpartner, der sich um eine Lösung bemühte. Wir haben fast zehn Vorschläge gemacht, wo das Brückenhaus untergebracht werden könnte. Leider ist aus keinem was geworden, was nicht nur an der Stadt lag. Es wurde manchmal auch zu lange gewartet und damit Optionen vergeben. Der neue Standort am Rande der Stadt in Jesingen ist als Büro sehr gut geeignet. Wir haben dort jedoch keinen Veranstaltungsraum mehr, der als Anlaufstelle, Treffpunkt oder Fest-Location für Jugendliche zur Verfügung steht – und so wie das alte Brückenhaus eben als Identifikationsmöglichkeit und Heimat für mehrere Generationen von Jugendlichen stehen könnte.

Wie hat sich Angelika Matt-Heidecker in dieser Sache verhalten?

KAMPHAUSEN: Frau Matt-Heidecker hat die Suche nach einem neuen Standort für das Brückenhaus nicht zur Chefsache gemacht, was wir auch nicht erwarten konnten. Aber einen etwas interessierteren Umgang bei der Suche nach einer Zukunftslösung für das Brückenhaus hätten wir uns schon gewünscht. Bei der Übergabe der Online-Petition hoffte ich, dass die inhaltlichen Anliegen so ernst genommen werden, dass die jungen Ehrenamtlichen das Gefühl haben, die Oberbürgermeisterin anerkennt ihr Engagement und bemüht sich um eine zukunftsfähige Lösung für die Standortfrage. Hier wurde offensichtlich eine Chance vertan, konstruktiv mit Bürgerbeteiligung umzugehen.

Die Oberbürgermeisterin hat die Teck-Realschule als möglichen Brückenhaus-Standort genannt. Was halten Sie davon?

KAMPHAUSEN: Die Teck-Realschule wäre für uns mit dem Dettinger Weg ein guter Standort. Dort gibt es was zu tun. Möglicherweise müssten wir aber vier Jahre warten, bis wir dort einziehen könnten. Ich würde mir wünschen, dass es schneller geht. Auch sollten weitere Optionen im Stadtzentrum rechtzeitig geprüft werden. Für Kooperationsmodelle sind wir dabei immer offen.