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Ausrufezeichen unter der Teck

Städtebau In Dettingen entsteht auf dem Gelände der einstigen Gärtnerei Diez ein markantes Hotelgebäude, in dem auch die VR Bank Hohenneuffen-Teck residiert. Von Iris Häfner

Bruno Foldenauer von der VR Bank Hohenneuffen-Teck, Jürgen Hahn von der Investorengruppe, Dettingens Bürgermeister Rainer Haußma
Bruno Foldenauer von der VR Bank Hohenneuffen-Teck, Jürgen Hahn von der Investorengruppe, Dettingens Bürgermeister Rainer Haußmann und Berno Maria Feuring vom Projektmanagement (von links) stellen den Neubau unter der Teck vor. Fotos: Carsten Riedl

Seit Monaten kocht die Gerüchteküche in Dettingen, was wohl mit dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei Diez passiert. Immer wieder war von einem Hotel die Rede - jetzt ist die Katze aus dem Sack und es stellt sich heraus: Das mit dem Hotel waren keine Fake-News, es wird ein Hotel drei Sterne plus gebaut. Doch nicht nur das: Die VR-Bank mietet sich auf einem gesamten Stockwerk ein, rund 80 Mitarbeiter werden künftig unter der Teck ihr Tagwerk vollbringen.

Seit Jahrzehnten gibt es in Dettingen keine Gewerbeentwicklung. „Mit unserem Gewerbegebiet sind wir gefangen“, sagt Bürgermeister Rainer Haußmann. Nur Wohngemeinde will Dettingen jedoch nicht sein, auch die Infrastruktur und das Arbeitsplatzangebot samt Naherholungswert sollen stimmen. Dann gab es die Chance mit dem Gärtnereiareal. Weil es sich dabei um eine Insolvenzmasse handelte, hatte die Gemeinde im Jahr 2012 kein Vorkaufsrecht, musste sich also in den Wettbewerb mit anderen Bietern begeben. Drei Jahre hat sich die Hängepartie hinzogen. Schließlich bekam die Kommune den Zuschlag und so lässt sich nun ein städtebauliches Konzept mit Ausrufezeichen an markanter Stelle verwirklichen, das die beiden Ortsteile - alter Ort und Guckenrain - weiter zusammenfügen soll mit Schlossberghalle, Schulen, Kita, Hallenbad, Sportstätten und künftig Seniorenheim. An der trennenden Bundesstraße wird sich jedoch nichts ändern.

Von einem grünen Campus spricht Rainer Haußmann. Dienstleister sind dort bevorzugt. „Es kommt ein dominantes Gebäude dorthin, das sich nicht verstecken wird. Es ist ein wichtiger Meilenstein in unserem Masterplan“, so der Schultes über das drei- beziehungsweise viergeschossige Gebäude, das entlang der Bundesstraße 15,50 Meter hoch sein wird. Geplant hat es das Büro Architekten Mühlich, Fink & Partner aus Ulm. Ende 2016 hat sich er Gemeinderat bereits mit dem Projekt befasst. Jetzt sind die Planungen konkret. Für die Entwicklung zeichnet Berno Maria Feuring von der Feuring Projektmanagement GmbH in Kirchheim verantwortlich, der unter anderem auch das Mövenpick-Kongresshotel-Stuttgart plant. In Dettingen sollen zwischen 78 und 100 Hotelzimmer entstehen, dazu ein Konferenzbereich mit etwa 120 bis 250 Quadratmetern Fläche und einer Gastronomie mit etwa 150 bis 300 Quadratmetern. Dazu kommen rund 2 450 Quadratmeter Büro-Mietfläche. 20 Meter ist es von der Bundesstraße entfernt, Lärmschutzrichtlinien werden beachtet, nach hinten gibt es eine Art Innenhof mit Blick auf die Teck und das Haus aus den 1930er-Jahren. Entlang der Bundesstraße ist das Gebäude viergeschossig, insgesamt hat es eine Ausdehnung von etwa 70 mal 60 Metern. Dazu kommen neben einer Tiefgarage mit 50 Plätzen noch 30 bis 40 Parkplätze. Etwa 80 Sitzplätze sind im Restaurant angedacht. Finanziert wird das alles von privaten Investoren aus der Region, die Jürgen Hahn repräsentiert, Geschäftsführer der Reinert Kunststofftechnik GmbH in Bissingen.

„Es soll das Wohnzimmer der Region werden“, sagt Berno Maria Feuring und kommt über die Lage ins Schwärmen. „Es ist der Eingang zu Alb und liegt zentral direkt an der B 465. Zwei Kilometer sind es zur A 8 und 15 Minuten bis zur Messe Stuttgart beziehungsweise dem Flughafen“, so Feuring - die Stauzeiten außer Acht lassend. In der Lobby können Geschäftsbesprechungen stattfinden, es soll bewusst regionale Küche geben. Die Schlossberghalle ist nicht weit, Hochzeitsgäste können beispielsweise ortsnah übernachten. „Es ist der Traum von Chicago im Schwäbischen“, sagt er selbstbewusst.

„Das ist ein absoluter Glücksfall für uns, eine Eins-a-Lage an einer hochfrequentierten Verkehrsachse“, schwärmt Bruno Foldenauer, Vorstandssprecher der VR Bank Hohenneuffen-Teck. Von der künftigen Zentrale hat er beide namensgebende Burgen im Blick. Wichtig sind ihm jedoch die kurzen Wege auf einem Stockwerk. Aus vier mach eins: Hauptstelle Frickenhausen, Verwaltungssitze in Owen und Weilheim sowie eine Geschäftsstelle in Linsenhofen sind nun in Dettingen vereint. Eine SB-Geschäftsstelle soll es im Erdgeschoss geben.

Der Baubeginn ist Ende 2019 geplant, die Beteiligten rechnen mit einer Bauzeit von eineinhalb Jahren - und Kosten im zweistelligen Millionenbereich.

 

Der Gemeinderat hat sich in Vorberatungen intensiv mit dem Projekt auseinandergesetzt. So kamen die Wortmeldungen in der jüngsten Sitzung eher zögerlich. „Das Ding ist über Jahre entstanden“, fasste es Dr.  Steffen Ochs zusammen. Er sprach von einem gelungenen Entwurf, ähnlich äußerte sich auch Dr. Werner Hack. „Das ist flächensparend gebaut“, freute sich der Landwirt, ebenso über den verlässlichen Ankermieter, die VR Bank. „Uns hätte nichts Besseres passieren können, wenngleich es auch Verlierer gibt“, äußerte sich Andreas Hummel. „Hammerhoch“ findet Peter Beck das Gebäude und Edith König weiß noch nicht, ob sie das Gebäude schön finden soll oder nicht. „Mit der Euphorie bin ich noch nicht so eins“, sagte sie.