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Baumpflanzaktion: Späte Liebe für frühe Früchte

Naturschutz Die „Ersinger Frühzwetschge“ ist die Streuobstsorte dieses Jahres. Landrat Heinz Eininger ehrte die traditionelle Sorte mit einem Platz im Freilichtmuseum. Von Thomas Krytzner  

Jahr für Jahr kürt der Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft (LOGL) zum Erhalt alter und traditionsreicher Sorten ein bestimmtes Streuobst des Jahres. In diesem Jahr fiel die Wahl auf die „Ersinger Frühzwetschge“. Sie ist seit Samstag Mitglied im 500er-Club der Obstbäume im Freilichtmuseum Beuren. Landrat Heinz Eininger pflanzte nämlich gemeinsam mit Vertretern des Kreisverbands der Obst- und Gartenbauvereine (OGV) Nürtingen einen Baum der auserkorenen Sorte in der Nähe des Grillplatzes auf dem Museumsgelände. Zur Pflanzzeremonie gehört jedoch weitaus mehr, als Loch buddeln, Baum rein und wieder zuschaufeln. Damit das Streuobst eine lange und ertragreiche Zukunft hat, braucht es vor dem Einpflanzen einen Pflanz- und Wurzelschnitt. Schon dieser Vorgang ist eine Wissenschaft für sich, wie sich bei der Pflanzaktion im Freilichtmuseum zeigte.

 

Wir müssen die Streuobstwiesen weiterhin hegen und pflegen.
Landrat Heinz Eininger anlässlich der Pflanzaktion im Freilichtmuseum.

 

Landrat Heinz Eininger erwies sich dabei als Experte und brachte die Schnitte unter Beobachtung der Streuobstexperten Steffen Kücherer und Martin Weber fachmännisch an. Kein Wunder, als frischgebackener Opa pflanzte er seiner Enkelin vor einigen Wochen einen Apfelbaum der Sorte „Gelber Berlepsch“. Dieser Baum gedeihe gut, bestätigte Heinz Eininger zufrieden, während er das Wurzelwerk der Frühzwetschge zurecht stutzte. Beim späteren Zuschaufeln kam ein Drahtgitter, das um die Wurzel gelegt wurde, zum Einsatz. „Dieses Drahtgeflecht hält Wühlmäuse davon ab, an den Wurzeln zu nagen“, erklärte Martin Weber. Nachdem der neue Obstbaum im Freilichtmuseum mit der Holzstütze in Achterform verknotet war, durfte Lia, die Enkelin eines OGV-Vertreters, die dazugekommene Obstsorte mit der Gießkanne wässern.

Landrat Heinz Eininger freute sich über die Pflanzaktion und forderte: „Wir müssen die Streuobstwiesen weiterhin hegen und pflegen.“ Es braucht allerdings nicht nur die regelmäßige Pflege der jungen Bäume, sondern auch Geduld. „Bis der Zwetschgenbaum erste Früchte trägt, dauert es im Durchschnitt fünf bis sieben Jahre“, erklärte Sigrid Jetter, Vorsitzende im Kreisverband der Obst- und Gartenbauvereine Nürtingen. Die neu gepflanzte Frühzwetschge gehört zu den alten Sorten in Baden-Württemberg. Erstmals gezeigt wurde sie 1896 in Baden-Baden. Einst war sie Spitzenreiter der Selbstversorger, heute zählt sie zu den Hauptsorten im Erwerbsobstanbau. In den USA ist sie als „Early Blue“ bekannt. In Baden-Württemberg wird sie seit 1930 vor allem in der Pforzheimer Region angebaut. Wie Sigrid Jetter betonte, gilt die „Ersinger Frühzwetschge“ als Scharkatolerant. Die Scharkakrankheit deformiert die Früchte und wirkt sich negativ aufs Blattwerk aus. Deshalb neigt diese Sorte in feuchten Jahren zu Fäulnis. Viel Lob hat die OGV-Vorsitzende allerdings für die Früchte: „Das weiche Fruchtfleisch ist süß-säuerlich und sehr erfrischend. Vornehmlich kann die Zwetschge zu Kompott, Marmelade und Mus verarbeitet werden – oder frisch vom Baum verzehrt werden.“ Allerdings stellt sich das Obt als Mimose heraus, wenn es um die Transportfähigkeit geht. Ihrem Namen als Frühzwetschge macht sie bei der Ernte alle Ehre. „Von Juli bis August trägt der Obstbaum immer wieder Früchte, und man muss mehrmals durchpflücken“, erklärte Sigrid Jetter.