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Bargeld sorgt für Sicherheit

Umfrage: Können Passanten sich eine Gesellschaft ohne Münzen und Scheine vorstellen?

Immer mehr Menschen bestreiten ihren Alltag mit einer Bank- oder Kreditkarte, bargeldloses Bezahlen wird immer einfacher. In Kirchheim hat das Bargeld aber noch nicht ausgedient: Passanten bei der Straßenumfrage des Teckboten schätzen die Sicherheit im Geldbeutel.

Straßenumfrage i.d. Fußgängerzone zum Thema "Bargeldloser Zahlungsverkehr"Nr 1
Straßenumfrage i.d. Fußgängerzone zum Thema "Bargeldloser Zahlungsverkehr"Nr 1

Kirchheim. „Ich kann mir gut vorstellen, dass Bargeld in Zukunft nur noch eine untergeordnete Rolle spielt“, meint Heinz Rothfuß aus Heiningen. Er hätte aber ein komisches Gefühl dabei, kleinere Beträge im Alltag elektronisch zu bezahlen. „Die Älteren tun sich damit wahrscheinlich schwerer als die Jüngeren, die es heute schon praktizieren“, glaubt der 69-Jährige. „Im Grunde ist es aber eine Frage der Gewohnheit.“ Eine Sorge hat er jedoch: „Je mehr bargeldlos bezahlt wird, desto eher könnte da auch Missbrauch geschehen.“

René Gökeler aus Kirchheim schüttelt über die Vorstellung einer bargeldlosen Gesellschaft nur den Kopf. „Viele Leute hätten sicher ein Problem damit“, sagt der 25-Jährige. Er befürchtet eine Zunahme der Cyber-Kriminalität. Gökeler hat immer Bargeld dabei – aber wenn es mal nicht ausreicht, zahlt er mit Karte. „Ich kann mir aber nicht vorstellen, nur elektronisch zu bezahlen.“ Er hätte kein gutes Gefühl dabei. „Es geht schließlich darum, etwas in den Fingern zu haben.“ Geld tatsächlich aus der Hand geben zu müssen oder einfach nur „irgendwo seine Karte durchzuziehen oder ein Handy abscannen“ zu lassen, sei ein riesiger Unterschied. „Mit klimperndem Geldbeutel fühle ich mich sicherer.“

Die Notzingerin Edith Niederacher bezahlt am liebsten mit Bargeld. „Bei reichen Leuten mag das Leben ohne Münzen und Scheine vielleicht vorstellbar sein, die müssen nicht so aufpassen“, sagt die 79-Jährige. „Aber jemand, der 40 Jahre gearbeitet hat und von seinem Renteneinkommen lebt, der muss schauen, dass er nicht ins Aus gerät.“ Sie möchte sehen, wieviel Geld über den Tisch geht. „Das hat für mich auch eine Kontrollfunktion.“ Natürlich kauft sie ab und an mit Karte ein – auf Reisen sei das praktisch. Für den täglichen Bedarf holt sie ihr Geld aber lieber „erst von der Bank, und dann aus dem Geldbeutel“. Mit der Karte sei es nämlich viel zu leicht, Geld auszugeben, das man gar nicht hat. „Am Monatsende trifft einen dann der Schlag, wenn man auf das Bankkonto schaut und nicht aufgepasst hat.“

Eleni Civiti aus Kirchheim würde sich wünschen, dass alles so bleibt wie es ist. „Bargeldlos bezahlen zu können ist schön und gut, aber ich habe kein Vertrauen in die Geräte.“ Die 42-Jährige möchte das Gefühl behalten, einen Geldbeutel mit Kleingeld und Scheinen bei sich zu haben. „Für größere Beträge kann man die Karte ja gerne benutzen, aber nicht für alles. Die Brezel beim Bäcker zahlt man ja auch nicht elektronisch.“ Kleingeld gehört für die Kirchheimerin im Alltag einfach dazu – Münzen für den Parkautomaten oder als Trinkgeld für die Bedienung, sowie als Taschengeld für die Kinder. „Eine Gesellschaft ohne Scheine und Münzen würde mir nicht gefallen.“

Verena Roffeis aus Schlierbach sieht das ähnlich. „Ich fände es schrecklich. Ich verliere jedes Gefühl für Geld, wenn ich nur bargeldlos bezahlen würde“, sagt die 33-Jährige. Wenn es geht, zahlt sie lieber in bar. „Und wenn doch mal größere Beträge fällig werden, dann macht das am besten mein Mann“, meint sie mit einem Lachen. Er sei derjenige, der die Scheckkarten verwaltet, sie achtet eher auf den klingenden Geldbeutel. Um bargeldloses Zahlen komme man aber kaum noch herum. „Wenn man im Internet bestellt, bei der Steuer oder der Stromrechnung geht es ja kaum noch anders“, stellt sie fest. Als Allgemeinlösung für den Alltag hält sie es aber für nicht praktikabel. „Ich habe auch immer Angst, das man das alles irgendwie hacken und mich unbemerkt bestehlen kann“, befürchtet sie. „Sicher, einen Geldbeutel kann man auch klauen, aber das merkt man oft schneller.“

Alexander Rieger aus Nürtingen hält es da wiederum anders: „Ich zahle fast alles mit Karte“, sagt der 34-Jährige. Er führt ein interessantes Argument dafür an: „So habe ich spürbar mehr Kontrolle über mein Geld. Wenn ich nämlich Bargeld dabei habe, neige ich dazu, es auch auszugeben“, meint er schmunzelnd. Die Kontrollfunktion, die andere im Bezahlen mit Münzen und Scheinen sehen, sieht er eher bei seiner Bankkarte. „Ich bin aber auch disziplinierter als die meisten“, sagt Rieger. „Ich lebe nicht im Übermaß. Ich weiß, was ich auf dem Konto habe und achte bewusst darauf, was ich wann ausgebe.“ Der ausführliche Kontoauszug hilft ihm dabei, langfristig den Überblick zu behalten. Ganz auf Bargeld verzichten tut er natürlich auch nicht, gibt er zu. „Aber wenn elektronische Bezahlverfahren verbreiteter wären, käme mir das sogar sehr entgegen.“

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Bank- und Kreditkarten sind weit verbreitet. Trotzdem ist Bargeld für viele noch immer das beliebteste Zahlungsmittel.Fotos: Den
Bank- und Kreditkarten sind weit verbreitet. Trotzdem ist Bargeld für viele noch immer das beliebteste Zahlungsmittel.Fotos: Deniz Calagan