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„Bei uns ist immer was los“

Jubiläum Ausflüge, Geburtstagssingen, Spaziergänge: Seit 50 Jahren lädt die Seniorengruppe Notzingen zu unterschiedlichen Aktivitäten ein. Von Sabine Ackermann

Mit einem kurzweiligen Abend feierte die Notzinger Seniorengruppe ihr Jubiläum. Foto: Sabine Ackermann
Mit einem kurzweiligen Abend feierte die Notzinger Seniorengruppe ihr Jubiläum. Foto: Sabine Ackermann

Es ist ein besonderes Jahr: „50 Jahre Seniorengruppe-Rentnervereinigung und 500 Jahre Luther, Reformationsjubiläum“, erklärt Helmut Strauß die große Bedeutung der Feier in der Sportgaststätte Eichert in Notzingen. Am 12. November 1967 wurde der Rentnerverein ins Leben gerufen - damals nicht als eingetragener Verein, aber mit vereinsüblichen Strukturen, sagt der 74-jährige Vorsitzende. Gemeinsam mit Mitgliedern und den örtlichen Vereinsvorständen aus Notzingen oder Wellingen, lässt man jetzt die vergangenen fünf Jahrzehnte in gemütlicher Runde Revue passieren.

„Mein Vater Emil Strauß, und ein paar andere Männer haben damals auf diesem Gebiet Pionierarbeit geleistet, denn die Altenarbeit in der Bundesrepublik hat erst Anfang der 1970er-Jahre begonnen“, berichtet er. Schnell schlossen sich weitere Männer an, auf Spaziergänge mit späterer Einkehr folgten Reisen mit dem Omnibus. Irgendwann wurden Stimmen laut, man solle Frauen mitnehmen. 27 männliche Mitglieder stimmten dafür, 6 waren dagegen.Fortan lautete die also die Devise: jetzt mit Frauen. Wie so oft sind es die Damen, die nicht nur in der Mehrzahl sind, sondern auch für die meiste Stimmung sorgen. „Bei uns ist immer was los“, betonen Christa Strauß, die Ehefrau des Vorsitzenden, ihre Namensvetterin Uschi Strauß sowie Irene Vassil im Einklang. Letztere hatte sich vor ihrem Eintritt gründlich umgehört. „Ich habe viele gefragt, wer da alles dabei ist“, berichtet die 72-Jährige aus Wellingen schmunzelnd. „In sieben Jahren habe ich noch keine Minute bereut.“

Da kann sich Uschi Strauß nur anschließen. Die 73-Jährige ist, wie die meisten Frauen im Verein, verwitwet und kommt zu diesen Treffen genauso gerne wie zum Hausfrauenturnen. Auch mit an Bord ist Wilfried Kälberer. Beim Sommerfest 2012 im Garten von Helmut und Christa Strauß, hatte er mit seiner Trompete für spontane Stimmung bei den rund 90 Gästen gesorgt und im Einklang mit einem Saxofonisten das „Kufstein-Lied“ gespielt. Gehörte sein Vater Otto Kälberer einst zu den Mitbegründern, verrät sein Sohn: „Ich wollte nie zu den Rentnern.“

Die heimische Donnerstagsrunde beginnt in der Regel mit etwas Gymnastik unter der Leitung von Fine Bildlingmaier. Anschließend gibt es aktuelle Vorträge - zum Beispiel über Patientenverfügungen, Themen aus der Apotheken-Rundschau bis hin zur Arbeit der DRK-Rettungshundestaffel. Danach folgen der sogenannte Kaffeeklatsch sowie das gemeinsame Liedersingen.

Statistisch gesehen umfasst die Gruppe 90 Personen, 1987 waren es noch 120 Mitglieder. „Meistens kommt etwa nur die Hälfte zu den Treffen, mit zunehmenden Alter entstehen so manche Wehwehchen und man ist nicht jeden Tag gleich gut drauf“, sagt Helmut Strauß. Und obwohl ja Rentner laut Volksmund angeblich nie Zeit haben, wartete er mit seiner Rede so lange, bis seine zwanzig Jahre ältere Vorgängerin eingetroffen war. 2011 übernahm er von Johanna Deuschle den Vorsitz.

In die Vergangenheit per Super 8

In die Vergangenheit führten bei der Feier der Notzinger Senioren mehrere digitalisierte Super-8-Filme, darunter auch die Weihnachtsfeier aus dem Jahr 1970 im ehemaligen Adler im Ortsteil Wellingen. Nahtlos aneinandergereiht, flimmerten die immerhin schon farbigen Dokumente von anno dazumal über Leinwand und Fernseher. So konnte man aus jeder Ecke prima sehen, wie Vereinsmitglieder entweder mit einer Wurstkette „geehrt“ wurden oder um den Zahnarzt einen großen Bogen machten. „Hosch gseha, der hot bloß no oin Zahn in dr Gosch ghet“, wird unter Gelächter festgestellt.

Wie früher üblich, blickten alle Senioren damals sehr ernst in die Kamera, kaum ein Lächeln war zu sehen. Etwas fröhlicher zeigte sich Rentnervereinigung 1974, gemeinsam war man auf die Anhöhe „Hörla“, gewandert, wo aus voller Kehle „Im schönsten Wiesengrunde“ gesungen wurde.

Später sorgte Alleinunterhalter Erich Schmid für einen kurzweiligen Abend. In angemessener Lautstärke spielte er seine Lieder.Schön, so konnte man sich prima unterhalten. Das Zeller Multitalent sorgte auch für visuelle Effekte, formte Tierfiguren aus Luftballons oder überraschte mit seinen Zaubertricks. Schon verblüffend, wie Glas und Flasche stetig die Plätze tauschen, aus einzelnen Schnurstücken flugs ein ganzes Seil wird oder der für alle in eine Zeitung sichtbar eingerollte Zauberstab im Nichts verschwindet.

Mehr oder weniger freiwillig opferte Bürgermeister Sven Haumacher für die Kunst sein Sakko. Aus dessen Innenseite formte der Zauberer eine kleine Vertiefung und drückte darin seine brennende Zigarette aus. Kein Brandloch war zu sehen. Ob der Schultes womöglich feuerfeste Kleidung trägt?