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Bürgermeisterwahl Lenningen: Für den Chefsessel gibt es zwei Kandidaten

Kommunalpolitik Philipp Beckel fordert den Amtsinhaber Michael Schlecht bei der Bürgermeisterwahl in Lenningen am 12. März heraus. Der einstige „Reporter“ in Harry-Hirsch-Manier sieht sich nicht als Spaßkandidat. Von Anke Kirsammer

Lenningens Bürgermeister Michael Schlecht (links) und sein Gegenkandidat am 12. März: Der 40-jährige Philipp Beckel aus Lenningen. Fotos: pr

Lange sah es so aus, dass Michael Schlecht der einzige Kandidat bei der Lenninger Bürgermeisterwahl am 12. März sein würde. Doch der Amtsinhaber hat kurz vor Ablauf der Frist einen Herausforderer bekommen: Philipp Beckel aus Oberlenningen hat die Bewerbungsfrist fast komplett ausgereizt. Seine Unterlagen wurden erst am Montagmorgen aus dem Briefkasten des Rathauses gefischt. Um 18 Uhr lief die Frist ab. „Ich bin kein Spaßkandidat, auch wenn alles spaßig angefangen hat“, sagt der 40-Jährige. Nach dem Vorbild des rasenden Otto-Waalkes-Reporters Harry Hirsch hatte er vor zwei Jahren regelmäßig den Schneestandsbericht an der alten Oberlenninger Steige durchgegeben und sich geärgert, dass Räumfahrzeuge das Schlittenfahren vereitelten.

 

Ich würde direkter auf die Leute eingehen.
Philipp Beckel

 

Auch wenn er die Sache nicht zu hoch hängen will – im Kern trifft es, was ihn zu seiner Bewerbung bewogen hat: „Ich würde direkter auf die Leute eingehen“, sagt Philipp Beckel. Michael Schlecht habe seine Sache in den vergangenen 24 Jahren gut gemacht, aber aus Gesprächen mit Bekannten und Freunden wisse er, dass sich viele Leute, darunter auch Teile des Gemeinderats, einen weniger unnahbaren Bürgermeister wünschen. Zuhören, die Dinge abwägen, bevor gemeinsam eine Entscheidung gefällt wird – so umschreibt Philipp Beckel seine Art zu arbeiten. Der Projektleiter im Werkzeug- und Formenbau zieht Parallelen zu seiner Arbeit: Auch im Rathaus gehe es letztlich darum, Projekte zu leiten. „Ich habe großen Respekt vor dem Amt“, räumt der gelernte Werkzeugmacher ein, traut es sich aber grundsätzlich zu, sich in die Leitung einer Verwaltung einzuarbeiten.

Auch weil es keine anderen Gegenkandidaten gibt, will der Lenninger, der in der Gemeinde aufgewachsen und zur Schule gegangen ist, eine Alternative zum Amtsinhaber bieten. Er kündigt eine sachliche Auseinandersetzung an. Konkrete Versprechen bezüglich des Kinderhauses oder anderer Projekte macht er nicht. „Das wäre populistisch“, sagt er dazu. Er wisse jedoch, dass die Leute auf Antworten etwa zum Leuze-Areal in Unterlenningen oder zum Scheufelen-Areal warteten. Bürgermeister zu werden, sei nie sein erklärtes Ziel gewesen, so Philipp Beckel. „Aber wenn ich gewählt werde, mache ich es.“

 

Aus der Ferne liegen die Dinge stets einfach.
Michael Schlecht

 

Wenig überrascht zeigt sich Michal Schlecht davon, dass er sozusagen auf den letzten Drücker einen Mitbewerber bekommen hat. „Das ist das Wesen einer Wahl“, stellt der 56-jährge Amtsinhaber dazu lapidar fest. Einen Einfluss auf seinen Wahlkampf werde der Gegenkandidat nicht haben, es sei denn die sachliche Ebene würde verlassen. Unter anderem auf seiner Homepage informiere er die Lenningerinnen und Lenninger über seine Ziele und Vorhaben. Zu den Schwerpunkten, die der Bürgermeister in den kommenden acht Jahren setzen will, gehören weiterhin die Kinderbetreuung, eine leistungsfähige Verwaltung, die weitere Digitalisierung der Schulen, der Ausbau der Jugendbeteiligung, der Infrastruktur und des kommunalen Klimaschutzes.

Kritik könne er durchaus nachvollziehen, so Michael Schlecht, schiebt aber hinterher: „Aus der Ferne liegen die Dinge stets einfach.“ Für fast alle Vorhaben benötige die Gemeinde Genehmigungen von übergeordneten Behörden. Bei den allermeisten Projekten baulicher  Art brauche es umfangreiche Untersuchungen und Gutachten. „Das nimmt sehr viel Zeit in Anspruch und kostet auch sehr viel Geld.“ Beispielhaft nennt Michael Schlecht das Wohngebiet „Lüxen“, die Ansiedlung von Edeka auf dem Leuze-Areal, wo immer noch eine Genehmigung des Regierungspräsidiums fehle und die Ortsmitte Oberlenningen. Für das mit dem Gemeinderat  ​​​​​​​vereinbarte, ganzheitliche Konzept sei der Erwerb der erforderlichen Flächen Voraussetzung. Dafür seien teilweise lange Verhandlungen nötig. „Drei ​​​​​​​Beispiele, die zeigen, dass die Gemeinde eben nicht einfach mal umsetzen kann“, so der Rathauschef. „Wir arbeiten intensiv und hart an einer erfolgreichen Realisierung jedes einzelnen Vorhabens.“ 

 

Es gibt fünf
Bewerbervorstellungen

Der Vorstellungsmarathon für die beiden Kandidaten beginnt direkt im Anschluss an die Faschingsferien: Los geht es am Montag, 27. Februar, für Unterlenningen und Brucken in der Sulzburghalle in Unterlenningen, die Bewerbervorstellung für Oberlenningen und Schlattstall findet am Dienstag, 28. Februar, in der Oberlenninger Turn- und Festhalle statt. Am Mittwoch, 1. März, gibt es eine Vorstellungsrunde in den Vereinsräumen in Hochwang, am Donnerstag, 2. März, in der Schlossberghalle in Gutenberg und am Freitag, 3. März, in der Gemeindehalle in Schopfloch. Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 19 Uhr. ank