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„Azubis stehen bei Köhler unter Artenschutz“

Karriere Jürgen Köhler, Direktor des Mövenpick-Hotels am Stuttgarter Flughafen, spricht über seinen Werdegang.

Jürgen KöhlerFoto: Carsten Riedl
Jürgen KöhlerFoto: Carsten Riedl

Kirchheim. Mucksmäuschenstill ist es, als Jürgen Köhler von sich und seinem Leben im Allgemeinen und seinem beruflichen Werdegang im Besonderen im Rahmen der KIA-Veranstaltung erzählt. „Meine Mutter war öfter in der Schule als ich. Mit fünf Fünfern musste ich das Gymnasium verlassen“, macht er aus seiner Schülerkarriere keinen Hehl. Die mittlere Reife schaffte er mit Müh‘ und Not, und auf dem Weg zum Bewerbungsgespräch bei der Kreissparkasse Böblingen beschloss er spontan, Koch zu werden - und erschien erst gar nicht bei den Bankern.

Ein Hotel in Sindelfingen war sein Ausbildungsbetrieb. „Ich hatte großes Glück mit meinem Küchenchef. Er wurde mein Mentor“, erzählt Jürgen Köhler und verweist darauf, wie wichtig ein solcher Begleiter für einen jungen Menschen ist. Koch und Köhler passte so gut, dass seine Mutter gedacht hat, das Zeugnis, das er bei der Landesberufsschule für das Hotel- und Gaststättengewerbe in Bad Ditzenbach erhalten hat, sei gefälscht. „Drei Mal habe ich einen Preis abgeräumt“, sagt er bezüglich seiner Lehrjahre.

Danach ist er „ein bisschen in der Gegend rumgetingelt“, quasi im Fahrwasser seines Mentors. Eine Station war beispielsweise das Hotel Vier Jahreszeiten in Hamburg, und dann ging es das erste Mal nach Kanada. „Ein faszinierendes Land“, so Jürgen Köhler. Seiner Frau zuliebe kam er zurück nach Deutschland. Doch es dauerte nicht lange, dann machten sich beide auf den Weg nach Nordamerika, und so wurden beide Söhne in Kanada geboren. Dort begann auch die klassische Hotelkarriere von Jürgen Köhler, der auch den Discomanager mit einschloss.

Seit 34 Jahren ist er Direktor. Ein Wendepunkt war das Mövenpick-Hotel in Bielefeld. Das Umfeld mit über 60 Eigentümern war schwierig, und eines Tages hatte er seine Stimme verloren. „Da habe ich die Mystik kennengelernt und Anselm Grün“, erzählt Jürgen Köhler. Seither geht er regelmäßig für eine Auszeit ins Kloster, dieses Jahr hat er auf dem Friedhof Unkraut entfernt.

Das Mövenpick-Hotel am Stuttgarter Flughafen führt er seit 1997. „Das ist eine Urzeit für einen Hoteldirektor, sonst wird man alle vier bis fünf Jahre auf die Reise geschickt. Doch dieses Juwel gibt man nicht so einfach her.“ Von guten Mitarbeiter trennt er sich ebenfalls nicht gerne. Umso wichtiger ist es, sich dem Nachwuchs zu widmen und ihn zu fördern. „Bei Köhler sind die Azubis unter Artenschutz - das höre ich ab und zu“, sagt der Manager. Dafür verlangt er jedoch Initiative, gutes Benehmen und Aussehen, Freundlichkeit und Offenheit. „In diesem Beruf öffnen sich die Türen zur Welt“, weiß er aus eigener Erfahrung. Iris Häfner