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Ausgefallene Romantik wird nicht nachgeholt

Ehe Manche Paare trauten den Beschränkungen während der Corona-Pandemie nicht und verzichteten auf das Ja-Wort. Gibt es nun einen Hochzeits-Boom? Von Simone Weiß

Kreis. Hochzeitslust konnte zu Hochzeitsfrust werden. Maskenpflicht, Abstandsregeln, Hygiene-Vorschriften oder beschränkte Gästezahlen – die Romantik war während der Corona-Pandemie teilweise aufgehoben. Wurde sie auch aufgeschoben? Gibt es den Nach-Corona-Heirats-Run?

Nein, sagen Standesämter im Kreis Esslingen überwiegend: Eingerannt werden ihnen die Türen von Heiratswilligen nicht. Allerdings gibt es teilweise steigende Zahlen an Eheschließungen. Plochingen etwa mausert sich mit seiner zunehmenden Anzahl an Trauungen zu einer Hochzeitshochburg.

Ja-Worte wie am Fließband gab es bisher in Kirchheim keineswegs. Robert Berndt vom Sachgebiet Öffentlichkeitsarbeit spricht von rückläufigen Zahlen: „Die Gesamtzahl der Hochzeiten für das vergangene Jahr 2022 befindet sich sogar noch unter der Zahl für das

Kein „grünes Trauzimmer

erste Pandemiejahr 2020. Wir verzeichnen aktuell mit dem Jahr 2022 eine sinkende Anzahl an Eheschließungen.“ Im Jahr 2019 registrierte er 217 Ehen, die Verliebte im Rundsaal im Kirchheimer Schloss, im Großen Sitzungssaal im Kirchheimer Rathaus, in der Lateinschule im Max-Eyth-Haus und im Vortragssaal der Kirchheimer Stadtbücherei eingehen können.

Seit dem Jahr 2011, so ergänzt Robert Berndt, sei es in Baden-Württemberg erlaubt, Trauungen unter freiem Himmel durchzuführen. Ein „grünes Trauzimmer“ gebe es in Kirchheim aber bisher noch nicht. Doch auch ohne Open-Air-Angebote ließen sich im Jahr 2020 164 Paare trauen, 2021 wurden 179 Paare verheiratet, und 2022 sagten 153 Liebende Ja zueinander.

Hochzeiten XXL? Plochingen sagt Ja. Die gab es. Die Standesbeamtin und ihre beiden Vertreter hatten im Alten Rathaus viel zu tun. „In den Jahren 2019 und 2020 waren es im Schnitt 58 Trauungen,

Viel zu tun im Alten Rathaus

2021 nur 42. Im Jahr 2022 dagegen wieder ein deutlicher Anstieg mit 72 Eheschließungen“, vermeldet Nicole Reinert von der Sachbearbeitung Standesamt. Im laufenden Jahr würden ähnlich viele Trauungen wie 2022 erwartet: Die Zahl der Anmeldungen für die Eheschließungen zeige ähnliche Zahlen wie 2022.

Nicht ganz so kräftig wurde dagegen in der Stadt Nürtingen geheiratet. Hier gingen die Zahlen leicht nach oben: 2019 kamen 152 heiratswillige Paare, 2020 waren es 169, 2021 173 und im Jahr 2022 waren es 182 Paare.

Rosita Gerstner von der Sachgebietsleitung Standesamt im Esslinger Rathaus hat im Sechs-Jahres-Vergleich keinen Anstieg der Trauungen bemerkt. Im Jahr 2017 gaben sich in Esslingen 614 Paare das Ja-Wort, 2020 und 2021 waren es 532 und 503. Im Jahr 2022 gingen dann 610 Paare den Bund fürs Leben ein.

Von Eheschließern und Eheeinschränkungen

Eheschließer: Nach Angaben von Robert Berndt gibt es Eheschließungsstandesbeamte, die in der Regel über eine Ausbildung im mittleren oder gehobenen Dienst verfügen. Hauptamtliche Standesbeamte bedürfen einer Prüfung sowie wiederkehrender Vertiefungsschulungen, die die Aufsichtsbehörde kontrolliert.

Ausnahmen: Oberbürgermeister, Bürgermeister oder Beigeordnete sowie Bezirks- und Ortsvorsteher können laut Robert Berndt ebenfalls zu Eheschließungsbeamten bestellt werden, selbst wenn sie die Voraussetzungen wie mindestens eine Ausbildung für den mittleren Verwaltungsdienst nicht erfüllen.

Verbote: Romantik gibt es nicht unbegrenzt. Wie in vielen anderen Orten ist auch in Kirchheim bei Hochzeiten innerhalb und außerhalb des Gebäudes das Streuen von Reis, Konfetti, Flitter oder Blütenblättern nicht gestattet. Grund hierfür ist laut Robert Berndt die hierdurch entstehende Rutsch- und Unfallgefahr.