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Bufdis sind begehrt

Soziales Freiwilligenarbeit ist bei vielen sozialen Trägern nicht mehr wegzudenken. Trotz derzeitiger Corona-Schließung laufen die Bewerbungsphasen an. Von Lena Bautze

Jungen Menschen, die einen Bundesfreiwilligendienst machen (Bufdis), unterstützen unter anderem die Erzieherinnen im Weilheimer
Jungen Menschen, die einen Bundesfreiwilligendienst machen (Bufdis), unterstützen unter anderem die Erzieherinnen im Weilheimer Waldkindi.Archiv-Foto: Carsten Riedl

"Viele Schüler sind verunsichert“, sagt Andreas Bauer vom Kreisjugendring Esslingen. Sie bangen um ihren Schulabschluss, ihren Ausbildungs- oder Studienplatz. Einige überbrücken gerne die Zeit nach der Schule mit einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) oder einem Bundesfreiwilligendienst (Bufdi). Doch wie ist die Lage in der Region? Gibt es noch freie Stellen?

Antworten liefert unter anderem der Kreisjugendring, der Träger von rund 160 Stellen im Landkreis ist: „Bis Mitte Mai sind die meisten Plätze in der Regel vergeben“, erklärt Andreas Bauer. „Trotz Corona ist die Nachfrage groß.“

Einschränkungen gibt es aber, vor allem bei den aktuellen FSJlern und Bufdis. „Unsere Freiwilligen dürfen nicht mehr persönlich zu den Senioren“, sagt Heike Nägelein von den Maltesern in Kirchheim. Die Hilfsorganisation ist nur eine von vielen gemeinnützigen Einrichtungen im Kreis, die Stellen anbietet. Bei den Maltesern helfen die FSJler und Bufdis vorwiegend in der Verwaltung mit.

Heike Nägelein hofft aus der Coronakrise auch etwas Positives zu ziehen: „Wir bieten dieses Jahr auch eine Bufdi-Stelle für über 27-Jährige an.“ Damit können auch Ältere in einen Freiwilligendienst einsteigen, die eventuell ihren Arbeitsplatz verloren haben oder in Kurzarbeit sind. Der Bufdi-Platz bei den Maltesern ist auch als 50-Prozent-Stelle möglich. „Das bietet sich beispielsweise für Mütter an“, sagt Heike Nägelein. Neben ganz neuen Erfahrungen bekommen alle FSJler und Bufdis zudem ein monatliches Taschengeld, das zwischen 400 und 500 Euro liegt.

Den FSJlern sind auch die Seminare besonders wichtig. Dort haben sie die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen. Doch bis Ende Mai sind alle abgesagt. „Wie es ab September weitergeht, kann man noch nicht sagen“, erklärt Benjamin Langhammer von der Lebenshilfe Kirchheim. Der Verein bietet elf Einsatzstellen im Kindergarten und in Wohnheimen an. Auch hier hat sich einiges geändert: „Die Bewohner sind jetzt den ganzen Tag zu Hause und können nicht mehr in die Werkstätten“, sagt Julia Nemetschek-Renz von der Lebenshilfe. „Auch die Hospitationen sind nur noch eingeschränkt möglich.“ Trotzdem betreuen die Freiwilligen die Bewohner und achten darauf, neben ihrer Arbeit so wenig Außenkontakt wie möglich zu haben. Momentan hat der Verein noch einige Stellen frei und hofft, diese noch besetzen zu können, denn „Bufdis sind wichtig für die Bewohner“.

FSJler unterstützen Mitarbeiter

Auf die Hilfe eines FSJlers ist auch der Waldkindergarten in Weilheim angewiesen. Zurzeit ist zwar der Kindi geschlossen, aber trotzdem gibt es viel Arbeit. Der Bufdi unterstützt jetzt das Erzieherteam weitgehend von zu Hause aus mit Vorbereitungen für anstehende Geburtstage und Veranstaltungen, die in der Zeit nach der Schließung anstehen oder nachgeholt werden sollen. „Außerdem baut er ein Tipi im Wald wieder auf und beteiligt sich am Online-Angebot der Erzieher“, sagt Kerstin von Locquenghien vom Waldkindi.

Normalerweise hilft der Freiwillige bei der Betreuung der rund 20 Kinder mit, was in puncto Atmosphäre nochmal eine ganz andere Erfahrung ist. „Man merkt, dass die Bufdis geerderter werden“, findet die 38-Jährige Mutter. „Leider bekommen wir immer erst kurz vor September eine Zusage.“ Deshalb bangen die Mitarbeiter jedes Jahr aufs Neue darum, ob die Stelle neu besetzt werden kann. Auch für kommenden September ist noch ein Platz frei. Sollte er unbesetzt bleiben, müssen die Erzieher improvisieren: „Wir haben uns einen Pool an Springern aufgebaut, falls mal ein Bufdi oder ein Erzieher ausfällt“, sagt Kerstin von Locquenghien.

Ebenso schwierig findet das Jugendhaus in Lenningen einen FSJ­ler für sein Café Olé. „Wir sind halt am Landkreisrand inmitten der Natur, das ist nicht so beliebt wie Kirchheim“, meint Felix Schlienz vom Café Olé. Auch diese Einrichtung ist aktuell geschlossen. Doch die Mitarbeiter und die aktuelle FSJlerin nutzen die Zeit mit Renovierungsarbeiten und helfen in der Notfallbetreuung an Schulen mit. „Die Lehrer brauchen zum Beispiel Unterstützung in der Pausenbetreuung“, sagt der pädagogische Mitarbeiter. Seit diesem Jahr gibt es in Oberlenningen noch eine FSJ-Stelle. In der Grundschule sind die die Freiwilligen unter anderem für die Betreuung von Kindern zuständig.

Freie Stellen für einen Freiwilligendienst finden Interessierte hier