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Bissingen will mehr Biosphäre bieten

Landschaftsschutz Im Gemeindegebiet sollen 103 Hektar Biosphärengebiet ausgewiesen werden. Geprüft wird auch eine neue Kernzone. Dabei befürchten nicht nur Jäger Einschränkungen. Von Thomas Zapp

Das Biospährengebiet Schwäbische Alb (BSP) soll wachsen und Bissingen soll als eins der Gründungsmitglieder dabei eine wichtige Rolle spielen. Rund 1250 Hektar Gemeindefläche gehören bereits zum BSP, weitere 103 sollen nun dazukommen. Allerdings handelt es sich dabei um eine so genannte Entwicklungszone, die mitten im Gemeindegebiet liegt. Kriterium dafür ist eine ökologisch ausgerichtete Wirtschaftsentwicklung. „Das sehen wir in Ochsenwang, wo zum Beispiel Mostkäse als typisches regionales Produkt hergestellt wird“, sagt Bürgermeister Marcel Musolf und nennt noch den Kunst- und Aktionspfad Randecker Maar als Beispiel. Der Vorteil: Für Gebiete in Entwicklungszonen gibt es Fördergelder.

Nicht nur deshalb haben sich aktuell 50 Gemeinden um eine Mitgliedschaft beworben. Achim  Nagel, Leiter der Geschäftsstelle des Biosphärengebiets, entscheidet mit, wer dazukommen darf. „Es werden sicherlich nicht alle sein“, sagt er bei seinem Besuch im Bissinger Gemeinderat. Dem Diplomgeografen ist es wichtig, Vorbehalte gegen eine Erweiterung der Flächen auszuräumen, sowohl bei Landwirten, die fürchten, keine Pflanzenschutzmittel mehr einsetzen zu dürfen, als auch bei Anwohnern und Gewerbetreibenden. „Brint ein Biosphärengeibet größere Probeme bei Bebauungsplänen?“, will etwa Andreas Allmendinger von der Freien Wählervereinigung wissen. „Man muss keine Berfürhtungen haben“, sagt XX Nagel. „Biosphärengebiete sind keine reinen Naturschutzgebiete, auch wenn manche das auf EU-Basis fordern.“ Er könne allerdings nicht garantieren, dass das zukünftig auch so bleibt. „Es gibt auch Möglichkeiten für Produkte, da sehenwir Potenziale“, ergänzg Marcel Musolf.  

Tatsächlich ist der reine Naturschutz derzeit nur ein Teil, der vor allem in so genannten Kernzonen wie wirtschaftlich nicht genutzten Bereichen in den Wäldern betrieben werden soll. Der Teil soll aber wachsen: Insgesamt sollen weitere 1000 Hektar Wald auf der Schwäbischen Alb sollen stillgelegt werden. „Das ist gerade schwierig in Zeiten, wo Brennholz begehrt ist“, sagt Achim Nagel. 

Bissingen will als Gemeinde der ersten Stunde aber einen Teil dazu beitragen. „Im gesamten BSP muss es in Summe mindestens drei Prozent Kernzonen-Anteil geben“, sagt Marcel Msuolf. Derzeit werde geprüft, ob auch in Bissingen eine Fläche geeignet wäre. Tatsächlich grenzt ein Kernzonengebiet im Nachbarort Weilheim an die Bissinger Gemeindegrenze. Wenn dort noch ein Waldstück aus Bissingen hinzukämme, könnte man mehr als 50 Hektar schaffen. „Es macht Sinn, wenn die Gebiete zusammenhängen“, sagt Marcel Musolf. Aktuell hat Bissingen keine Kernzonen, dafür aber mehr als 50 Prozent Pflegezonen, die auch eine Art Landschaftsschutz genießen, aber nicht möglichst frei vom menschlichen Einfluss sein sollen, wie die Kernzonen.

Auch andere Waldnutzer sind betroffen, etwa die Jäger. Dazu hatte Gemeinderat Hanns-Dieter Aberle (Freie Wählervereinigung) auch direkt eine Frage: Ob Jäger in diesen Zonen nur Impulsjagd betrieben dürfen. „Sie dürfen nur vom Rand der Kernzonen reinschießen, nicht von Hochsitzen innerhalb der Zonen“, erklärte Achim Nagel. Seine Mission ist aber auch, Angst vor ausgewiesenen BSP-Flächen zu nehmen. „Mit dem Biosphärengebiet wollen wir nicht Dinge überstülpen“, betont er. Es geht nicht nur um Einschränkungen: Denn wichtig sei auch die Förderung regionaler Produkte, sowohl bei deren Produktion als auch deren Vermarktung, so Nagel.

Dass die Gemeinde ihr Interesse bekundet, möchte auch der Gemeinderat, der dafür stimmt.