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„Bridge macht dem Kopf Beine“

Spielfieber und Konzentration beim Bridgeclub im Kirchheimer Mehrgenerationenhaus Linde

Regelmäßig gehen die Mitglieder des Kirchheimer Bridgeclubs ihrer Leidenschaft für das Kartenspiel nach.Foto: Jean-Luc Jacques
Regelmäßig gehen die Mitglieder des Kirchheimer Bridgeclubs ihrer Leidenschaft für das Kartenspiel nach.Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Für die einen ist es bloß ein Zeitvertreib, für die anderen das schönste Logik- und Gedächtnistraining der Welt. Die Rede ist von

Robert Berndt

Bridge, einem Kartenspiel, das seit vielen Jahren die Mitglieder des Kirchheimer Bridgeclubs im Mehrgenerationenhaus Linde begeistert. „Bridge ist weder ein Frauen-, Rentner- oder Reichensport“, betont die Erste Vorsitzende Sibylle Hasel. Damit hat sie alle Klischees zusammengefasst, die über das Spiel kursieren.

Beim Bridge kommt es weniger auf Glück oder Zufall, sondern auf strategisches Denken und Einfühlungsvermögen an. Jeweils zwei Spieler bilden eine Mannschaft. Die Paare nehmen gegenüber voneinander Platz und werden nach den Himmelsrichtungen benannt: Das Nord-Süd-Paar spielt gegen das Ost-West-Paar. Gespielt wird mit französischen Karten, 52 an der Zahl, ohne Joker. Das Kartenglück ist bei einem Turnier praktisch bedeutungslos, weshalb Bridge ähnlich wie Schach als Sport ausgeübt werden kann.

Ziel ist es, möglichst viele Stiche zu machen. Zunächst wird durch das „Reizen“ ausgelotet, welches Paar wie viele Stiche machen muss und ob es eine Trumpffarbe gibt. Herz und Kreuz heißen im Bridge „Coeur“ und „Treff“. Nachdem sich eine Seite mit einer Ansage von Stichzahl und Trumpffarbe durchgesetzt hat, werden die Karten abgespielt. Die eine Mannschaft muss versuchen, ihre Stichzahl zu erreichen, die andere genau das verhindern. Gespielt wird stets nach den Turnierregeln des Deutschen Bridgeverbandes. „Bridge spielen Männer und Frauen auf der ganzen Welt – die Grundregeln sind überall gleich“, erklärt Monika Christine Eiberger aus Schopfloch. Seit zwei Jahren ist sie im Kirchheimer Bridgeclub aktiv, mittlerweile ist sie Zweite Vorsitzende.

Während der Runden wird am Tisch nur wenig gesprochen, und non-verbale Kommunikation zwischen den Partnern ist regelrecht verpönt. „Im Grunde kann man die Karten sprechen lassen“, meint Wolfgang Eiberger. Er und seine Frau schätzen den einfachen Kontakt, den das Spiel ermöglicht. „Wir waren im Urlaub bei einem Bridgeclub in Burgund zu Besuch“, erinnern die beiden sich. Die Sprachbarriere war für das gemeinsame Spiel mit den Franzosen überhaupt kein Problem: „Das ist das Schöne daran – man findet über das Spiel direkt Anschluss.“

Die Kirchheimerin Sabine Lauffer ist mit 48 Jahren die jüngste hier. Sie hat sich von einem Flyer im Briefkasten neugierig machen und bei einem Anfängerkurs vom Spielfieber anstecken lassen. Seit einem Jahr ist sie Mitglied. „Es macht dem Kopf Beine, man trifft nette Leute – und gewinnen möchte man natürlich auch“, erklärt Lauffer. So wie ihr geht es allen hier. Manche haben es in ihren Familien gelernt, andere in der Volkshochschule. „Ich bin vor 20 Jahren auf dem Elternabend meiner Tochter zum ersten Mal mit Bridge in Kontakt gekommen“, erzählt Dorothee Miehle aus Wolfschlugen. Eine Lehrerin habe damals von dem Spiel erzählt und ihr Interesse geweckt – seitdem spielt sie regelmäaßig.

Dreimal wöchentlich kommen die Mitglieder zusammen und spielen an vier bis acht Tischen: montags ab 15  Uhr, mittwochs ab 18.30 Uhr und freitags ab 14.30 Uhr im Seniorentreff des Mehrgenerationenhauses Linde. Seit der Gründung des Clubs im Jahr 1992 ist dieser stetig gewachsen und hat mit mittlerweile 66 Mitgliedern die Anzahl seiner aktiven Spieler von damals verdoppelt. Für die Clubmitglieder ist es eine sinnvolle und angenehme Art, ihre Freizeit zu verbringen. Vor allem die soziale Komponente wird geschätzt. „Man spielt – und verabredet sich danach zum gemeinsamen Essen, zu Kulturveranstaltungen, manchmal sogar zu Reisen“, sagt Miehle.

Wie viele Vereine macht sich auch der Bridgeclub Gedanken um Nachwuchs. Durch einen Anfängerkurs im letzten Jahr konnte der Club sechs neue Mitglieder gewinnen, die auch schon tapfer zum Spielen kommen. „Leider hat das Spiel häufig das Image eines elitären Spiels für ältere Herrschaften“, bedauert Sibylle Hasel. „Es ist sehr zeitaufwendig, deswegen begeistern sich nur wenige junge Leute dafür.“ In anderen Ländern wie England oder Schweden wird es aber bereits in der Schule gelehrt, und auf Turnieren sind viele höherklassige Spieler oft junge Männer.

Wer sich in die Geheimnisse des Kartenspiels um Coeur und Treff einweihen lassen möchte, kann unter der Telefonnummer 0 70 24/74 88 Kontakt mit der Vorsitzenden Sibylle Hasel aufnehmen und dort den Termin des nächsten Anfängerkurses erfragen.