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Aus zwei wird eins

Feier Mit einem bunten Festgottesdienst in der Ohmdener Gemeindehalle vollziehen die evangelischen Kirchen-gemeinden Jesingen und Ohmden ihre Fusion. Das Interesse daran ist riesig. Von Sabine Ackermann

Damit hätten wir nicht gerechnet“, freut sich Ohmdens Pfarrer Christoph Schilling über den Besucherstrom, der einfach kein Ende nehmen will – immer wieder müssen die helfenden Kirchengemeinderäte neue Stühle herbeiholen. Dann ist es soweit, mit Whitney Houstons „One Moment in Time“ eröffnet der Posaunenchor Jesingen unter der Leitung von Hansjörg Kiltz zeitgemäß und souverän den Festgottesdienst. „Wir feiern heute unsere Gemeinschaft, unsere Zusammenarbeit. Ein Hoch auf uns möchte man sagen, ein Hoch auf den, der uns vereint, Gott, der uns Orientierung gibt“, begrüßt Pfarrer Christoph Schilling aus Ohmden die Besucherinnen und Besucher und lädt die Besucher zum ersten Mitsingen des Kirchenliedes „Er weckt mich alle Morgen“ ein. Danach stehen die Jüngsten mit dem Mitmachlied „Wenn der Sturm tobt – ich bin schwach, Gott ist stark“ im Fokus. Von Beate Hoyer an der Gitarre unterstützt, leitet Margarethe Braun den Chor, der sich aus den beiden Kinderkirchen zusammensetzt. Gebete, mit der Gemeinde gesprochene Psalmen und Fürbitten sowie weitere vom Posaunenchor gespielte Kirchenlieder zum Mitsingen umrahmen den Gottesdienst in der Gemeindehalle. 

„Heute Morgen zwischen Jesingen und Ohmden“, ein zufälliges Aufeinandertreffen zwischen zwei Kirchengemeinderäten auf dem Fahrrad, die sich über Sinn und Zweck der Fusion unterhalten. „Ha, i find des gar net schlecht“, sagt Susanne Schädel aus Ohmden und Bernd Lauterwasser unterstreicht: „Mir zwoi verstanda uns ja au guat.“ Mehr miteinander machen lautet so auch die Devise: Wenn „Er“ einen Plattfuß hat, gibt „Sie“ ihm ihr Flickzeug, und wenn ihre Klingel nicht tut, klingelt „Er“ für „Sie“. Für beide hört sich das so gut an, dass sie anschließend in Ohmden nach dem Fusions-Gottesdienst zusammen Maultaschen essen und hinterher noch in Jesingen gemeinsam einen Film anschauen.

 

„Wir haben ganz bewusst manches leergelassen, denn es kann auch bei uns Neues entstehen
Berenike Brehm
Die Pfarrerin aus Jesingen über das Kirchenmodell, das noch Raum für weitere Ideen lässt

 

„Wie kann man eine Fusion darstellen?“, hat sich Pfarrerin Berenike Brehm aus Jesingen mit ihrem Vorbereitungsteam Gedanken darüber gemacht. Ihre Idee: ein Umriss einer Kirche, die mit den zuvor beschrifteten Puzzle-Teilen der unterschiedlichen Gruppen, Kreisen und besonderen Veranstaltungen beider evangelischen Gemeinden zum Ganzen wird. „Wir haben ganz bewusst manches leergelassen, denn es kann auch bei uns Neues entstehen“, erklärt Berenike Brehm, die sich später am Stehtisch mit den Kirchengemeinderätinnen Nicole Orgon aus Jesingen und Monika Kaimer aus Ohmden darüber austauscht, ob Puzzle-Steine nicht doch zu statisch und recht leblos sind. Und: „Wer sagt denn, dass die Ideen, die andere noch einbringen können, zu den bereits vorhanden überhaupt passen?“

Vorbereitungen laufen seit 2022

Grußworte kommen von der Jesinger Ortsvorsteherin Gabriele Armbruster, die, wie sie sagt, selbst aus einer Gemeinde kommt, die sich vor zehn Jahren zusammengeschlossen hat. Danach folgt eine ausführliche Laudatio auf den scheidenden Ersten Kirchengemeinderat-Vorsitzenden Matthias Jensch aus Ohmden, der dem Gremium aber weiterhin erhalten bleibt. Vom Führen der Kirchenbücher über die Vergabe von Terminen oder finanziellen Erledigungen vor Ort – fortan laufen bei der „Assistenz der Gemeindeleitung“ Kristina Sauter alle Verwaltungsarbeiten der Kirchengemeinde zusammen.

Bereits im Jahr 2022 haben sich die Kirchengemeinden Jesingen (1474 Mitglieder) und Ohmden (792) auf den Weg gemacht, zusammenzuwachsen. Aufgrund der gesellschaftlichen Umbrüche und des demografischen Wandels sei es notwendig, so schnell wie möglich neue Strukturen zu schaffen, die tragfähig sind, heißt es seitens der evangelischen Kirche. Ihr Ziel: Bewährtes zu erhalten, aber auch Freiräume für Neues entstehen zu lassen.