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„Bei uns gibt es keine Platzreife“

Freizeit Die USA feiern morgen den Minigolf-Tag. Im Rad- und Kraftfahrerverein „Wanderlust“ in Kirchheim hofft man noch auf die Erlaubnis. Von Peter Dietrich

Der nationale amerikanische Minigolf-Tag findet immer am zweiten Samstag im Mai statt - also dieses Jahr am 8. Mai. In denjenigen amerikanischen Bundesstaaten, die inzwischen alle Coronamaßnahmen für beendet erklärt haben, wird dann mit Sicherheit gespielt. Ob in Kirchheim auch, das wussten die Mitglieder des Rad- und Kraftfahrervereins „Wanderlust“ Kirchheim noch nicht, als sie zum Putzen der Bahnen und des Geländes angerückt sind. Bis gestern hat sich an diesem Stand der Dinge nichts geändert.

Aber sie putzen auf Hoffnung. Grund dafür gibt ihnen die Erfahrung aus dem Vorjahr. „Da haben wir am 9. Mai geputzt, dann gab es zwei bis drei Abstimmungen mit der Stadt, und nach verspätetem Saisonstart hatten wir bis Ende Oktober normalen Betrieb“, sagt der Kassier Ulli Rommel. Das ist für den Verein auch aus finanziellen Gründen wichtig, der Minigolfplatz ist eine konstante Einnahmequelle. Die Verantwortlichen gaben sich 2020 alle Mühe: Die Schläger wurden nach jedem Gebrauch desinfiziert, die Bleistifte verschenkt, an jeder Bahn waren bis zu fünf Leute aus einem Haushalt erlaubt, alles lief prima. Glück hatte der Verein, dass für das Minigolf die Regeln wie für Freizeitparks galten, dieses nicht unter „Sport“ einsortiert wurde.

Warten im Biergarten

Glück hat der Verein auch mit seinem Pächter, der Pizzeria und Biergarten „La Villetta Waldheim“. Nicht immer besetzen die Ehrenamtlichen des Vereins das Kassenhäuschen, dann lässt das Personal des Restaurants die Spieler auf die Bahn, die Einnahmen gehen trotzdem vollständig an den Verein. Ist der Andrang mal größer und die Bahn hat eine Wartezeit, lässt sie sich gut im Biergarten verbringen - oder aber auf dem benachbarten Spielplatz, den die Stadt Kirchheim mit neuen und gepflegten Spielgeräten versorgt hat.

Wie lange gibt es den Platz schon? Kirsten Rommel,die gerade beim Kassenhäuschen putzt, überlegt: „Ich bin jetzt 55 und war schon mit vier oder fünf Jahren da.“ Bernhard Schumann weiß es noch genauer: „Die Bahnen wurden 1963 gepflanzt.“ Für sie gibt es noch immer Ersatzteile, immer wieder einmal werden Hindernisse erneuert. Gespielt werden darf auf dem Platz theoretisch ganzjährig, was aber nicht gemacht wird, und immer bis zum Einbruch der Dunkelheit. Eine Beleuchtung gibt es auf dem Platz bewusst nicht - aber viele schattige Bäume, was im heißen Sommer umso wichtiger ist. Der Verein legt Wert auf ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn, Beschwerden sind sehr selten. „Es gab mal welche, die mit Taschenlampen spielen wollten“, erinnert sich der Vorstand Helmut Witsch.

Der Spaß überwiegt mittlerweile

Die Bahnen wären für Wettkämpfe zugelassen, aber diese gibt es nicht, Ulli Rommel kennt auch keinen offiziellen Bahnrekord. „Ich habe früher 28 Schläge geschafft“, sagt Bernhard Schumann. Erwachsene hätten bei früheren Turnieren sogar 23 Schläge erreicht, die Jugend 24 oder 25. Früher gab es mehr Spieler, die mit eigenen Schlägern und Bällen kamen und ihre Ergebnisse richtig ernst nahmen. „Mittlerweile überwiegt der Spaß“, sagt Ulli Rommel. Spielen darf jeder. „Bei uns gibt es keine Platzreife“, vergleicht er die Voraussetzungen für Minigolf mit dem großen Golfplatz.

Einige Bäume auf dem Platz, Birken und Zwetschgen, mussten inzwischen weichen, dafür sind die anderen seit 1963 zu stolzen Exemplaren gewachsen. Früher hat der Verein diese Bäume selbst geschnitten, inzwischen hat er dies einer professionellen Firma übertragen. Diese übernimmt auch die vorgeschriebene Baumschau, damit ist die Verkehrssicherheit gewährleistet. So manches Blättchen landet natürlich dennoch auf einer Bahn. Es wird regelmäßig gekehrt, und wem das nicht reicht, für den präsentiert Ulli Rommel schmunzelnd eine einfache und hygienisch unbedenkliche Lösung: „Er darf sich gerne einen eigenen Besen mitbringen.“ Es sei ohnehin so, dass manche Stelle auf den Bahnen nicht mehr völlig eben sei. Das hat seinen ganz eigenen Reiz: Der eine trifft gerade deshalb, und der mit der Anlage vertraute Minigolf-Könner kalkuliert das in seinen professionellen Schlag ganz einfach mit ein.