Weilheim · Lenningen · Umland

Bastelnd durch die Pandemie

Kreativität Langeweile in Zeiten von Corona gibt es bei Nadine Kast aus Notzingen und ihren beiden Töchtern nicht: Sie gestalten Feengärten, entwerfen flatternde Regenbögen und backen Schaf-Cupcakes. Von Bianca Lütz-Holoch

Fotos: Nadine Kast

Backen - das ist an sich ja nichts Besonderes. Wenn Nadine Kast und ihre Töchter Lilly und Leni sich aber in die Küche stellen, entstehen nicht einfach Muffins. Dann zaubern sie zum Beispiel Shaun-das-Schaf mitsamt einer ganzen Cupcake-Herde auf die Kuchenplatte. Auch die Töpfe vorm Haus wirken nur auf den ersten Blick wie Pflanzkübel: Wer näher hinschaut, entdeckt darin Tischchen und Stühlchen aus Rinde, kleine Höhlen, Häuser und Tiere. „Das sind unsere Feengärten“, sagt Nadine Kast.

Langeweile gibt es bei der Familie in Notzingen nicht: „Ich glaube, wir sind einfach sehr kreativ“, mutmaßt Nadine Kast. Die Arzthelferin ist im Moment noch in Elternzeit und bastelt und backt jeden Tag mit ihren drei und sechs Jahre alten Töchtern. „Das haben wir eigentlich schon immer gemacht“, sagt sie. Seit Beginn der Corona-Krise widmen sich Mutter und Töchter ihrem gemeinsamen Hobby nun noch intensiver. Jeden Tag verbringen sie mehrere Stunden mit Schere, Farben und Papier sowie mit Mehl, Zucker und Eiern.

„Anregungen hole ich mir im Internet“, erzählt Nadine Kast. Aber auch eigene Ideen fließen in die Projekte ein. Anlässlich der Regenbogenaktion, bei der viele Kinder Regenbögen ans Fenster gehängt haben, um zu symbolisieren, dass sie wegen Corona zu Hause bleiben, haben Lilly und Leni nicht nur gemalte Exemplare hergestellt. Stattdessen hat Nadine Kast mit ihren Töchtern aus Klorollen und Krepppapier Wolken mit Regenbogenschweif gezaubert, die draußen im Wind flattern. „Zu Ostern haben wir PET-Flaschen aufgeschnitten, bemalt und daraus Blumenampeln gebastelt“, erzählt Nadine Kast - ein perfektes Geschenk für Bekannte und Verwandte. Für die Bewohner eines Seniorenheims haben die Kinder Fensterbilder und Karten entworfen und sie in den Briefkasten geschoben. Mal stechen sie auch Formen aus Salzteig aus und malen sie an, mal gießen sie Figuren aus Gips.

Bastelmaterial hat Nadine Kast immer in großen Mengen zu Hause. Vieles holen sie und ihre Töchter sich aber auch aus der Natur: „Wir sammeln zum Beispiel Schneckenhäuser und bemalen sie.“ Auch Rinde und Moos eignen sich gut, ganz besonders auch für die Feengärten. Ohnehin stehen die kleinen, geflügelten Fantasiewesen ganz hoch im Kurs bei Lilly und Leni. „Bei uns wohnt sogar eine Fee“, gibt Nadine Kast Einblick in ein Fantasiespiel, das immer wieder Anlass für neue Basteleien liefert. Die Fee hat eine eigene kleine Tür zwischen den Zimmern der Mädchen, davor stehen Tische und Stühle. Zu Weihnachten bekommt die Fee einen Christbaum, und die Kinder fertigen immer wieder für sie Geschenke an.

Vor allem die sechsjährige Lilly sitzt auch stundenlang alleine am Schreibtisch und bastelt, ob nun Feen-Accessoires, pastellfarbene Einhorn-Aufsteller oder kleine Kunstwerke, die man zur Zierde in Blumentöpfe stecken kann.

Bastelnd und backend hat Familie Kast so bisher das Beste aus der Pandemie-Zeit gemacht. „Es kommt sehr selten vor, dass die Mädchen nach dem Kindergarten fragen“, sagt Nadine Kast. Trotzdem wünschen sie sich die Normalität zurück: „Ihre Freunde vermissen sie nämlich schon.“