Weilheim · Lenningen · Umland
Ausstellung in Lenningen zeigt Werke des Künstlers Max G. Bailly

Kunst Mit seinen Werken will Bailly „die Vergangenheit verbrennen und transformieren“: Eine Auswahl seiner „Brandobjekte“ und die Installation „Der Weg nach Mutlangen“ sind im Lenninger Schlössle zu sehen. Von Helga Single

Der in Nürtingen lebende Künstler Max G. Bailly begibt sich mit seinen Arbeiten auf Spurensuche in die Vergangenheit. „Brandobjekte“ heißen die in den 80igern entstandenen Kunstwerke aus Papier, denen „die zerstörerische Kraft des Feuers“ wie ein Bildhauer Gestalt verlieh. Zu sehen sind sie in den Räumen der Lenninger Gemeindebücherei.

 

Noch nie gab es einen aktuelleren Bezug.
Katrin Burtschell
Die Kunsthistorikerin spannt den Bogen von Baillys Werken zum Angriffskrieg gegen die Ukraine.
 

Baillys Papierobjekte tragen Namen wie: Seher, Wahrsager, Hiroshima, Hiobsbotschaft – und dennoch stünde das „H“ trotz aller Betroffenheit auch für Hoffnung, erklärte die Kunsthistorikerin Katrin Burtschell, die einleitende Worte bei der Vernissage sprach. Sie und Max G. Bailly kennen sich unter anderem durch die Lehrtätigkeit an der „Freien Kunstschule“ in Nürtingen, an der der Künstler bis 2022 Dozent war.

In den „intensiven Symbolen der Vernichtung“ setzte er sich mit den Kriegsgeschehnissen des zweiten Weltkrieges, der NS- Vergangenheit und seiner eigenen Familiengeschichte auseinander und versuchte das erlittene Kriegstrauma zu überwinden, das ihn bis ins „hohe Alter“ nicht losließ. „Ein Versuch, die Vergangenheit zu verbrennen und zu transformieren“, erklärte er. Für Max G. Bailly, Jahrgang 1936, ist das ein zentraler Kern seines Schaffensprozesses, der ihm ein Überleben ermöglichte, „ohne an der Seele zu erkranken“. Seine Arbeiten seien Mahnmale, die nicht nur anklagten, sondern auch mit Geschichte umgingen und von Kraft, Mut, und dem Willen zur Konfrontation erzählten.

Das Unaussprechliche thematisieren

Der zerstörerische Angriffskrieg gegen die Ukraine sei erneut Auslöser gewesen, sich damit auseinanderzusetzten. „Noch nie gab es einen aktuelleren Bezug“, stellte Kunsthistorikerin Katrin Burtschell fest. Das Material „Papier“ biete grenzenlose Gestaltungsmöglichkeit und vereine Gegensätzlichkeiten. Rau und glatt, weich und hart, transparent und dicht komme es daher und zeige Grenzbereiche auf, die zum Experimentieren einluden. Es ermöglichte dem Künstler das „Unaussprechbare zu thematisieren“ und über die „Geschehnisse des europäischen Dramas“ nachzudenken, genauso wie die Installation „Der Weg nach Mutlangen“, die den Pazifismusgedanken heute in einem anderen Licht erscheinen ließ.

Max G. Bailly war 1984 dabei als die Friedensbewegung zu Protestaktionen gegen die Stationierung von Pershing II Raketen in Mutlangen aufrief. In einem Marsch von Schwäbisch Gmünd nach Mutlangen trugen sie ein Leintuch mit sich, auf dem Fußabdrücke derer verewigt sind, die ebenfalls ein Zeichen gegen Gewalt setzten. Vielen seien Petra Kelly oder Walter Jens im kollektiven Gedächtnis geblieben. Im Schlössle sei das Transparent nun reale „Mahnwache, den Weg des Pazifismus nicht zu verlassen“, erklärte die Kunsthistorikerin.

Die Ausstellung ist in den Räumen der Lenninger Gemeindebücherei bis Samstag, 22. April, zu sehen. Die Installation „Der Weg nach Mutlangen“ und „33 Bücherverbrennungen“ im Museum für Papier- und Buchkunst bis Sonntag, 20. August.