Kirchheim. Wie schwierig die Arbeit des Brückenhauses geworden ist, haben Andre Raichle, Timo Lehmann und die Schwestern Daina und Isabel Fischer in der vergangenen Woche am eigenen Leib erlebt. Alle vier arbeiten als Ehrenamtliche beim Kifepro mit, dem Kinderferienprogramm des Brückenhauses. Das Haus gibt es bekanntlich nicht mehr. Deshalb ist das Material für das Kifepro an vielen Standorten in der Stadt verteilt. „Es geht unheimlich viel Zeit auf der Strecke verloren“, sagt Isabel Fischer. Sie und ihre Mitstreiter wünschen sich einen neuen Standort. Und damit meinen sie nicht die Hausmeisterwohnung in Jesingen, die dem Brückenhaus übergangsweise als Büro dient.
Als Zeichen dafür, dass sie mit ihrem Wunsch nicht allein sind, überreichten die Ehrenamtlichen 1 480 Unterschriften an Angelika Matt-Heidecker. Die sind mithilfe einer Online-Petition und drei Unterschriften-Sammlungen in der Fußgängerzone zusammengekommen. Die Aktion haben die Ehrenamtlichen in Eigeninitiative gestartet. Vorstand und Hauptamtliche waren nicht involviert. „Wir wollen gern auf mittelfristige Sicht einen Standort haben, der der Arbeit des Brückenhauses entspricht“, fasste Andre Raichle das Anliegen zusammen. Das Brückenhaus sei nicht in Jesingen verwurzelt. „Unsere Klientel ist woanders, im Lindorfer Weg und im Dettinger Weg.“ Schade findet Daina Fischer, dass mit dem Abbruch des Brückenhauses auch ein Treffpunkt für die Jugendlichen weggefallen ist.
„Wir haben noch keinen mittelfristigen Standort. Wir werden aber einen Platz finden, der nicht Jesingen ist“, sagte Angelika Matt-Heidecker. Dass das Brückenhaus der Stadt nicht wichtig sei, will die Oberbürgermeisterin nicht auf sich sitzen lassen. Die Stadt habe gemeinsam mit dem Vorstand und den Hauptamtlichen des Brückenhauses viele Objekte angeschaut. Auf der Liste seien unter anderem der alte Teckbote am Alleenring und das alte Arbeitsamt in der Paradiesstraße gestanden. Auch an Räume in der Alleenschule und die Pavillons an der Eduard-Mörike-Schule sei gedacht worden. Beide werden zwischenzeitlich anders genutzt oder sind verplant. „Am Rambouilletplatz stand ein Laden leer, der ist uns durch die Lappen gegangen“, sagt Angelika Matt-Heidecker. Langfristig kann sie sich die Teck-Realschule vorstellen.
Angelika Matt-Heidecker wirft dem Vorstandsvorsitzenden des Brückenhauses Willi Kamphausen und dem Hauptamtlichen Christoph Lempp vor, die Ehrenamtlichen nicht über diese Suche informiert zu haben. Beide seien im ständigen Austausch mit der Stadt, Kamphausen unter anderem als Mitglied des Integrationsausschusses und Lempp als Mitglied des Gemeinderats. „Wir haben uns gemeinsam auf die Hausmeisterwohnung als Zwischenlösung geeinigt“, sagte sie. Dass das Brückenhaus der Stadt nicht so wichtig sei, weist sie zurück. „Ich weiß, was im Brückenhaus geleistet wird.“ Gleichzeitig zählte die Oberbürgermeisterin andere finanzielle Verpflichtungen auf und stellte klar: „Das Brückenhaus ist eine freiwillige Aufgabe. Andere Städte steigen ganz aus der Finanzierung aus.“