Weilheim · Lenningen · Umland

Bioschorle sticht Cola aus

Durstlöscher Weg vom Süßen hin zum Frischen: Dieser Trend ist bei Getränken schon seit Langem sichtbar. Seit Corona ist das amerikanische Kultgetränk in der Region noch mehr auf dem Rückzug. Von Lena Bautze

Nichts erfrischt so gut wie eine Saftschorle. Foto: Jean-Luc Jacques
Nichts erfrischt so gut wie eine Saftschorle. Foto: Jean-Luc Jacques

Nach einer anstrengenden Radtour durchs Ländle ist alles nass, nur der Hals nicht - der ist trocken. Wie gerne hätte man dann eine kühle Cola griffbereit, die man genüsslich die Kehle runterlaufen lassen kann. Doch schaut man, was die Schwaben im Glas haben, erkennt man, dass Cola, Fanta, Spezi und Co. längst nicht mehr so beliebt sind wie noch vor ein paar Jahren. Daran ist auch Corona schuld: Plötzlich sind die Verkaufszahlen enorm zurückgegangen, was unter anderem an den temporären Schließungen der Gastronomie lag.

Das weiß kaum einer besser als Getränkemarktbesitzer Jörg Banzhaf: „Cola, aber auch allgemein Limonaden, spielen eine immer geringere Rolle.“ Das gleiche bemerkt auch Elke Allgaier aus Lenningen. „Der Trend bewegt sich hin zu natürlichen Getränken“, beobachtet die Inhaberin des gleichnamigen Getränkemarktes.

Heute trinken Schwaben jedes Alters sehr gerne Schorle. Doch die Rede ist nicht von Weinschorle, sondern Saftschorle. „Immer mehr Kunden wünschen sich Produkte aus der Region. Bei uns läuft gerade die Stuggi Schorle besonders gut“, weiß Jörg Banzhaf. Dass die Saftschorle hoch im Kurs steht, liegt auch an der Tatsache, dass es sie in zig Varianten und Sorten gibt. Von der klassischen Johannisbeer- bis hin zur Rhabarber- oder Ingwerschorle. Auch verrückte Sorten wie Löwenzahn- oder Kurkumaschorle sieht man immer häufiger in den Supermarktregalen.

Solche exquisiteren Erfrischungsgetränke haben natürlich auch ihren Preis, doch die Kunden leis­ten sich mittlerweile das Besondere. Das fällt auch Getränkehändler Banzhaf auf: „Viele haben Geld übrig, weil sie während des Lockdowns weniger bei Restaurantbesuchen ausgegeben konnten. Jetzt holen sie sich eben etwas Gutes nach Hause, was sie vorher vielleicht nicht getan haben.“

Dass die Bürger mehr genießen, merkt auch Coralie Bauer vom Kaffee Aroma in Kirchheim. „Die Gäste sind entspannter. Jetzt, nachdem sich die Lage bezüglich Corona etwas gelockert hat, hetzen die Menschen nicht mehr so. Ich denke, sie konsumieren zudem auch mehr“, sagt sie.

Doch bei den Festen im Ländle, egal von welchem Verein organisiert, sind Limos immer noch auf dem Siegertreppchen. Bernd Schumacher von Schumis Getränke-Service aus Weilheim beliefert Feste, private Veranstaltungen und Gastronomen. Dort ist die Bestellliste immer noch gut gemischt: „Wir haben eine große Bandbreite. Bei uns wird vielleicht zehn Prozent Wasser, zehn Prozent Cola und so weiter bestellt.“ Die meisten Feste fallen dieses Jahr jedoch coronabedingt aus und „das tut den Getränkehändlern weh“, meint Bernd Schumacher.

Wer jetzt glaubt, dass nur alkoholfreie Getränke konsumiert werden, der irrt. „Der Bierverbrauch ist enorm gestiegen“, erklärt Elke Allgaier. „Die Leute kaufen sogar mehr Bier als Wasser“, sagt sie schmunzelnd. Allerdings beschränkt sich der erhöhte Bierkonsum auf Flaschenbier. Fassbier läuft deutlich schlechter, da die Wirtschaften eine Weile geschlossen hatten. Zwar dürfen die Restaurants wieder öffnen, jedoch profitieren, laut Banzhaf, gerade nur die davon, die einen großen Biergarten haben.

Laut einer Umfrage vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim konsumierten während des Lockdowns rund 37 Prozent mehr Menschen Alkohol als noch davor - und nicht nur Wein und Bier: „Ich würde sagen, Gin ist immer noch an erster Stelle bei den härteren Sachen“, sagt Banzhaf. Kein Wunder, gibt es die Spirituose aus Wacholder doch schon in den unterschiedlichsten Sorten und Mixturen. Mit Eis, Zitrone, beerig oder herb mit Kräutern - doch für Banzhaf sind zwei Varianten der absolute Top-Seller. Einmal ist es der klassische Gin Tonic, jedoch aufgepimpt mit Rosmarin, gefolgt vom Gin Fizz, der Cocktailvariante mit Zitrone, Soda und Zuckersirup.

Wenn jemand weiß, was gerade außerdem gerne getrunken wird, dann ist es Barkeeper Patric Elser von der Aroma Bar. „Frische Cocktails gehen immer. Gin, etwas Sprudel, Tonic, Zitrone und fertig.“ Dabei sieht er keine geschlechtsspezifischen Unterschiede. „Das hält sich gut die Waage. Aperol Spritz ist beispielsweise schon lange nicht mehr nur ein Getränk für Frauen. Das schmeckt allen.“

Symbolfoto: Cola
Symbolfoto: Cola
Zitrone
Zitrone

Ein Wandel, außen wie innen

„Bei Wasser steigen alle um auf Glas. Und ein klassischer Sprudel mit viel Kohlensäure wird immer weniger getrunken“, sagt Elke Allgaier. Auch Jörg Banzhaf merkt den Wandel: „Noch vor vier Jahren waren 60 Prozent der Getränke in Plastikflaschen abgefüllt, jetzt haben wir nur noch circa 30 Prozent Plastikflaschen“, merkt er.

Plastikflaschen geraten immer mehr in Kritik, da sich die Weichmacher aus dem Kunststoff lösen und in das Wasser übergehen können.leba