Weilheim · Lenningen · Umland

Bauwagen-Atmosphäre dauert an

Sanierung Der Dettinger Bauhof braucht dringend eine Runderneuerung. Mit den Arbeiten an dem Gebäude aus den frühen 70er-Jahren wird jedoch wegen Geldknappheit frühestens 2022 begonnen. Von Iris Häfner

In die Jahre gekommen: der Dettinger Bauhof.  Foto: Jean-Luc Jacques
In die Jahre gekommen: der Dettinger Bauhof. Foto: Jean-Luc Jacques

Keine Frage, der Dettinger Bauhof ist eindeutig in die Jahre gekommen. „Das ist mein Lieblingsbild. Es hat was von Bauwagen-Atmosphäre“, erklärte Architekt Jochen Stüber, als er dem Gemeinderat das Sanierungskonzept vorstellte - das auch mit aussagekräftigen Bildern zum Ist-Zustand versehen war. Auf engem Raum in schmucklosem Ambiente sitzen neun Männer dicht an dicht an einem Tisch bei der Vesperpause. Mann Nummer zehn hat offensichtlich seinen Stuhl zum Fotografieren verlassen. „Fehlender Platz Sozialräume“ ist das Foto überschrieben, wobei der Begriff Sozialraum aus heutiger Sicht hochgegriffen erscheint. Die Standards haben sich in den vergangenen 50 Jahren deutlich zum Besseren entwickelt.

In die Jetztzeit soll deshalb die Reise mit der Sanierung gehen. Doch ein Wermutstropfen bleibt: Die Umsetzung dauert noch eine Weile, denn der Gemeinde fehlt schlicht das Geld. Damit aber bei besserer Kassenlage gleich losgelegt werden kann, wurde die Planung in Angriff genommen - auch, um den Zustand des Gebäudes zu kennen. Bürgermeister Rainer Haußmann hofft, dass mit dem Umbau 2022 oder 2023 begonnen werden kann, auch wenn es schon dieses Jahr sinnvoll wäre.

„Im Gemeinderat besteht seit 20 Jahren Einigkeit darüber, dass es dort, wo der Bauhof steht, schöner wäre, zu wohnen. Der Bauhof wäre im Gewerbegebiet besser aufgehoben“, erklärte Rainer Haußmann. Ein fehlendes Grundstück und wesentlich höhere Baukosten sprechen aber dagegen. „Deshalb die 1b-Lösung am gleichen Standort - die Lage mitten im Ort ist für einen Bauhof top“, sagte der Schultes. Auch wenn vieles im Argen liegt, sind es aus seiner Sicht überraschend wenig Schäden für ein Gebäude aus der Zeit Anfang der 70er-Jahre. Es gibt beispielsweise Risse an der Fassade und Abplatzungen am Beton. Zugesetzt hat ihm auch die Streusalzlagerung.

Architekt Jochen Stüber sieht dringenden Sanierungsbedarf an Salzlager, Arbeitsräumen und Fassade. Die Arbeits- und Sozialräume entsprechen nicht dem heutigen Stand der Richtlinien. Sie sind zu klein, und es gibt keine Brandschutztüren. Außerdem fehlen Umkleiden und Sanitärräume. Dringend notwendig ist deshalb aus seiner Sicht die Umnutzung einer Wohnung, die unter demselben Dach liegt und nicht mehr genutzt wird. „Irgendwann steht im Zuge der Arbeiten ein Rohbau da“, erklärte Jochen Stüber die Vorgehensweise. Anhand der Grundrisse stellte er die Neukonzeption vor. So gibt es beispielsweise einen Fluchtweg, der über eine Außentreppe führt. Anhand von Beispielen zeigte er auf, wie WC, Aufenthaltsräume und die Küchenzeile aussehen könnten, ebenso die geplanten Maßnahmen für die Sicherheit. Dazu zählen etwa ein Erste-Hilfe-Koffer und ein Arzneischrank, eine Liege und ein Notausknopf. Die Kosten für jeden Posten hat er einzeln aufgelistet. Am Ende steht der Bruttobetrag von über 900 000 Euro, netto sind es für Dettingen knapp 765 000 Euro. „Der Bauhof liegt im Sanierungsgebiet. 36 Prozent der Kosten sind zuschussfähig“, erläuterte Kämmerer Jörg Neubauer.

„Die Sanierungs-Notwendigkeit sieht man an den Bildern. Auch vom Radweg aus gesehen ist das Gebäude keine Augenweide“, sagte Andreas Hummel. Erschrocken ist er jedoch über den Betrag. „765 000 Euro ist eine Hausnummer.“ Um die „Moral der Truppe“ zu stärken, fragte Stefan Russ, ob die Maßnahme nicht in Teilabschnitten und damit mit einem früheren Beginn zu realisieren wäre. „Bauabschnitte sind schwierig. Die grundsätzlichen Dinge müssen am Stück gemacht werden“, erteilte der Architekt dieser Idee eine Absage. Timo Hertl interessierte, wo die Bauhofmitarbeiter während der Bauzeit untergebracht sind. „Sie sitzen so lange in der Halle. Sie sagen, das sei kein Problem“, sagte Jochen Stüber.