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Café, Museum und Kino statt Schule

Gemeinderat diskutiert Bürgerideen für die alte Schule und die Schlösslesschule

Was 2020 mit den beiden denkmalgeschützten Gebäuden alte Schule und Schlösslesschule passiert, beschäftigt die Dettinger Bürger schon heute.

Die Schlösslesschule und die alte Schule sollen ein „Multifunktionales Bürgerzentrum“ werden.Fotos: Thomas Krytzner

Die Schlösslesschule und die alte Schule sollen ein „Multifunktionales Bürgerzentrum“ werden. Foto: Thomas Krytzner

Dettingen. Noch sind es rund vier Jahre, bis die Entwidmung der alten Schule und der 150 Meter entfernten Schlösslesschule durchgeführt wird und somit beide Gebäude leer stehen. Vorsorglich hatte der Gemeinderat im Jahr 2015 ein Stuttgarter Büro für Stadtentwicklung mit der Prozessbegleitung beauftragt. Ziel war es, die Bürger von Anfang an in das Projekt einzubeziehen. Nach einer Bestandsaufnahme und Analyse moderierten die Vertreter des Büros Reschl die Bürgerbeteiligung. Das Interesse war sehr groß, und in drei Workshops erarbeiteten über 20 Dettinger Vereins- und Behördenmitglieder, aber auch interessierte Bürger, aus den Bedürfnissen der Bevölkerung verschiedene Konzepte, wie man die Gebäude erneut beleben kann.

Professor Richard Reschl stellte die Ideen an der Gemeinderatssitzung vor und betonte, dass die 150  Meter im Ortskern eine Visitenkarte seien. Mittlerweile leben 6 140 Menschen in Dettingen und die beiden Häuser seien für viele von ihnen auch die Schule gewesen. Der Denkmalschutz verhindere zwar die bauliche Veränderung und das sei im Sinne der sozialen Identität auch gut, aber man könne in beiden Gebäuden bauliche Maßnahmen vornehmen, die es Institutionen ermöglichen, für die Öffentlichkeit da zu sein.

Reschl nannte als Beispiel ein Café oder eine Bäckerei. Ebenso seien Praxisräume denkbar oder gar ein Kino. Ein Museum mit verschiedenen Ausstellungen und ein Internetcafé seien weitere Konzepte, die man gemeinsam mit den Bürgern erarbeitet hätte. „Die Mischung macht es aus,“ erklärt Richard Reschl, „und wenn man dazu noch günstigen Wohnraum schafft, ist der Dorfkern revitalisiert.“

Der aktuell dunkle Ortskern, wenn man des Abends spazieren gehe, könnte wieder erleuchtet und bewohnt sein. Und manch einer wäre sicher stolz, zu erzählen, dass er im Schlössle wohne. Reschl betonte die Ernsthaftigkeit der Diskussion in den Workshops. Zwar sei anfänglich deutliches Misstrauen da gewesen: „Werden unsere Ideen überhaupt gehört?“ oder „Ihr macht doch sowieso was ihr wollt!“ sei öfters zu hören gewesen, aber im Laufe der gemeinsamen Konzeptionierung fühlten sich die Teilnehmer ernst genommen. Praktisch jeder Vorschlag sei in die Konzeptplanung aufgenommen worden.

Kämmerer Jörg Neubauer berichtete, dass die Gemeinde Dettingen 2017 mit einem neuen Antrag ins Landesförderprogramm aufgenommen werden will. Schließlich seien bei Schulhäusern 85 Prozent der Sanierungs- und Umbaukosten förderfähig. Das Land übernehme dann 60  Prozent der förderfähigen Kosten. Dies sei der Fall, wenn Dettingen als Investor auftrete, sagt Neubauer, mit einem privaten Geldgeber wäre man von Investitionen befreit.

Hermann Pölkow warnte davor, dass Dettingen als Bauträger auftreten soll. „Das ist abenteuerlich“, sagt er und fährt fort: „sich mit dem Wohnungseigentumsgesetz auseinander-zuschlagen ist kaum machbar für eine Gemeindeverwaltung.“ Die Idee mit dem Museum könne man ruhig schon weiter treiben, das Signal solle ja aus dem Gemeinderat kommen, dass das Museum erwünscht sei.

Werner Hack ergänzt: „Wir haben ja Zeit.“ Er attestierte den Teilnehmern des Workshops gute Arbeit und fand es interessant, welche Belange die Bürger haben. Roland Sigl lobte die Ideen der Bürger ebenfalls, sieht das Kino aber noch mit Skepsis. Lieber solle man den Raum Multi-funktionell nutzen. Edith König beschäftigte sich mit der Frage nach der Parksituation. „Wo können die neuen Mieter dann parken?“ Haußmann erklärte, dass es auf den vorhandenen Grundstücken möglich sei, eigene Stellplätze zu errichten. Allerdings lehne er es ab, private und öffentliche Parkplätze zu vermischen.

Bevor Bürgermeister Rainer Haußmann zur abschließenden Abstimmung kam, verwies Ulrike Schweizer auf die vielen Bürger, die an den Workshops beteiligt gewesen seien und sie finde den Begriff „Multifunktionales Bürgerzentrum“ toll. Es sei eine einmalige Gelegenheit, im Schlössle Nutzen zu generieren. Für den vorgesehenen, aber noch nicht beschlossenen Verkauf der „alten Schule“ forderte sie Transparenz mit einer öffentlichen Ausschreibung.

Café, Museum und Kino statt Schule

Foto: Thomas Krytzner