Weilheim · Lenningen · Umland

Briefe gegen das Vergessen

Hilfe Amnesty International veröffentlicht erneut Einzelschicksale politischer Verfolgung, um an dieses Unrecht zu erinnern.

Briefe

Kirchheim. In diesem Monat gibt es lediglich zwei Briefe gegen das Vergessen - wegen eines erfreulichen Grunds: Amnesty International wollte sich für einen syrischen Flüchtling einsetzen, der mit seiner Familie auf Zypern lebt und massiv von der Abschiebung nach Syrien bedroht war. Aufgrund von mehr als 24 000 Briefen gegen diese Maßnahme hoben die zyprischen Behörden die Abschiebung auf. Ahmed H. darf somit mit seiner Familie auf Zypern bleiben.

Dieser Fall unterstreicht, dass das persönliche Engagement vieler Menschen, das sich in diesen Briefen ausdrückt, Wirkung zeigen kann. Vorformulierte Briefe für den Monat Oktober können im Weltladen in der Dettinger Straße in Kirchheim abgeholt werden.

Für den Umweltaktivisten

Am 24. Oktober 2019 jährt sich die Ermordung des Menschenrechtsverteidigers Julián Carrillo zum ersten Mal, ohne dass die Verantwortlichen ermittelt worden wären. Der Umweltaktivist verteidig­te das angestammte Land einer indigenen Gemeinde in einer Gebirgsregion in Mexiko, prangerte öffentlich die Abholzungen an und machte auf die Gewalt durch kriminelle Gruppen aufmerksam. Seine Ermordung war vorhersehbar. Er hatte seit Jahren über Angriffe und Morddrohungen berichtet. Er war mehrmals von unbekannten bewaffneten Gruppen bedroht worden, und 2016 wurde sein Haus niedergebrannt. Außer ihm wurden noch fünf weitere Familienmitglieder, darunter auch sein Sohn, getötet. Am 26. Januar gab die Staatsanwaltschaft von Chihuahua bekannt, dass sie zwei Tatverdächtige festgenommen hat. Die Untersuchungen zu diesen beiden Personen dauern allerdings noch immer an.

Für den angehenden Studenten

Fomusoh Ivo Feh, kurz Ivo genannt, wollte gerade sein Studium beginnen, als er am 13. Dezember 2014 in Mile Four Limbe im Südwesten Kameruns von sechs Männern in Zivil festgenommen wurde. Grund war eine ironische SMS, die er an seinen Freund Azah Levis Gob geschickt hatte, der sie wiederum mit dem Schüler Afuh Nivelle Nfor teilte. Ein Gericht verurteilte Ivo und seine Freunde Afuh Nivelle Nfor und Azah Levis Gob zu zehn Jahren Haft wegen „Straftaten in Verbindung mit Terrorismus“. Im Juli 2018 reichte Ivos Rechtsbeistand Einspruch beim Obersten Gerichtshof von Kamerun ein. Doch der hat sich bislang weder zu dem Fall geäußert noch einen Termin für eine Anhörung angesetzt. pm