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Besuch auf vier Pfoten

Die Hunde der Malteser sind vielseitig im Einsatz – Verstärkung fürs Team gesucht

Seit 2011 gibt es das Besuchshunde-Programm bei den Kirchheimer Maltesern. Das Einsatzfeld ist vielseitig und reicht vom Kindergarten über die Schule und Einrichtungen für psychisch Kranke bis ins Seniorenheim.

Mischlingshündin Nelly und ihre Besitzerin Sabine Bauer.  Foto: Katja Eisenhardt
Mischlingshündin Nelly und ihre Besitzerin Sabine Bauer. Foto: Katja Eisenhardt

Notzingen/Kirchheim. Nelly ist neun Jahre alt und besucht die Bewohner der Notzinger Arche regelmäßig. Die Mischlingshündin gehört mit ihrer Besitzerin Sabine Bauer aus Weilheim zum ehrenamtlichen Besuchshundeteam der Malteser Kirchheim.

Seit Sommer 2014 bekommen die psychisch erkrankten Bewohner der Arche vierbeinigen Besuch. Mittlerweile haben sich die Treffen alle 14 Tage samstags eingespielt. „Anfangs waren es zwei Labradore, die waren allerdings etwas nervös. Für unsere Bewohner ist es wichtig, dass der Hund wirklich ruhig ist“, erklärt Arche-Mitarbeiterin Corinna Winkler. Mischling Nelly eignet sich mit ihrer entspannten Art für die Besuche bestens. Mittlerweile hat sich ein kleiner fester Kreis unter den Bewohnern gefunden, der an den Treffen teilnimmt.

Nelly und ihre „Zweibeiner“ von der Notzinger Arche kennen sich. Sie lässt sich bereitwillig von den Bewohnern streicheln, gibt brav Pfötchen und freut sich über die mitgebrachten Leckerlis. Bei den Besuchen stehen gemeinsame Spaziergänge bei Wind und Wetter auf dem Programm, wie die Bewohner berichten. Zur Gruppe zählen unter anderem Tina, Gerlinde und Jürgen. Auf die Besuche freuen sie sich immer sehr. „Ich hatte lange Angst vor Hunden, nachdem ich einmal gebissen wurde. Bei Nelly habe ich diese Angst nach und nach verloren“, erzählt Gerlinde.

Man lerne, die Verantwortung für ein anderes Lebewesen zu übernehmen und vergesse in der Zeit, in der Nelly zu Besuch sei, die eigenen Probleme, fügt Tina hinzu und sagt: „Man kommt raus, findet neue Gesprächsthemen und entspannt sich.“

Bevor die Vierbeiner ihren ersten Einsatz als Besuchshund absolvieren können, steht zunächst eine intensive Schulung samt Eignungstest auf dem Programm. „Es ist wichtig, dass der Hund ein ausgeglichenes, ruhiges und freundliches Wesen hat“, erklärt Heike Nägelein, Dienststellenleiterin der Malteser in Kirchheim. „Es muss keine bestimmte Rasse sein – abgesehen von den sogenannten Kampfhunden.

Der Hund muss vor allem die Berührung und Nähe von Menschen lieben, egal, ob das nun Kinder oder Senioren sind“, sagt sie. Was das Alter angeht, so könne das am besten der Halter selbst einschätzen, ob sich sein Vierbeiner für den Einsatz als Besuchshund eignet. „Wenn sie noch jünger sind, etwa ein halbes Jahr bis Jahr, sind sie eben noch verspielter. Ein Vorteil ist auf jeden Fall, wenn das Tier bereits in einer Hundeschule war“, so Nägelein.

Eine Trainingsgruppe besteht etwa aus zehn bis zwölf Personen und ihren Hunden. Die Schulung dauert etwa vier bis fünf Monate, die Treffen finden in der Regel an mehreren Wochenenden in einer Hundeschule in Böblingen statt. Dabei wird der spielerische Kontakt zu Menschen trainiert, auch die Hygiene ist ein wichtiges Thema.

Für den Notfall trainieren die Hundeführer zudem die Erste Hilfe. Zu den Übungseinheiten gehört laut Nägelein etwa auch der Reaktionstest beim Spaziergang in der Gruppe: Wie reagieren die Hunde, wenn plötzlich unerwartete Geräusche wie das Umfallen eines Gehstocks entstehen? Wie verhält sich das Tier überhaupt inmitten einer größeren Gruppe von Menschen?

Die Halter entscheiden nach der Ausbildung selbst, in welchem Bereich ihr Hund eingesetzt werden soll – ob im Seniorenheim, im Kindergarten oder der Schule, in einer Einrichtung für psychisch erkrankte Menschen oder auch als Besuchshund für eine Einzelperson. „Ganz wichtig: Die Besuchshunde sind keine Therapiehunde, dafür müsste der menschliche Begleiter ein Therapeut sein“, erklärt Heike Nägelein. Zur Sicherheit wird regelmäßig die Eignung in Zwischentests erneut überprüft.

Derzeit sind bei den Kirchheimer Maltesern sechs Teams im Einsatz, Verstärkung ist jederzeit willkommen. Auch eine Teamleitung für die Besuchshundegruppe wird momentan gesucht. „So könnten auch regelmäßigere Treffen für den gegenseitigen Austausch stattfinden, aktuell treffe ich mich zweimal pro Jahr mit der Gruppe“, sagt Nägelein.

Wer sich für die Ausbildung seines Hundes zum Malteser-Besuchshund interessiert, kann sich bei Heike Nägelein, Dienststellenleiterin der Malteser Kirchheim unter Telefon 0 70 21/95 05 20 oder per E-Mail an Heike.naegelein@malteser.org, informieren.

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Der Hund akzeptiert die Menschen, wie sie sind. Er • vermittelt Wärme, Zärtlichkeit, aber auch Nähe und Schutz. • kann als Brücke und Vermittler fungieren. • baut Schwellenängste und Kontaktstörungen ab. • verschafft eine ruhige Atmosphäre und entspannt. • erleichtert die Kommunikation. Besuchsdienste mit Hund möchten • die Lethargie und Einsamkeit zurückgezogener Menschen durchbrechen. • verlässlich und einfühlsam das Leben benachteiligter Menschen bereichern. • alten, behinderten und kranken Menschen eine Freude machen. • Körper, Geist und Seele bewegen. • Anteilnahme am täglichen Leben ermöglichen und Nahtstelle zur Gesellschaft sein. eis