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Bleib cool – schlag nicht zu

Umgang Konflikte lösen ohne Fäuste – Das wird den Schülerinnen und Schülern der Karl-Erhard-Scheufelen Realschule in Lenningen diese Woche beigebracht. Mit dabei: Personal Trainer Frank Scholz. Von Mila Schmitz

Fünf Tage, über 460 Schülerinnen und Schüler, 18 Einheiten à 90 Minuten – das sind die Eckdaten zum aktuellen Gewaltpräventionstraining in der Karl-Erhard-Scheufelen Realschule in Lenningen. Hinter dem Projektnamen „Bleib cool – schlag nicht zu“ steht folgendes Ziel: Kinder aller Klassenstufen sollen lernen, gewaltfrei Konflikte zu lösen, und doch fähig sein, sich selbst zu verteidigen.  

 

Wer angespannt ist, neigt schneller zu Gewalt.
Frank Scholz
über erhöhte Gewaltbereitschaft und woher sie kommt

 

Personal Trainer Frank Scholz leitet die Kurse. Im Vordergrund steht etwas, das jeder aus eigener Erfahrung kennt: Provokation. Die Schülerinnen und Schüler tauchen in typische Szenarien ein, sie schlüpfen in verschiedene Rollen. Sie entscheiden selbst, wie man in so einer Situation handeln kann und soll. „Je nach Gruppe haben wir die Kinder erst mal machen lassen, danach haben wir einen Lösungsweg vermittelt“, erklärt Frank Scholz. Die nachgestellten Szenarien stammen alle aus dem Alltag. Zum Beispiel ist man in der belebten Fußgängerzone in Kirchheim unterwegs und wird plötzlich angerempelt – wie geht man damit um?

Im Training lernen die Teenager außerdem einfache Techniken der Selbstverteidigung kennen. Die Tricks können gut auch mal zu Hause oder mit Freunden geübt werden. 

Die Elternbeiratsvorsitzende Alexandra Scheurle ist Hauptorganisatorin des Trainings. Die Idee für das Training der Schülerinnen und Schüler kam auf, als sie einen Selbstverteidigungskurs für Frauen besuchte. Erst überzeugte sie die Schulleitung, bestehend aus Dunja Salzgeber und Christine van Dornick, und dann die Lehrkräfte und Eltern. Viel Widerstand gab es nicht: Alle Beteiligten waren begeistert von dem Vorschlag, und kurz darauf stand die Sache. 

„Nach Corona konnte man sehen, dass sich die Kinder anders verhalten haben“, erläutert Alexandra Scheurle. Der Austausch untereinander fehlte, die Treffs blieben aus, und nicht alle Eltern waren in der Lage, ihre Kinder ausreichend zu unterstützen. Die Kids wurden verschlossener, und ihre kommunikativen Fähigkeiten verkümmerten in der Isolation. Frank Scholz ergänzt, dass die jungen Leute außerdem mehr Stress und Sorgen von zu Hause mitbekommen hätten: „Mit einer angespannten Grundeinstellung neigt man vielleicht schneller zu Gewalt, man merkt das den Kindern an“. Auch angesprochen im Kurs wird das Thema Mobbing in Form von Cybermobbing.

Mit dem Trainingsprogramm will die Organisatorin auch die Leute aufrütteln – ihnen zeigen, „dass man da was machen kann“. Diese Meinung teilen schon einige Schulen im Umkreis, erzählt Frank Scholz. Überwiegend sind es Grundschulen. „Von Fremden angesprochen werden“ ist in diesem Training ein großes Thema. Aber auch weiterführende Schulen zeigen Interesse. Der Personal Trainer erklärt, dass die Planung der Trainings oft an organisatorischen Kleinigkeiten scheitere. Gut im Griff hat’s die Wernauer Schlossgartenschule. Dort erhalten alle ersten Klassen jährlich ein Kindersicherheitstraining und die dritten ein Selbstbehauptungstraining.

Die Lenninger Kids sind auf jeden Fall froh über ihr Training: „Es war cool, hat echt Spaß gemacht.“ Finanziert wurde das Projekt teilweise von den Eltern der Kinder, teilweise vom Förder- und Freundeskreis der Realschule Lenningen. Dieser hatte dafür sogar gezielte Spenden erhalten.