Weilheim · Lenningen · Umland
Baukostensteigerung: Nur elf Prozent sind ein Erfolg

Kinderbetreuung Die Abrechnung der Baukosten für eine weitere Neidlinger Krippengruppe liegt elf Prozent über der Schätzung. Angesichts der Preisteigerungen im Baugewerbe ist das eine gute Nachricht. Von Peter Dietrich

Bis ein öffentliches Bauvorhaben fertig ist, kostet es mindestens das Doppelte, sagt der Volksmund. Oft wird vorher schöngerechnet, um ein Projekt politisch durchzubekommen. Da ist die Kostenüberschreitung bei den Baumaßnahmen im Neidlinger Kindergarten Wasserschloßweg mit rund elf Prozent im Vergleich überschaubar. Angesichts der aktuell enormen Preissteigerungen im Baugewerbe und der Probleme beim Finden von Handwerkern habe sie Schlimmeres erwartet, sagte die Architektin Petra Feller im Neidlinger Gemeinderat.

Die Kostenschätzung für die Umbauten zur Einrichtung einer weiteren Krippengruppe für acht Kinder und den Bau einer Mitarbeiterinsel im Garten hatte inklusive Nebenkosten bei 248 000 Euro gelegen. Abgerechnet wurde nun mit 276 000 Euro. Davon sind 61 600 Euro durch einen Zuschuss des Bundes gedeckt. Bei der Steigerung herausgerechnet wurden die Mehrkosten, die sich aus Auflagen der Baugenehmigung ergaben: So musste ergänzend zum zweiten Fluchtweg im Bad eine Außentreppe angebaut werden. Eine Rettung aus dem Dachgeschoss über eine Leiter ist bei einer Kindertagesstätte nicht zulässig. Zwischen Spielbereich und Flur wurde eine zusätzliche Trennwand verlangt. Nicht eingeplant war auch ein alter Wasserschaden, der bisher unentdeckt für Bauschäden am Tragwerk gesorgt hatte. Die Schäden wurden mit großem Aufwand saniert.

Ständig nachjustiert

Die Kostensteigerungen fielen deshalb nicht größer aus, weil während der Bauzeit ständig nachjustiert wurde. Es wurde nicht stur so gebaut, wie es ursprünglich geplant war. Aufgrund der explodierenden Baupreise entstand die Mitarbeiterinsel im Garten nicht in massiver Holzbauweise, sondern als Holzständerbau mit einer massiven Bodenplatte aus Stahlbeton.

Ursprünglich war im Spielbereich ein neuer Bodenbelag geplant. Als der bisherige Boden gereinigt war, stelle sich heraus, dass er noch gut erhalten ist. So bekam nur der ehemalige Küchenbereich einen neuen Boden, ansonsten wurden nur die Sockelleisten ersetzt. Dadurch wurden rund 4000 Euro eingespart. An anderer Stelle gab es hingegen etwas mehr überschaubaren Luxus: Vor der Mitarbeiterinsel wurde ein schmaler, gepflasteter Zuweg angelegt, denn der vorgesehene Weg über den Rasen ist nicht bei jedem Wetter angenehm und führt zur Verschmutzung des Bodens. Teils sind die Kostenänderungen auch nur Verschiebungen: So wurde die Eingangstüre zur Mitarbeiterinsel statt vom Glaser vom Schreiner ausgeführt.

Die Endabnahme durch das Landratsamt ist bereits erfolgt. Allerdings kam nach der Abrechnung noch eine kleine Überraschung heraus. Die 38 Rauchmelder im Kindergarten sind vernetzt: Fängt einer an, Alarm zu schlagen, dann fangen alle im Gebäude an zu piepen. Die Überprüfung ergab aber, dass das Gesamtsystem nicht mehr funktioniert, weil irgendjemand einmal in Unwissenheit einzelne Rauchmelder ausgetauscht hatte. Nun müssen die 38 Melder komplett ersetzt werden, was aber innerhalb weniger Tage geschehen soll.

Was nun noch fehlt, ist die Betriebserlaubnis für die zweite Krippengruppe durch den Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS). Die evangelische Kirchengemeinde als Träger des Kindergartens hat die Betriebserlaubnis beantragt und erwartet sie im Verlauf des Februars. Zum 1. April steht das Personal bereit, mit dem die neue Krippengruppe beginnen kann.