Weilheim · Lenningen · Umland

Blühende Blumen für fleißige Bienen

Ökologie „Fernseh-Gärtner“ Volker Kugel liegt der insektenfreundliche Garten am Herzen. Chemische Keulen haben im Hausgarten nichts verloren. Von Iris Häfner

Blumenwiesen sind nicht nur ein schöner Anblick, sondern ein Paradies für Insekten. Foto: Werner Schulmeyer
Blumenwiesen sind nicht nur ein schöner Anblick, sondern ein Paradies für Insekten. Foto: Werner Schulmeyer

Die Halle war proppenvoll und Gerhard Eppinger, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) Notzingen, ein Stein vom Herzen gefallen, wie er bekundete. Selbiges wäre vor 40 Jahren beim Anblick so vieler Menschen dem Referenten in die Hose gerutscht, wie dieser bekannte - doch mittlerweile kann er einen ganzen Saal launig mit Gartenthemen unterhalten: Volker Kugel. Der Direktor des Blühenden Barocks und Moderator der Sendung Grünzeug war auf Einladung der OGVs Notzingen und Kirchheim in die Bodenbachgemeinde zur Freude seiner Fans gekommen.

Sichtlich wohl fühlte er sich bei seinen Gastgebern. „Die Obst- und Gartenbauvereine brauchen sich nicht zu verstecken. Sie leisten unglaublich wichtige Arbeit. Wer steigt denn auf die Bäume?“, sagte er im Blick auf Naturschützer, deren Arbeit er im gemeinsamen Bemühen um eine intakte Umwelt schätzt, sich jedoch einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen konnte und das geflügelte schwäbische Wort „Mr sodd“ bemühte: Man sollte die Streuobstwiesen pflegen. Er selbst wurde vom Vater im Alter von elf Jahren auf die Leiter geschickt. Von unten bekam der Junior Anweisung, welche Äste ab müssen. „Mit 17 habe ich ihm dann gesagt, wie man Bäume schneidet. Das kam aber nicht gut an“, erzählte er.

Förster oder Landschaftsarchitekt wollte Volker Kugel mit dem Abitur in der Tasche werden. Förster schied schnell aus, denn es gab und gibt nur wenige Stellen. Ein Berufsberater legte ihm nahe, doch erst mal Gärtner zu lernen. „Innerhalb von sechs Wochen bin ich geerdet worden. Das waren prägende Jahre“, sagte er über seine Lehre in einer Baumschule in Nagold, die seine hoffnungsvolle Sportkarriere in der Handball-Oberliga beendete. Er hatte schlichtweg keine Reserven mehr für das kräftezehrende Training. Später folgte das Gartenbaustudium an der Fachhochschule Weihenstephan.

Erfreut stellt Volker Kugel einen Wandel fest. „Seit etwa zehn Jahren rückt bei jungen Leuten der Garten wieder in den Fokus. Wer einen Kleingarten hat, wird nicht mehr in die Spießer-Ecke gedrängt“, sagte er. Es gebe den Trend „Wie‘s die Oma gemacht hat“ und zurück zu Natur und Garten. „Das ist eine Situation, die sich die Obst- und Gartenbauvereine zunutze machen können. In den vergangenen 30 Jahren ist viel Wissen verloren gegangen“, bedauerte er.

Immer weniger wird auch der Bestand an Insekten, egal ob Honig- und Wildbiene, Schmetterling und Schwebfliege - und damit war Volker Kugel bei seinem Thema angelangt: der bienenfreundliche Garten. Die kleinen Flieger sind wirtschaftlich unerlässlich. Laut einer Berechnung ist ihre Arbeit bis 5 Milliarden Euro wert, und für das Gleichgewicht in der Natur unerlässlich. Die Ursache für den Insektenschwund liegt in der ausgeräumten Feldflur durch die landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen, einhergehend mit der chemischen Keule gegen Schädlinge. Aber auch viele Hausgärten haben Biene und Co. oft wenig zu bieten - Stichwort: Steinvorgärten, große Rasenflächen, Thujahecken.

Von einem erhobenen Zeigefinger hält Volker Kugel nichts, spricht dennoch Klartext. „Knallhart gesagt: Insektizide und Herbizide haben im Hausgarten nichts verloren. Auf bienengefährdende Mittel muss konsequent verzichtet werden.“ Von März bis November sollten die kleinen Helferlein mit Nahrung, sprich Blüten, versorgt werden. Eine ganze Reihe stellte er in Wort und Bild vor. Der Garten muss auch nicht komplett umgestaltet werden, es reichen Bereiche, in denen es nicht ganz so ordentlich aussehen darf. Muss ein Strauch sowieso weg, sollte er durch insektenfreundliche Pflanzen ersetzt werden.

Und dann gab er zu bedenken: „Blumenwiesen bleiben nur ein Paradies, wenn sie jedes Jahr aufs Neue eingesät werden.“

Pflanzen, an denen sich Insekten laben

Egal ob Staude, Gemüse oder Gehölz, es gibt zahlreiche Pflanzen, auf die Schmetterling und Co. fliegen. Volker Kugel stellte eine lange Liste vor. Hier eine Auswahl:

Bei Ziergehölzen steht die Buddleja - nicht ohne Grund auch Schmetterlingsstrauch genannt - ganz oben. „Heimisch oder nicht, den Insekten ist das wurstegal“, sagte Kugel. Kornelkirsche und Ginster gehören dazu. „Efeu in der Altersform ist die beste Weide.“

Blühfreudig sind Rosmarin - „ein Traum für Bienen“ -, Lavendel, Thymian und Salbei, ebenso Goldlack, Verbenen, Hohes Eisenkraut, Männertreu, Margeriten und Tagetes. „Das Löwenmäulchen, als Oma-Pflanze verschrien, ist wieder modern.“ Lein, Aster, Glockenblume, Christrose, Katzenminze, Blaue Fächerblume, Fette Henne, Mädchenauge und Lantane sind beliebt, ebenso Gemüse: Zwiebeln in allen Arten, Kürbis und Zucchini.

Das Pflanzenlexikon „Bienenfreundliche Pflanzen für Balkon und Garten“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft listet sämtliche Arten auf. Im Netz ist es zu finden unter www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Broschueren/Bienenlexikon.pdf?__blob=publicationFile. ih