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Bernd Müller arbeitet seit 50 Jahren im Dienst der Bürger

Jubiläum Seit 50 Jahren arbeitet Bernd Müller im öffentlichen Dienst. Begonnen hat er als 17-Jähriger im Rathaus in Deizisau. Seit über 20 Jahren ist er Bürgermeister von Altenriet. Seine letzte Amtszeit endet 2026. Von Lutz Selle

Ich hätte nie gedacht, dass ich 50 Jahre lang bei dieser Firma sein werde“, sagt Bernd Müller. „Das zeigt aber auch, dass mir die Arbeit nach wie vor Freude bereitet.“ Seit einem halben Jahrhundert ist der heute 67-Jährige im öffentlichen Dienst. Gut drei Jahre liegen noch vor ihm. Die dritte achtjährige Amtszeit als Bürgermeister von Altenriet läuft am 31. Januar 2026 ab. Bernd Müller ist festen Willens, diese Amtszeit bis zum Ende zu führen – „solange ich es gesundheitlich machen kann“.

 

Im alten Rathaus gab es einen Öl-Ofen,
den man morgens noch anzünden musste.
Bernd Müller
über das Altenrieter Rathaus zu Beginn seiner Amtszeit

 

Der Bürgermeister von Altenriet kann sich noch gut an seinen ersten Arbeitstag am 1. September 1972 erinnern – damals im Rathaus in Deizisau, seiner „Heimatgemeinde“. Vor 50 Jahren hat er nur 400 Meter vom damaligen alten Rathaus „mit Kohleofen“ entfernt gewohnt. Als er im Februar 2002 sein Bürgermeister-Amt in Altenriet antrat, erwartete ihn dann übrigens ein ähnlich altmodisches Rathaus wie 30 Jahre zuvor in Deizisau. „Im alten Rathaus gab es einen Öl-Ofen, den man morgens noch anzünden musste“, erinnert er sich.

Berater erkannte Neigungen

Doch wieso entschied er sich für den öffentlichen Dienst? „Damals kam ein Berufsberater in die Schule und hat sich angehört, was für Neigungen jeder hat. Dabei kam heraus, dass ich am besten in der Verwaltung oder im kaufmännischen Bereich aufgehoben wäre“, erzählt Bernd Müller. Zudem habe er seinen Vorgänger im Rathaus in Deizisau, den „Altstift“, gekannt.

In Deizisau wechselte der 17-Jährige zunächst durch sämtliche Abteilungen. „Es gab die Möglichkeit, mit der Mittleren Reife eine Laufbahn im gehobenen Verwaltungsdienst zu beginnen. Die Ausbildung dauerte damals noch fast sechs Jahre.“ Allerdings musste die Fachhochschulreife nachgeholt werden. Es folgte das Studium an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, das sich damals noch in Stuttgart befand.

Nach der Abschlussprüfung arbeitete Müller von 1978 bis 2002 im Landratsamt in Esslingen – zunächst in der Bußgeldstelle, dann als Sachgebietsleiter der Führerscheinstelle und schließlich als Sachgebietsleiter bei der Verkehrsbehörde. Mit Mitte 40 habe er überlegt, ob er sich wirklich bis zum Ruhestand nur um Verkehrsthemen kümmern will. „Meine Kinder waren da schon junge Erwachsene.“ Er entschied sich, noch einmal etwas Neues anzupacken. „Und das habe ich bis heute nie bereut.“

2002 ging Herbert Jirosch nach 36 Jahren als Bürgermeister in Altenriet in den Ruhestand. Gegen zwei Konkurrenten setzte sich Müller gleich im ersten Wahlgang deutlich mit 81,93 Prozent durch. 2009 und 2017 wurde er jeweils als einziger Kandidat wiedergewählt.

Mit seiner Bilanz nach 20 Jahren im Amt zeigt sich Müller zufrieden. „Da die Gemeinde keine großen Gewerbesteuereinnahmen hat, kann immer nur eine große Investition nach der anderen gemacht werden. Das ist gelungen.“

Der Bau des neuen Rathauses, das im Jahr 2012 bezogen wurde, sei dringend erforderlich gewesen. Ins alte Gebäude aus den 1950er-Jahren habe es durch die Fenster hereingezogen und der Ofen sei häufiger ausgefallen. Zudem habe es nur eine Toilette für alle Mitarbeiter und Besucher gegeben. „Mich wundert es heute noch, dass der Betrieb nicht durch das Gesundheitsamt untersagt wurde“, sagt er schmunzelnd.

Bei der Frage nach einer Anekdote aus der Bürgermeister-Zeit muss Müller nicht lange überlegen. „Auf einmal tauchten im Jahr 2014 Pfauen in Altenriet auf und liefen mitsamt Nachwuchs über die Straßen und durch die Gärten.“ Zwei Jahre lang gab es im Ort Befürworter und Gegner der Tiere, die mutmaßlich einem Züchter im Hofgut Hammetweil entflohen sind. Schließlich wurden zwei der Tiere nach Bayern umgesiedelt, andere „vom Fuchs geholt“.

Noch drei Jahre im Amt

An Aufgaben für den Bürgermeister wird es auch in den nächsten drei Jahren nicht mangeln. Neben der Friedhof-Neugestaltung werden auch die Themen Flüchtlingsunterbringung, Kindergartenerweiterung und Energiekrise die Verwaltung nachhaltig beschäftigen.