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Bands schätzen Kirchheimer Kulisse

Schnippen und schwofen statt Kicken gucken beim Rollschuhplatz-Open-Air

Am Wochenende dürfen sich die Fans des entspannten Freiluftmusikvergnügens wieder freuen. Das legendäre Rollschuhplatz-Open-Air des Club Bastion, findet wieder zeitgleich zum Kirchheimer Haft- ond Hokafescht statt. Dank ehrenamtlicher Arbeit und Sponsoren bleibt der Eintritt am Samstag niedrig und ist am Sonntag gar frei.

Bands schätzen Kirchheimer Kulisse
Bands schätzen Kirchheimer Kulisse

Kirchheim. Ist es nun oder ist es nicht? Seit das Rollschuhplatz-Open-Air nicht mehr jedes Jahr steigt, kann man schon einmal durcheinanderkommen. Zumindest wer kein Fußballfan ist. Denn seit das gemeinschaftliche Fußballgucken in Mode ist, haben es andere Veranstaltungen schwer, sich zeitgleich gegen die WM- und EM-Kicker und -Gucker zu behaupten. Die Fußballweltmeisterschaft der Frauen zählt da nicht dazu. Ergo – am Samstag und Sonntag geht auf dem Rollschuhplatz in Kirchheim der Punk ab, heizen Reggaebands ein, rappen hippe Hopper und rocken Alt und Jung.

„Zum 14. Mal stemmen wir gemeinsam mit unseren Unterstützern, der Stadt Kirchheim, der Brauerei Dinkelacker und vielen kleinen Spendern das Rollschuhplatz-Open-Air“, berichtet Barbara Kirschbauer, die gute Seele im Bastionsbüro. Günther Scheuring vom Organisationsteam der Bastion ergänzt: „Wir hatten schon richtig große Namen auf dem Platz: The Rattles, The Sweet, Jamaica Papa Curvin, Echoes of Swing und Dana Fuchs.“

Für „alte“ Kirchheimer gehört das Musikspektakel zur Jugenderinnerung. Selbstverständlich ging man vor den großen Ferien zum Rollschuhplatz, wenn auf der „Naturbühne“ gerockt wurde. Bis Ende der 1990er-Jahre war der Rock-Jazz-Blues Förderverein der Veranstalter und wurde danach vom Club Bastion abgelöst. Seither hat sich auch allerhand verändert. Eine professionelle Bühne ersetzt den leicht abschüssigen Absatz an der Bastionsmauer, das Festival ist zeitgleich mit dem Haft- ond Hokafescht, und den verschärften Sicherheitsbestimmungen muss der Verein auch Sorge tragen.

Letztere bedeuten ganz schön viel Aufwand. „Wir müssen ein komplettes Sicherheitskonzept erarbeiten,“ erzählt Scheuring. Dazu gehören genügend Notausgänge, zusätzliche Treppen, Lichtstreifen und genaue Pläne, auf denen verzeichnet ist, wie viele Leute wo Platz finden. „Wer wofür verantwortlich ist, muss genau geregelt sein,“ bestätigt Kirschbauer. Ohne die rund 40 Ehrenamtlichen der Bastion ginge das gar nicht. „Alleine für den Eingang benötigen wir zehn Leute. 25 bewältigen den Auf- und Abbau. Der Rest steht an der Kasse, betreut die Künstler und verteilt Plakate und Flyer.“

„Man muss schon leidenschaftlich dabei sein“, erklärt Monika Schubert ihren Einsatz beim Club Bastion. „Manchmal fragt man sich schon, was man da eigentlich macht. Aber wenn die Leute strömen, die Bands spielen und die Stimmung gut ist, ist das schnell vergessen.“ Besonders schön sei, dass es eben auch Künstler gibt, die sich richtig freuen, in Kirchheim auf dem Rollschuhplatz mit seiner besonderen Stimmung aufzutreten. „Die verzichten dann auch auf Schnickschnack und sind mit dem zufrieden, was wir ihnen hier bieten können“, zeigt sich Schubert erfreut.

Klar, gibt es auch frustrierende Momente. Wenn etwa manche Besucher wegen der zehn Euro Eintritt am Samstag motzen. „Einerseits geben sie ohne mit der Wimper zu zucken, 70 Euro und mehr für ein Festival aus, anderes soll dann umsonst sein“, wundert sich Kirschbauer. Oder wenn das Wetter nicht mitspielt. „Dabei gibt es bei uns keinen Schlammboden“, sagt Schubert und Kirschbauer ergänzt: „Warm kann man sich tanzen.“ Für die, die von Regenschauern überrascht werden, ist sogar vorgesorgt: Für einen Euro bekommt man einen Regenponcho.

Schade ist auch, dass der große, den Platz überspannende Schirm nicht mehr zu bezahlen ist. Früher gab es den zum erschwinglichen Sonderpreis. Seit eine andere Firma Schirm und Kran übernommen hat, kostet das mobile Dach stolze 6 000 Euro. „Dafür müssten wir den Eintritt ordentlich erhöhen oder hätten kaum noch Geld für die Bands übrig“, begründet Scheuring die Tatsache, dass das Open Air nun wirklich unter freiem Himmel stattfindet.

Auf jeden Fall geht es dem Bastionsteam nicht darum, Gewinn zu erwirtschaften. „Wir sind froh, wenn wir rauskommen“, sind sie sich einig. Und sie wünschen sich, dass der Platz auch am Wochenende wieder richtig voll wird – mit vielen gut gelaunten Leuten, die einfach schätzen, was sie an „ihrem“ Rollschuhplatz-Open-Air haben.